Kirchen und Republik gedenken des Jahrestags der Novemberpogrome
Die Kirchen und die Republik Österreich gedenken des 85. Jahrestags der nationalsozialistischen Novemberpogrome gegen die jüdische Bevölkerung. Den Veranstaltungen dazu am 9. November kommt angesichts des zuletzt - nach der Gewalteskalation im Nahen Osten - angestiegenen Antisemitismus besondere Brisanz und Aktualität zu. Das offizielle Österreich gedenkt am Donnerstag mit einer Veranstaltung im Parlament, an der neben IKG-Präsident Oskar Deutsch und dem Shoah-Überlebenden Benno Kern auch Kardinal Christoph Schönborn sein Kommen zugesagt hat. Ebenfalls in Wien kommt es im Zuge der Reihe "Mechaye Hametim" zu einem ökumenischen Gottesdienst und Schweigegang, in Linz finden sich in der Synagoge u.a. Bischof Manfred Scheuer und Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer ein.
Die Gedenkveranstaltung im Parlament beginnt um 17 Uhr mit Eröffnungsworten von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und einer Videogrußbotschaft des Präsidenten der israelischen Knesset, Amir Ohana. Anschließend stehen die zerstörten Synagogen Österreichs und ihre virtuelle Rekonstruktion im Mittelpunkt einer Präsentation von Bob Martens von der Technischen Universität Wien und Herbert Peter von der Akademie der bildenden Künste. Nach einem Statement des Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, und einer Filmeinspielung zur neuen ORF-Doku "Alter Hass - neuer Wahn" begegnet Moderatorin Lisa Gadenstätter dem 95-jährigen Shoah-Überlebenden und ehemaligen Auschwitz-Häftling Benno Kern in einem Zeitzeugengespräch.
Höhepunkt der "Bedenktage" in Wien
Eine Vielzahl an Veranstaltungen, die die Erinnerung an den NS-Furor vor 85 Jahren wachhalten sollen, umfasst die "Bedenktage"-Reihe "Mechaye Hametim - Der die Toten auferweckt". Bei der alljährlichen Hauptveranstaltung, dem ökumenischen Gottesdienst am 9. November um 19 Uhr in der Wiener Ruprechtskirche (1010 Wien, Ruprechtsplatz 1) wird der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa Worte des Gedenkens sprechen. An den Gottesdienst schließt sich traditionell auch ein Schweigegang zum Mahnmal am Judenplatz an (Info: www.ruprechtskirche.at/pastorale-angebote/mechaye-hametim).
Die Reichspogromnacht 1938 ist auch in Linz Anlass für eine Gedenkfeier: Um 18 Uhr finden sich dazu auf Einladung der Israelitischen Kultusgemeinde Linz in der Synagoge (Bethlehemstraße 26) u.a. die Spitzen der Landesregierung und der Diözese Linz, Thomas Stelzer und Manfred Scheuer, ein.
Ein ökumenisches Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome ist am Donnerstag in der Stadt Salzburg nach dem Auftakt um 18 Uhr am Alten Markt ab 19 Uhr in der Kollegienkirche geplant. In dem zugleich als Kirche der Universität Salzburg dienenden Gotteshaus wird dabei auf künstlerische Vielfalt gesetzt: Es musiziert das Ensemble "BachWerkVokal", Hannes Eichmann hält eine Lesung und das Duo Oskar Stocker & Luis Rivera präsentiert eine Installation zum Thema (www.kollegienkirche.at/de/veranstaltungen.html).
Zur Erinnerung: In der Nacht vom 9. auf 10. November 1938 wurden im gesamten deutschen Machtbereich Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte sowie Wohnungen zerstört und verwüstet. Zahlreiche Juden wurden bei den Pogromen getötet oder verletzt. Allein in Wien wurden im Zuge der gewaltsamen Ausschreitungen insgesamt 42 Synagogen und Bethäuser zerstört. 6.547 Wiener Juden kamen in Haft, knapp unter 4.000 davon wurden in das Konzentrationslager Dachau verschleppt.
Quelle: kathpress