Caritas: Mehr als 150.000 Oberösterreicher armutsgefährdet
In Oberösterreich sind 154.000 Menschen armutsgefährdet. Das heißt, ihr Einkommen liegt unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.392 Euro. Darauf hat die Caritas der Diözese Linz am Montag zum Start der diesjährigen Elisabethsammlung aufmerksam gemacht, bei der die Hilfsorganisation für betroffene Menschen im Inland sammelt. "Die Teuerungen machen schon bisher existierende Schwächen im Sozialsystem noch deutlicher. Bestehende Armutslagen werden verschärft", betonte der oberösterreichische Caritasdirektor Franz Kehrer bei einer Pressekonferenz in Linz.
So viele Menschen wie noch nie würden aktuell in den Sozialberatungsstellen der Organisation um Hilfe ansuchen. Darunter seien neben Mindestpensionistinnen und -pensionisten, Sozialhilfebeziehenden und arbeitslosen Menschen auch immer mehr Arbeitende, deren Einkommen nicht für das Überleben ausreicht. Gerade jüngere Familien mit Kindern seien zunehmend von Armut betroffenen, gehe aus einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO hervor. So stieg der Anteil der Armen in diesem Segment zwischen 2005 und 2019 um 25 Prozent. "Es braucht ein Bündel an Maßnahmen, um den Menschen zu helfen und die Armut zu bekämpfen", so Kehrer.
Wichtigste Maßnahme ist laut Caritas eine Gesamtreform der Sozialhilfe, die etwa die Anrechnung anderer Sozialleistungen wie der Wohnbeihilfe verbietet. In Oberösterreich erhalten viele Menschen bis zu 300 Euro weniger Sozialhilfe, was der maximalen Höhe der Wohnbeihilfe entspricht. "Auch das Arbeitslosengeld und die Notstandshilfe inklusive Familienzuschlägen als Instrumente zur Armutsbekämpfung müssen im Zuge der Teuerungen erhöht werden", betonte Kehrer.
Als wichtigen Hebel gegen Armut in Österreich nannte der Caritasdirektor die Erhöhung der sogenannten "Ausgleichszulage" auf die Höhe der Armutsgefährdungsschwelle. Diese beträgt aktuell 1.392 Euro. Unter der Ausgleichszulage ist das zu verstehen, was man auch landläufig "Mindestpension" nennt, außerdem ist es der Richtsatz für die Höhe der Sozialhilfe. "Damit das Grundbedürfnis Wohnen nicht noch mehr zum Luxus wird für Menschen mit geringem Einkommen, brauche es zudem den weiteren Ausbau von gefördertem leistbarem Wohnraum. "Und es bräuchte eine Schranke bei den Mietpreiserhöhungen auch bei privaten Mietverhältnissen", so Kehrer.
27 Prozent mehr Klienten
Über die Situation in den 15 Caritas-Sozialberatungsstellen in Oberösterreich berichtete deren Leiterin Michaela Haunold. Bis Ende Oktober kamen um fast 27 Prozent mehr Menschen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres zur Beratung durch die Hilfsorganisation. "Die häufigsten Probleme sind die hohen Energiekosten, Lebensmittelpreise und Mieten. Den Menschen fehlt die Perspektive", so Haunold. Ein neues Phänomen sei, dass immer mehr Menschen mit psychischen und anderen gesundheitlichen Problemen die Beratung aufsuchten. "Sie sind oft Folge der lang anhaltenden existenziellen Belastung und fordern uns in unserer Arbeit zusätzlich", betonte die Caritas-Mitarbeiterin.
Sorge mache auch der hohe Anteil von Frauen. "60 Prozent der Hilfesuchenden sind Frauen, 54 Prozent haben Kinder und 21 Prozent sind Alleinerzieherinnen", berichtete Caritasdirektor Kehrer. "Als Caritas können wir nur ein wenig abfedern, was von staatlicher Seite versäumt wird." Mit den Spendenmitteln könne man letztlich den Menschen in Not in den Sozialberatungsstellen mit Beratung und punktueller finanzieller Unterstützung helfen. (Infos und Spendenmöglichkeit unter www.caritas-ooe.at)
Quelle: kathpress