Caritas Vorarlberg feiert 100 Jahre-Jubiläum mit Festjahr
Mit einem Festjahr begeht die Caritas der Diözese Feldkirch ihr 100-Jahre-Jubiläum. "Es sind 100 Jahre des aktiven Mitgestaltens einer Gesellschaft, in der Menschen einander sehen, füreinander Verantwortung übernehmen und in der es soziale Sicherheit und Perspektiven für alle gibt", betonte der Vorarlberger Caritasdirektor Walter Schmolly im Rahmen einer Pressekonferenz am Freitag in Feldkirch. Den Auftakt in das Jubiläumsjahr markiert ein Festgottesdienst zum "Welttag der Armen" (19. November) im Feldkircher Dom (10.30 Uhr). Der Messe werden der Feldkircher Diözesanbischof Benno Elbs und Abraham Desta, Bischof der Diözese Meki in Äthiopien, vorstehen. Elbs ist in der Österreichischen Bischofskonferenz auch für die Caritas zuständig.
Am 14. März 1924 fand die Gründungsversammlung der Caritas in Feldkirch statt, im Gründungsstatut wurde bereits deutlich, dass der Leitspruch "Not sehen und handeln", schon damals im Zentrum stand. So wurde die Fürsorge für Menschen am Rande der Gesellschaft, etwa Ortsfremde, Arbeitslose und Obdachlose, aber auch Kinder besonders betont. Im Laufe der Jahre seien dann immer mehr Themenfelder dazu gekommen, so Schmolly. "In diesen 100 Jahren hat die Caritas sich viel Knowhow für professionelle Dienstleistungen angeeignet, aber sie ist vor allem auch eine Bewegung geblieben."
Parr: Braucht "armutsfesten Sozialstaat"
Auf die großen aktuellen Herausforderungen angesichts multipler Krisen machte Caritas-Österreich-Generalsekretärin Anna Parr aufmerksam, die bei dem Medientermin drei konkrete Forderungen formulierte. Es brauche wieder einen "armutsfesten Sozialstaat", so Parr. "Um Menschen jetzt und auch langfristig zielgerichtet zu helfen und Kinderarmut zu bekämpfen, muss die Bundesregierung Lücken im Sozialsystem schließen."
Es brauche dringend eine substanzielle Anhebung der Ausgleichszulage. Das bedeutet, die Ausgleichszulage, als Mindeststandard im Sozialsystem, müsse um rund 200 Euro, das ist der Betrag, um den sie unter der aktuellen Armutsgefährdungsschwelle liegt, erhöht werden. "Wenn der Mindeststandard in unserem Sozialsystem erhöht wird, kann Armut nachhaltig reduziert werden", zeigte sich Parr überzeugt.
Mehrfach gefordert hat die Caritas auch die Reform der Sozialhilfe, damit diese wieder zu einem sicheren letzten Auffangnetz werde. Das Sozialhilfe-System sei durch die frühere ÖVP-FPÖ-Bundesregierung von einer Mindestsicherung zu einem föderalen "Fleckerlteppich" zerschlagen worden, kritisierte Parr. "Die Folge sind himmelschreiende Ungerechtigkeiten in der Höhe der Unterstützungen je nach Bundesland." Was es brauche, seien bundesweit einheitliche Mindeststandards.
Selbiges gelte auch für eine Reform des Arbeitslosengelds. "Dass die Bundesregierung hier keine tragfähige Lösung zustande bringt, können wir nicht hinnehmen", so Parr. Und auch im Bereich der Kinderarmut, gebe es leider noch viel zu tun: "Nein, in Österreich muss kein Kind verhungern. Das heißt aber noch lange nicht, dass kein Kind in Österreich hungert". So seien armutsbetroffene Kinder in allen Lebensbereichen massiv benachteiligt.
Starker Anstieg von Caritas-Beratungen
Caritasdirektor Schmolly berichtete über die Folgen der Krisen für die Menschen in Vorarlberg. So habe die Organisation zwischen Jänner und September mit insgesamt 2.658 Personen nochmals um 170 Personen mehr beraten als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Besonders Kinder seien immer stärker von Armut betroffen. In den ersten drei Quartalen habe man 1.818 Kinder und damit um 19 Prozent mehr als noch im Vorjahr unterstützt, so Schmolly. "Wenn wir in dieser Teuerungskrise eine gemeinsame Verantwortung haben, dann ist es doch wohl die, dass durch diese Krise nicht Kinder um ihre Chancen gebracht werden", appellierte er an die Politik, mehr Maßnahmen gegen Kinderarmut zu setzen.
Im kommenden Jahr werde es zahlreiche Veranstaltungen in Vorarlberg anlässlich des Jubiläumsjahrs geben. So soll etwa die Wanderausstellung "100 Jahre Caritas", in den nächsten Monaten in Pfarren und Gemeinden zugänglich sein. Historiker werden u.a. Forschungsarbeiten zur Caritasarbeit in den letzten hundert Jahren präsentieren. Um auch in die Zukunft zu blicken, soll es im kommenden Frühjahr den Dialogweg "zusammen24" geben, um der Frage nachzugehen, was die großen Veränderungen unserer Zeit mit dem sozialen Miteinander in unserer Gesellschaft machen und was sich hier positiv mitgestalten lässt. Ebenfalls geplant sind ein Festakt "100 Jahre Caritas der Diözese Feldkirch" im kommenden März sowie ein Straßenfest in Dornbirn Anfang September. (Spenden: IBAN AT 32 3742 2000 0004 0006, Kennwort: Inlandshilfe, oder Online: www.caritas-vorarlberg.at)
Quelle: kathpress