Kardinal Schönborn: Sankt Martin ein Vorbild für alle
Kardinal Christoph Schönborn hat die Umbenennung ursprünglich christlicher Feste kritisiert. In seiner Wochen-Kolumne in der Zeitung "Heute" (Freitag) verwies er auf das Fest des heiligen Martin am 11. November, das vielfach nur als "Lichterfest" oder "Laternenfest" gefeiert wird, "angeblich aus Rücksicht auf Andersgläubige". Schönborn zeigte in seiner "Antworten"-Kolumne kein Verständnis dafür, dass der Name des Heiligen nicht mehr genannt wird: "Die Haltung des heiligen Martin ist doch für alle Menschen ein Vorbild, egal welcher Religion. Sein Beispiel tut uns allen gut!", so der Wiener Erzbischof.
"Martin erinnert Groß und Klein an das Teilen mit den Anderen. Sein Leben ist ein Vorbild für uns alle", erläuterte Schönborn. Der römische Offizier Martin (316/17-397) soll der Legende nach hoch zu Ross einem frierenden Bettler vor dem Stadttor von Amiens begegnet sein. Kurz entschlossen teilt er mit dem Schwert seinen weiten, warmen Umhang und schenkt die Hälfte dem notleidenden Mann. "Diese spontane Geste hat sein Leben verändert", so der Kardinal.
Danach soll Martin im Traum gesehen haben, dass Jesus der Bettler war. "Seither lässt ihn die Not seiner Mitmenschen nicht mehr kalt. Er hilft, wo er kann. Die Menschen wünschen ihn daher als ihren Bischof", schrieb Schönborn.
Am Gedenktag des Heiligen aus dem 4. Jahrhundert finden traditionell Martinsumzüge statt. Kinder ziehen dabei mit selbst gebastelten Laternen durch die Straßen.
Aktion "St. Martin 4.0" in Graz und Innsbruck
In Graz und Innsbruck lädt eine ökumenische Initiative am Samstag - dem Gedenktag des Heiligen Martin - von 10.30 Uhr bis 14 Uhr Passantinnen und Passanten zum Reden, Denken und Teilen ein. Unter dem Titel "Sharing and caring. St. Martin 4.0" wolle die Aktion Menschen dort aufzusuchen, wo sie sich befinden, "statt darauf zu warten, dass sie zu uns kommen", heißt es in einer Aussendung.
Als weithin sichtbarer Blickfang wird ein übergroßer "Flieger", dem Instagram Share-Icon nachempfunden, dienen. In der Innsbrucker Innenstadt und an drei zentralen Orten in Graz wird "durch verschiedene Aktionen kräftig geteilt", so die Veranstalter. Interessierte können etwa eigens gestaltete Postkarten verschicken oder Handy-Fotos mit dem Hashtag #sharingandcaring oder #kirchemitundfuereinander teilen.
Initiiert und durchgeführt wird "St. Martin 4.0" von fünf unterschiedlichen christlichen Kirchen, darunter etwa der evangelische Pfarrer Friedrich Eckhardt (Christuskirche Graz-Eggenberg) sowie der Grazer katholische Dompfarrer Ewald Pristavec. "Jede Gesellschaft lebt von Menschen, die miteinander ein Stück des Lebensweges gehen, und die bereit sind, füreinander da zu sein", erklärte Pristavec das Anliegen der Aktion.
Der heilige Martin
Der heilige Martin ist Patron der Bettler, der Geächteten und der Kriegsdienstverweigerer. Der Gedenktag des in Savaria - im heutigen Ungarn - geborenen Heiligen am 11. November fällt nicht auf seinen Todestag, sondern auf den Tag seiner Beisetzung im französischen Ort Tours. Er wird auch in den orthodoxen, anglikanischen und evangelischen Kirchen als Heiliger verehrt.
Der Martinstag war traditioneller Pacht- und Zahltag am Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres, an dem auch geschlachtet wurde. Nach dem Martinstag begann die 40-tägige Fastenzeit vor Weihnachten ("Martinsquadragese"); ein Grund, warum am Gedenktag bis heute große Festessen stattfinden, traditionell mit Gänsebraten. Letztere geht auf die Legende zurück, dass sich der Heilige im Gänsestall versteckt hat, als die Bürger von Tours den Einsiedler als ihren Bischof haben wollten; die schnatternden Gänse sollen ihn verraten haben. Außerdem gibt es auch die Tradition der Martinsfeuer, der Fackelumzüge oder Verteilens von Süßigkeiten.
Quelle: kathpress