Bischöfe zeigen Solidarität mit Berg-Karabach
Die Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz haben den vertriebenen Armeniern aus Berg-Karabach Mitgefühl und Solidarität versichert. In einer am Freitag veröffentlichten Erklärung warnen die Bischöfe vor der aktuellen schwierigen humanitären Situation der mehr als 100.000 Armenier, die aus Berg-Karabach flüchten mussten. Besonders betroffen seien die 30.000 Kinder unter den Geflüchteten, die in den vergangenen zehn Monaten Unvorstellbares erlitten hätten: zuerst eine neunmonatige Blockade von Berg-Karabach, dann die Vertreibung. "Sie wurden in einer großer Solidaraktion in Armenien aufgenommen, brauchen nun aber weitere Hilfe", heißt es wörtlich in der Erklärung.
Die Bischofskonferenz ruft die internationale Staatengemeinschaft zur Unterstützung auf, um eine weitere humanitäre Katastrophe zu vermeiden und die bestehende zu lindern. "Wir dürfen die Geflüchteten aus Berg-Karabach und die Armenier, die sie aufgenommen haben, nicht im Stich lassen", so die Bischöfe, die im Rahmen ihrer Herbstvollversammlung mit dem armenisch-apostolischen Bischof Tiran Petrosyan zusammengetroffen waren. Petrosyan informierte beim Treffen u.a. über die aktuelle Lage in Armenien und Berg-Karabach.
"Die armenische Enklave Berg-Karabach hat faktisch aufgehört zu existieren. Wir sind zutiefst besorgt über die Entwicklung in der Region", so die Bischöfe weiter. Kritik üben sie dabei an der Waffengewalt Aserbaidschans, die unter den "Augen der Weltöffentlichkeit" stattgefunden hätte und "einen seit Jahrtausenden bestehenden armenischen Kulturraum entvölkert" habe. Zudem gebe es Warnungen, wonach Aserbaidschan auch den südlichen Teil Armeniens erobern wolle, "um eine Landverbindung zur Enklave Nachitschewan herzustellen".
"Jede neue kriegerische Aggression wird unzählige weitere Tote, Verwundete und Vertriebene mit sich bringen", befürchten die Bischöfe und rufen die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, mit geeigneten Mitteln der Eskalation ein Ende setzen.
Freilassung von Kriegsgefangenen
Aserbaidschan hatte Berg-Karabach am 19. September mit überlegenen militärischen Mitteln angegriffen. Schon nach einem Tag war der Krieg entschieden. Laut den österreichischen Bischöfen sollen sich noch mehr als 1.000 armenische Kriegsgefangene in Aserbaidschan befinden, über deren Verbleiben keine Informationen vorliegen. "Wir fordern deren Freilassung", so die Bischöfe wörtlich. Es sei "bereits genug Blut geflossen und Leid über die Bevölkerung Berg-Karabachs gekommen".
Sorge bereite zudem die Auslöschung des christlichen Erbe Berg-Karabachs, das bis ins vierte Jahrhundert zurückreicht. Auch hier müsse die internationale Staatengemeinschaft einschreiten, "die bisher zu wenig Engagement für Berg-Karabach gezeigt hat".
Die Bischöfe erinnern auch an den Genozid an Armeniern vor über 100 Jahren: "Damals wie heute fühlt sich das armenische Volk von der Staatengemeinschaft alleine gelassen." Die armenische Bevölkerung benötige nun Zeichen der Verbundenheit und Unterstützung. Die österreichischen Bischöfe wollen sich daher künftig verstärkt um die Region annehmen, etwa durch Hilfe und Solidaritätsbesuche vor Ort.
Quelle: kathpress