Klima-Allianz fordert von COP28 "schlagkräftigen" Ausgleichsfonds
Eine "globale Kurskorrektur" bei Maßnahmen zum Klimaschutz und dessen Finanzierung erhofft sich die österreichische "Allianz für Klimagerechtigkeit" von der bevorstehenden Weltklimakonferenz COP28 in Dubai. Vertreter der NGO-Allianz, der auch mehrere kirchliche Organisationen angehören, sprachen sich am Donnerstag bei einem Online-Pressegespräch u.a. für einen sofortigen Stopp von Subventionen fossiler Brennstoffe und den Ausstieg aus fossilen Energien bis spätestens 2050 aus. Als einen zentralen Punkt für sozial gerechten Klimaschutz insbesondere im Globalen Süden müssten die Staaten zudem Beschlüsse zur Umsetzung eines "schlagkräftigen" Fonds zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern fassen, betonte Klimaallianz-Sprecher Martin Krenn.
Der sogenannten "Loss and Damage"-Fund (Fonds für Schäden und Verluste), der bei der Klimakonferenz im Vorjahr im ägyptischen Sharm el-Sheikh beschlossen wurde, müsse nun gestartet und seine Funktionsweise fixiert werden. erklärte Krenn. Noch gebe es "enorme Lücken" bei der Umsetzung. So brauche es unter anderem eine Entscheidung über die angezielte Höhe des Fonds, wies der Klima-Experte der Koordinierungsstelle für Internationale Entwicklung (KOO) der Österreichischen Bischofskonferenz hin.
Dazu nahm Krenn auch die österreichische Bundesregierung in die Pflicht. Diese müsse bei den COP-Verhandlungen die EU dabei unterstützen, einen umfangreichen ersten Beitrag zum neuen Fonds für Schäden und Verluste schon in Dubai zuzusagen. "Nur wenn die Industriestaaten ihrer Verantwortung nachkommen, kann der neue Fonds mit Leben erfüllt und damit den verwundbarsten Bevölkerungsgruppen in der Klimakrise verlässlich beigestanden werden", betonte Krenn.
Klimawandel zerstört Lebensgrundlagen
Die Folgen der Klimakrise verstärken sich massiv und das spürten nicht zuletzt jene Länder, die kaum Emissionen verursachen, erinnerten die Vertreter der Klimaallianz-Organisationen. Dass Naturkatastrophen, Dürren und Überschwemmungen Lebensgrundlagen zerstören, zu Ernteausfällen und Wasserknappheit führen und damit Armut sowie Ungleichheit fördern, berichtete bei dem Pressegespräch auch die Klima-Aktivistin Mana Omar aus Kenia. Mit eindringlichen Bildern aus ihrem Heimatland schilderte sich die dramatischen Folgen von Dürreperioden für indigene Viehhalter, für deren Tiere es zusehends zu wenig Wasser und Futter gebe.
Die Stimme von direkt und unverhältnismäßig stark von den Folgen des Klimawandels Betroffenen müssten auch bei Klimakonferenzen stärker gehört werden. "Wir müssen sicherstellen, dass sie bei Klima-Entscheidungen Vorrang erhalten", sagte Omar.
Für einen besseren Interessensausgleich, damit Klimaschutz soziale Ungleichheit nicht verschärft, trat auch "Südwind"-Klimasprecherin Lisa Aigelsperger ein. Vvulnerable und marginalisierte Gruppen wie Frauen, indigene Gruppen, ländliche Bevölkerung, Migrantinnen und Migranten, junge Menschen und Menschen mit Behinderungen müssten auf allen Ebenen gleichberechtigt in Entscheidungs- und Planungsprozesse miteinbezogen werden, forderte sie. Klimaschutz müsse "stets Hand in Hand gehen mit Menschenrechten, Armutsbekämpfung und Geschlechtergerechtigkeit".
"Ungeschönte" Bestandsaufnahme nötig
Dass sich insgesamt die Klimakrise weiter zuspitzt, erinnerte auch WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner. "Wir sind nicht auf Kurs unsere Klimaziele zu erreichen", hielt er fest und nahm dazu auf Analysen nationaler Klimaschutzpläne ebenso Bezug wie auf den aktuellen "Emissions Gap Report 2023" des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), wonach die Welt auf eine Erwärmung um fast 3 Grad zusteuert. So gebe es etwa nicht bloß eine Kluft, sondern einen "Canyon der gebrochenen Versprechen" zwischen dem "wissenschaftlich vorgegebenen Emissions-Minderungspfad" und der tatsächlichen Entwicklung.
Wie im Pariser Klimaabkommens von 2015 vorgesehen, will die Staatengemeinschaft bei der COP28 erstmals eine globale Bestandsaufnahme der Klimaschutz-Maßnahmen vornehmen. Diese für die Konferenz in Dubai vorgesehene "Klimaschutz-Inventur" müsse eine "ungeschönte" Bilanz ziehen und sei ein wichtiger Test für die Ernsthaftigkeit der Weltgemeinschaft beim Klimaschutz, so WWF-Experte Zehetner. "Bereits im Vorfeld steht fest, dass es eine überfällige Kurskorrektur braucht. Dafür müssen alle Staaten ihre nationalen Klimaschutzpläne für 2030 rasch nachbessern und für 2035 ambitionierte Ziele im Einklang mit dem 1,5-Grad-Limit festlegen", sagte Zehetner.
Quelle: kathpress