Schönborn: "Lassen wir uns nicht vom Hass überwältigen"
Kardinal Christoph Schönborn appelliert angesichts der stark angestiegenen Angriffe auf Jüdinnen und Juden für ein gesellschaftliches Zusammenrücken. "Lassen wir uns vom Hass nicht überwältigen", schreibt der Wiener Erzbischof in seiner Freitags-Kolumne für die Gratiszeitung "Heute". Die Brandstiftung auf dem jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs und das Beschmieren der Friedhofsmauern mit Nazi-Symbolen in der Nacht auf Allerheiligen haben ihn erschüttert, so Schönborn, "das sind Zeichen, die bei uns keinen Platz haben sollen".
Der Erzbischof erinnerte in diesem Zusammenhang auch an den Terrorangriff von 2020 in Wien, der sich am Donnerstag zum dritten Mal gejährt hatte. In den Tagen danach habe es ein überwältigendes Mitgefühl der Menschen gegeben: "Wir lassen uns vom Hass, diesem tödlichen Virus, nicht infizieren", sei damals überall in der Gesellschaft spürbar gewesen. Dieses Gefühl brauche es auch heute, angesichts der Angriffe auf jüdische Menschen und Einrichtungen.
Als Hoffnungszeichen nannte Schönborn in diesem Zusammenhang die Initiative "Parents Circle Families Forum", bestehend aus israelischen und palästinensischen Familien, die im Nahostkonflikt Kinder verloren haben. "Das gemeinsame Schicksal eint sie", so der Kardinal. "Gemeinsam setzen sie sich für Frieden und Versöhnung ein. Ein Vorbild für uns alle!"
Marketz: Zeit, Widerstand zu leisten
Einen Aufruf, "in dieser friedlosen Zeit für alle Opfer von Krieg, Terror, Hass und Gewalt zu beten", hat auch der Kärntner Bischof Josef Marketz an den Beginn des Allerseelenrequiems am Donnerstagabend im Klagenfurter Dom gestellt. Ein Lichtermeer habe dieser Tage "die Friedhöfe erleuchtet als sichtbares Zeichen unseres christlichen Glaubens an die Auferstehung der Toten und die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit unseren Lieben".
Marketz verwies dabei auf eine andere Art von Lichtermeer am Heldenlatz in Wien, das während des Gottesdiensts als Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus und Faschismus veranstaltet wurde. Der Kärntner Bischof sprach auch von "Zeichen der Zeit, denen auch wir Widerstand leisten sollten".
Auch Caritas-Präsident Michael Landau sprach am Donnerstagabend bei dem Lichtermeer in Wiens Innenstadt von einem "starken, wichtigen Zeichen". "Es sind viele. Trotz des Regens, der gerade eingesetzt hat", schrieb Landau auf X. Laut Organisatoren waren 20.000 Menschen als Zeichen gegen Hass und Antisemitismus auf den Heldenplatz gekommen.
Wiens Caritasdirektor Klaus Schwertner bezeichnete die Situation in Israel, im Gazastreifen und im Westjordanland auf X als "erschütternd". "Der brutale Terror der Hamas gegen Zivilist*innen, gegen Frauen und Kinder, Jung und Alt, ist zutiefst zu verurteilen", so Schwertner. Aufgrund seiner Geschichte habe Österreich eine besondere Verantwortung. "Und diese Verantwortung bedingt auch, dass wir uns gegen jedwede Form von Antisemitismus, gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen antimuslimischen Rassismus und für ein friedliches Miteinander einsetzen wollen", schrieb der Wiener Caritasdirektor, der ebenfalls am Lichtermeer in Wien teilnahm.
Quelle: kathpress