Landau: "Wir werden mehr und nicht weniger Europa brauchen"
Die sozialen und politischen Herausforderungen werden künftig nach mehr und nicht nach weniger Europa verlangen: Das hat Caritas-Präsident Michael Landau im Interview mit der "Krone" (19. November) betont - und damit zugleich unterstrichen, dass ihm seine Aufgabe als Präsident von Caritas Europa auch nach seinem Ausscheiden als Präsident der Caritas Österreich Ende Jänner 2024 sehr am Herzen liegt: "Im Hinblick auf die Herausforderungen, die da sind, werden wir in Zukunft mehr und nicht weniger Europa brauchen. Klimakrise, soziale Krise: Diese Aufgaben lassen sich nicht auf nationaler Ebene lösen. Das gilt auch für die Themen Armut und Pflege. Da kann Österreich in das Netz von 49 Mitgliedsorganisationen in 46 Ländern viel einbringen."
Sein Ausscheiden als Caritas-Präsident in Österreich begründete Landau u.a. damit, dass es nach 10 Jahren als Caritas-Präsident und 28 Jahren in Leitungsfunktionen nun "Zeit für einen Generationenwechsel" sei. Es sei vieles gelungen in diesen 10 Jahren, die Caritas sei "heute mehr denn je mit der lebendigen Zivilgesellschaft verwoben" und zu einem "Nahversorger der Solidarität und Nächstenliebe" geworden.
Landau nutzte den heutigen "Welttag der Armen" aber auch zu Kritik an einer mangelhaften Armutsbekämpfung im Land: Die Zahl der akut von Armut betroffenen Menschen habe auch hierzulande zugenommen. "In Österreich muss zwar niemand verhungern und erfrieren, aber es gibt auch bei uns Menschen, die in ihren Wohnungen frieren und die vor der Frage stehen, ob sie das wenige Geld, das sie haben, für Essen oder fürs Heizen verwenden sollen." Vor diesem Hintergrund halte er den Plan von SPÖ-Chef Andreas Babler, jedem Kind eine warme Mahlzeit pro Tag zu garantieren, für "sinnvoll": "Denn natürlich gibt es Kinder, die ohne Frühstück in die Schule kommen oder die kein Essen erwartet, wenn sie nach Hause kommen. Aber der Subtext, dass das Land jetzt den Bach runtergeht, ist falsch."
Bei der Frage gelingender Integration zeigte sich Landau offen, über die Frage verbindlicher Werte zu diskutieren. Wobei eine bloße Unterschrift unter einem Kodex dazu nicht genügen werde: "Es geht darum, dass Asylwerber unsere Werte mittragen. Das gelingt durch Teilhabe. Aber klar ist auch: Wer dieses Angebot nicht annehmen möchte oder sich sogar dagegenstellt, der sollte woanders leben. Nicht jeder, der Asyl beantragt, kann auch Asyl erhalten. Da hat Österreich vielleicht nicht gut genug hingeschaut."
Im Blick auf seine eigene Zukunft wies Landau alle Spekulationen über höhere kirchliche Ämter von sich. Gefragt, ob er als Nachfolger von Kardinal Christoph Schönborn als Erzbischof von Wien oder als Wiener Generalvikar gehandelt werde, sagte Landau: "Weder das eine noch das andere ist etwas, das am Radar ist."
Quelle: kathpress