Synodaler Prozess: Lackner sieht "Wachstumsschub" für die Kirche
Die Weltbischofssynode hat für die Katholische Kirche einen "unerwarteten Wachstumsschub" gebracht. Das hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner am Freitag bei der Pressekonferenz in Wien zum Anschluss der Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz betont. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz verglich die Kirche mit einem Baum, der auch in vermeintlichen Zeiten des Stillstands wie Trockenperioden wachse, nun aber doch ordentlich zugelegt habe. Er sehe jedenfalls die Kirche wie auch den Glauben als etwas "Organisches", das wachsen müsse.
Lackner vertrat als Bischofskonferenz-Vorsitzender Österreich bei der Weltbischofssynode im Oktober in Rom. Er habe im Laufe des mehrjährigen Synodalen Prozesses in der Katholischen Kirche persönlich viel gelernt. Wie er darlegte, habe ihm der Papst schon allein durch den Begriff "Synodalität" einen Denkanstoß gegeben. Es gelte, die "Balance zwischen Teil und Ganzem" zu halten und beim vom Papst immer wieder eingeforderten Zuhören "niemandem a priori die Wahrheit abzusprechen", so Lackner. Insofern sei die um Nicht-Bischöfe, Nicht-Priester und Frauen erweiterte Synode im Oktober zum Anstoß für eine "neue Offenheit und Ehrlichkeit" geworden.
Er selbst sei im Synodalen Prozess offener für mögliche Reformen geworden und "nicht mehr ein entschiedener Gegner des Änderns". Vielmehr bemühe er sich um eine "innere Flexibilität" und wolle "kein Hindernis sein für die Zukunft", so Lackner wörtlich. Aufgeschlossen zeigte sich der Erzbischof etwa für mehr Entscheidungsbefugnisse für Bischofskonferenzen: "Da sind wir dran."
Selbstkritisch äußerte sich der Vorsitzende zur bisher unzureichenden Einbindung von Gruppen wie der Jugend oder von Zuwanderern. Dass die Kirche bei Jugendlichen laut dem jüngst erhobenen Vertrauensindex an letzter Stelle rangiert, "erschreckt uns sehr". Und die Frage, wie sie und auch Frauen kirchlicherseits erreicht werden können, beschäftige ihn sehr, wie Lackner sagte. In seiner Erzdiözese Salzburg habe er 60 "Anhörkreise" initiiert, in denen im Stil der Synode unterschiedliche Stimmen gehört und ernst genommen werden sollen.
Religionen in Österreich einig gegen Gewalt
Dass "in Österreich das friedliche und freie Leben für Menschen jedweder Religion oder Überzeugung gewährleistet sein" müsse - wie es in der Erklärung der Bischofskonferenz zum Antisemitismus heißt -, sei eine Überzeugung, die alle heimischen Religionsgemeinschaften teilen, berichtete Lackner von einem interreligiösen Treffen am Montag auf Einladung von Bundeskanzler Karl Nehammer. Bei der Begegnung im Bundeskanzleramt sei Einigkeit darüber deutlich geworden, dass religiöse Überzeugungen nicht zu einem Unterscheidungsmerkmal werden dürfen, das Gewalt rechtfertigt.
Auf eine weitere Anfrage zum Thema Missbrauch informierte der Salzburger Erzbischof darüber, dass der Feldkircher Bischof (und ausgebildete Psychotherapeut) Benno Elbs mit der Evaluierung der bisherigen Aufarbeitung in Österreich betraut wurde, um etwaige "blinde Flecken" ausfindig zu machen. Die Katholische Kirche habe hierzulande mit der von Waltraud Klasnic geleiteten Unabhängigen Opferschutzkommission jedoch auch für andere Länder vorbildliche und opferzentrierte Arbeit geleistet. Lackner äußerte die Überzeugung, dass es sich keine Bischofskonferenz mehr leisten könne, sich dem Thema Missbrauch in der Kirche nicht mit Ehrlichkeit und Sorgfalt zu stellen.
Quelle: kathpress