"Buch Wien" mit Brückenschlag zwischen Judentum und Christentum
"Wie ein jüngerer Bruder": Unter diesem Titel, der zugleich jener ihres gemeinsamen neuen Buches ist, führen der Wiener Dompfarrer Toni Faber und die frühere Leiterin des Jüdischen Museums Wien, Danielle Spera, im Rahmen der diesjährigen "Buch Wien" einen von Respekt getragenen interreligiösen Dialog. Die beiden "prominenten Botschafter ihrer Religionen" setzen sich in ihrem im Amalthea Verlag erschienenen Buch "offen und schonungslos mit der wechselvollen Geschichte ihrer Glaubensrichtungen auseinander", wie es in einer Ankündigung heißt. Spera und Faber sprechen am kommenden Donnerstag auf der viertägigen internationalen Buchmesse von 8. bis 12. November auf dem Wiener Messegelände.
Über Jahrhunderte sei das Verhältnis zwischen Christen- und Judentum "von Hass und Vorurteilen geprägt" gewesen, dabei verbinde sie weit mehr, als sie trennt: Sind doch die aus dem Judentum hervorgegangenen Christen so etwas "Wie ein jüngerer Bruder" der Juden. Auf der ORF-Bühne der "Buch Wien" tauschen sich die beiden Autoren ab 12.20 Uhr mit Wolfgang Popp über ihren Glauben und dessen Bedeutung in der heutigen Gesellschaft aus.
Unter den 350 Veranstaltungen der "Buch Wien" - es gibt Vorträge, Lesungen, Bühnengespräche, Podiumsdiskussionen - mit Autorinnen und Autoren aus 25 Ländern finden sich auch weitere für religiös Interessierte. Ebenfalls am Donnerstag macht die Dominikanerin und Erfolgsautorin Melanie Wolfers ab 13.30 auf der Radio-Wien-Bühne unter dem Titel ihres jüngsten Buches "Nimm der Ohnmacht ihre Macht" Mut in schwierigen Zeiten. Die in Wien lebende, aus Deutschland stammende Ordensfrau regt dazu an, die Kraft zu entdecken, die in jedem und jeder wohnt und Angstgefühle und innere Blockaden zu verstehen und zu bewältigen.
Nicht nur in Zeiten von Pandemie und Krieg, von Umweltzerstörung und Ungerechtigkeit kämen Gefühle von Kontrollverlust auf. Das tun laut Wolfers auch Erfahrungen im Alltag - wenn z. B. eine Beziehung zerbricht, wenn eine Krankheit auftaucht oder auch nur beim Stehen im Stau. "Die Philosophin und Seelsorgerin zeigt auf, wie wir besser mit Situationen umgehen können, in denen wir uns ausgeliefert fühlen", heißt es zu diesem Programmpunkt.
Klimakrise und Apokalypse
Wie weit darf man im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe gehen? Dieser Frage widmen sich die in München lehrende Theologin und Medienethikerin Claudia Paganini und der Politikwissenschaftler und Terrorismusexperte Nicolas Stockhammer in einer Podiumsdiskussion am Freitag, 10. November, ab 15 Uhr auf der ORF-Bühne. Stockhammer warnt davor, "das legitime Anliegen mit den Methoden" zu verwechseln, Paganini dagegen erachtet zivilen Ungehorsam als "das Immunsystem einer Gesellschaft". Gefährlich sei in ihren Augen "das Hinauszögern und Wegschauen von Politik und Gesellschaft", wird die Theologin in der Ankündigung zitiert.
Ihrer Leidenschaft für kreatives Schreiben frönt die ORF-Reigionsjournalistin Johanna Grillmayer in ihrem soeben erschienenen, zur aktuellen Stimmung passenden Roman-Erstling "That's life in Dystopia". Sie liest daraus am Samstag, 11. November, um 11 Uhr auf der "Standard"-Bühne der "Buch Wien" und entführt dabei in das Leben einer kleinen Gruppe von Menschen nach einem "Weltuntergang", der fast alle anderen verschwinden lässt. Für die Überlebenden stellen sich eine Reihe zunächst überfordernder Fragen, die für die Neuorganisation der Gruppe nach der großen Tabula rasa relevant sind: Wie schießt man einen Rehbock? Worin die Kinder unterrichten? Wie eine "Gesellschaft" etablieren? Das liest sich - so die Ankündigung - "spannend wie ein Krimi, obwohl oder gerade weil der Roman ohne postapokalyptische Action- und Horrorszenarien auskommt".
Die literarischen Stars der "Buch Wien" 2023 sind die 2020 mit dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnete britische Schriftstellerin, Stand-up-Komikerin und Wissenschaftlerin A.L. Kennedy, die auch die Eröffnungsrede hält; außerdem der norwegische Krimi-Bestsellerautor Jo Nesbö, die ukrainische Schriftstellerin Natalja Tschajkowska, der US-amerikanische Graphic Novelist Craig und der slowenische Dramatiker Drago Jancar. Überdies viele renommierte österreichische Autorinnen und Autoren wie Arno Geiger, Robert Seethaler, Daniel Glattauer, Maja Haderlap, Renate Welsh, Franz Schuh, Robert Menasse und Marlene Streeruwitz. (Info und Programm: www.buchwien.at)
Quelle: kathpress