Neues "MOMO"-Kinderpalliativzentrum in Wien eröffnet
In Wien-Währing gibt es ein neues Kinderpalliativzentrum für schwerstkranke Kinder. Im "MOMO ZeitRaum" in der Schulgasse 38 werden ab 5. Dezember betroffene Kinder, deren Geschwister sowie Eltern zusätzlich zu den mobilen Einsätzen der Organisation betreut, hieß es bei der Eröffnung des "ZeitRaums" am Donnerstag. Auf 460 Quadratmetern bietet "MOMO" medizinische Versorgung, Entlastungspflege und therapeutische Behandlung an. Die Kinder können hier den ganzen Tag verbringen, geplant sind künftig auch Übernachtungsmöglichkeiten, damit Eltern Zeit für sich bekommen.
Seit dem Beginn von "Momo" vor zehn Jahren habe man insgesamt über 500 Kinder betreut, 200 von ihnen sind in der Zeit verstorben. Es seien "500 Schicksale und Geschichten, schwere aber auch leichte Situationen", berichtete "MOMO"-Leiterin Martina Kronberger-Vollnhofer. Der Kinderonkologin und Palliativmedizinerin stehen 23 haupt- und 50 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Seite.
Ein Ziel des Zentrums sei es auch, dass kranke Kinder im Kontakt mit anderen Betroffenen erleben, dass sie nicht alleine sind, so Kronberger-Vollnhofer. "Schwerkranke Kinder sind oft sehr isoliert, hier sollen sie etwas Abwechslung bekommen." Die Kinder brauchen unterschiedlich viel Betreuung, an zwei Tagen die Woche sollen ab sofort aber zwei bis drei Kinder gleichzeitig den Tag in der Einrichtung verbringen können. Ebenso gibt es Räumlichkeiten für Geschwisterkinder und ein Elterncafe, in dem sich betroffene Eltern untereinander austauschen können. Auch Trauerbegleitung, einzeln und in der Gruppe, bietet "MOMO" an.
Schwertner: "MOMO" ist "Mutmachprojekt"
"MOMO" wurde 2013 von der Caritas, der CS Caritas Socialis und der mobilen Kinderkrankenpflege MOKI als Wiener Kinderhospiz GmbH gegründet. Klaus Schwertner, Caritasdirektor in der Erzdiözese Wien, bezeichnete "MOMO" bei der Eröffnung als "Mutmachprojekt", das Tageszentrum sei ein "Meilenstein", so Schwertner, "berührend und ermutigend zugleich".
Vor zehn Jahren habe man festgestellt, dass es in dem Bereich eine starke Unterversorgung gebe. Auch heute sei man leider von einer flächendeckenden Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich weit entfernt, so Schwertner. Das Palliativgesetz sei zwar wichtig gewesen, aber für Einrichtungen wie "MOMO" nicht ausreichend. So warte man immer noch auf eine gesicherte Finanzierung durch den Staat und sei auf Spenden angewiesen, "aber gerade in diesem Bereich können Betroffenen nicht warten". Man dürfe deshalb nicht ruhig bleiben, solange die Finanzierung nicht gesichert ist.
Für Robert Oberndorfer, Geschäftsführer der CS Caritas Socialis, zeige das Zentrum die Vielfalt der Betreuungsmöglichkeiten für Betroffene auf. "Hier steht das Leben im Mittelpunkt, nicht das Sterben". Pionierprojekte wie "MOMO" seien immer schon in der ersten Zeit auf Spenden angewiesen gewesen. Bis die Politik einsteige, vergehe erfahrungsgemäß Zeit. Bei "MOMO" sei es dringend an der Zeit, "dass das, was angekündigt auch umgesetzt wird", so Oberndorfer ebenfalls mit Verweis auf Palliativgesetz, er wünsche sich rasch eine Regelfinanzierung für die Einrichtung.
"MOMO" bietet Lebens- und Sterbebegleitung
Die Währinger Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne) freute sich, dass mit "MOMO" eine Einrichtung im Bezirk ist, die das wichtige Thema in den Fokus rückt. Es gehe darum, sich bewusst zu machen, dass es solche Ausnahmesituationen gibt, die Qualität einer Gesellschaft mache aus, wie man damit umgehe, sagte Nossek zum Start der neuen Einrichtung. Von daher sichere sie "MOMO" von bezirkspolitischer Seite "volle Unterstützung" zu.
Sterben sei an sich schon ein Tabu, "die Menschen wollen das wegschieben, bei Kindern wirds das noch härter", betonte "MOMO"-Leiterin Kronberger-Vollnhofer. Um im Kinderhospiz-Bereich zu arbeiten, sei ein großes Maß an Fröhlichkeit Grundvoraussetzung, es gelte "alles Schöne, das im Leben passiert, als solches wertzuschätzen", so die Palliativmedizinerin. Geändert habe sich im Laufe der Jahre der Zeitpunkt, ab wann Palliativbegleitung beginnt. Man werde von Betroffenen mittlerweile bereits sehr früh kontaktiert, so biete "MOMO" für einen langen Zeitraum in erster Linie Lebensbegleitung und am Ende dann auch Sterbebegleitung. (Spenden: https://www.kinderpalliativzentrum.at/de/spenden-helfen/online-spenden/)
Quelle: kathpress