Säkularinstitute: "Berufung leben, ohne sie als Mascherl zu tragen"
Auf die besondere Berufung der katholischen Säkularinstitute hat die Obfrau der erst im Herbst neugegründeten Konferenz für diese Lebensform in Österreich, Maria Lukas, hingewiesen. Mitglieder der Säkularinstitute geloben lebenslang Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam, jedoch auf diskrete Weise, in den eigenen vier Wänden statt etwa in einem Kloster und im jeweiligen Zivilberuf als Wirkungsort. "Wir wollen unsere Berufung nicht wie ein Mascherl umhängen, damit die Menschen um uns nicht voreingenommen sind. Aber wir machen kein Geheimnis aus unserem Glauben", erklärte die Leiterin des Instituts "Caritas Christi", die auch am 28. November beim österreichischen Ordenstag sprechen wird, am Montag gegenüber Kathpress.
Lukas war bis vor kurzem Direktorin einer Pflegeschule der Stadt Wien, gehört ihrem Säkularinstitut jedoch bereits seit über drei Jahrzehnten an. "Meine 'rote' Schule war immer mein Biotop, da habe ich gut wachsen können", sagte sie rückblickend. Stets habe sie versucht, diesen Ort als "heiligen Boden" zu sehen und den Menschen dort auch entsprechend zu begegnen - "achtsam, sensibel und aufmerksam, im Wissen, dass Gott schon da ist". Manchmal hätten Schülerinnen erfahren, dass sie gläubig sei - "und fragten mit großem Erstaunen: Was, und gehen Sie auch sonntags in die Kirche?"
Bezwecken wollen die Institute mit ihrer Diskretion jedoch "keine Geheimniskrämerei, sondern, dass das zwischen uns und Gott etwas Persönliches bleibt", betonte Lukas. Sie selbst, "Tochter eines Waldviertler Erdapfelbauers", verspürte schon früh eine "Berufung zur Ehelosigkeit, jedoch in der Welt" - was sie vor einem Ordenseintritt zurückschrecken ließ. Eine an "alleinstehende Frauen" gerichtete Kirchenzeitungs-Annonce Anfang der 90er-Jahre führte die damals 35-jährige zu Exerzitien ihres heutigen Instituts. "Dort wusste ich: Das ist das, wonach ich gesucht habe."
Neun Säkularinstitute mit etwas mehr als hundert allesamt weiblichen Mitgliedern gibt es in Österreich, weltweit sind es 24.000 Mitglieder beiderlei Geschlechts in insgesamt 180 Instituten. Bei dieser seit 1947 offiziell anerkannten Lebensform gibt es eine Weihe ("Donation") und das Apostolat, ebenso aber auch das Prinzip der Weltlichkeit - "die Verankerung dort, wo die Kirche sonst nicht hinkommt", wie Lukas erklärte. Jedes Mitglied kommt selbst für das Leben auf und ist für das eigene Wirken selbstverantwortlich. Das Gemeinschaftsleben konzentriert sich auf meist ein- bis zweimal monatlich stattfindende Austausch- und Gebetstreffen.
Während "Caritas Christi" und auch andere Institute auf südlichen Kontinenten teils starke Zuwächse verzeichnen, steigt in Mitteleuropa der Altersdurchschnitt ständig und Neuzugänge sind selten - auch in Österreich. Lukas: "Die allermeisten von uns stehen nicht mehr im Beruf." Zeitgerechte Altersvorsorge und barrierefreies Wohnen sind ebenso Thema wie bei anderen alleinstehenden Frauen auch, "vielleicht gestalten wir nur das Altern ein wenig anders". Wenn schließlich auch das Ehrenamt nicht mehr geht, bleibt dennoch das Gebet der Lebensmittelpunkt, und statt Teilnahme an regelmäßigen Treffen "bemühen wir uns über Besuche und Telefonate in Kontakt zu bleiben".
Ähnlich wie bei Ordensgemeinschaften führt das Älter- und Kleinerwerden auch bei den Säkularinstituten zu neuen Formen der Zusammenarbeit. "Wenn bei kleineren Instituten nur noch eine Handvoll Mitglieder zu den Exerzitien kommen können, organisieren wir diese vielleicht in Zukunft mit anderen Gemeinschaften", sagte Lukas. So sei man öfters bei anderen Instituten zu Gast und es gäbe dadurch neue Möglichkeiten, "den eigenen Schatz mit anderen zu teilen".
Als neu bezeichnete Lukas auch die Entwicklung, dass neu eintretende Frauen mitunter die ersten Jahre der Formungszeit - das ewige Versprechen leisten Mitglieder ohnehin erst nach acht Jahren - mitmachen und sich dann für einen anderen Weg entscheiden. "Auch wenn sie dann aussteigen, sagen diese Frauen oft, dass die gemeinsame Zeit wichtig für sie war, und auch die Institute erleben es so: Schließlich haben diese Frauen ihre Welt, ihre Spiritualität und auch Liebe zu uns hereingetragen." Vielleicht stelle dies ein Modell dar, auf das in Zukunft stärker zu setzen sei, überlegte die Obfrau - "ein wenig vergleichbar wie beim freiwilligen Ordensjahr, nur ist man bei uns zu keinem Zeitpunkt aus dem gewohnten säkularen Leben und Umfeld herausgenommen". (Infos: https://saekularinstitute.at)
Quelle: kathpress