Zsifkovics zu Nahost: Israel soll "Verhältnismäßigkeit" wahren
Nach dem terroristischen "Überfall" der Hamas muss sich der Staat Israel "natürlich auch wehren und muss vor allem seine Bevölkerung schützen". Das sagte der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics in einem Interview des ORF-Burgenland anlässlich des Allerheiligenfestes am Mittwoch. Zugleich sei dabei mit Blick auf die Zivilisten auch "die Verhältnismäßigkeit im Auge zu behalten". Zsifkovics distanzierte sich klar vom Hamas-Terror und sei damit, wie er sagte, auf der Seite Israels, "aber ich möchte vor allem für die palästinensische Bevölkerung auch Israel ermahnen".
Der Bischof äußerte tiefe Betroffenheit über die Gewalteskalation im Heiligen Land. Krieg sei "immer eine Niederlage", speziell für die "kleine Bevölkerung, die in Armut lebt". Die Kirche bemühe sich auf diplomatischem Weg um eine Konflikteindämmung, sie könne "Friedensstifter und Brückenbauer" sein. "Und die Kirche ruft vor allem die Menschen in der ganzen Welt auf zum Gebet, um dort diese Lage in den Griff zu bekommen", wies Zsifkovics hin. Gewalt solle nie mit Gegengewalt beantwortet werden, "aber es muss immer die Gerechtigkeit im Mittelpunkt stehen". Das bedeute auch das Recht auf Verteidigung.
Auf die Frage nach seiner Einschätzung, wie drängend das Armutsproblem im an sich reichen Österreich ist, erwähnte Zsifkovics die mit Armut oft verbundene Scham, sich zur Bedürftigkeit zu bekennen. Die Kirche und speziell die Caritas bemühe sich, mit Hilfsangeboten für Junge, Alte und Kranke "den Menschen in ihren Nöten beizustehen". Das müsse sie auch weiterhin tun, "weil die Armut auch bei uns immer größer wird".
Zur jüngst beendeten Weltbischofssynode im Vatikan sagte der Bischof, Papst Franziskus habe mit dem Synodalen Prozess einen Anstoß geben wollen, "dass wir endlich das Zweite Vatikanische Konzil umsetzen". Konkretisierungen etwa hinsichtlich der "heiße Eisen" der kirchlichen Reformdebatte würden dem Papst bei der abschließenden Synode im Oktober 2024 nach der Weiterarbeit auf ortskirchlicher Ebene vorgelegt, daraus würden Konsequenzen folgen "oder auch Beschlüsse gefasst".
"Tun aus Glauben heraus gestalten"
Zum Heiligen Martin von Tours, der seit 100 Jahren Landespatron des Burgenlandes ist, sagte Zsifkovics, er gebe einem Land, das lange direkt am "Eisernen Vorhang" lag, den Anstoß, "dass wir grenzüberschreitend denken, arbeiten und wirken". Martin ermutige zur Solidarität und sei Vorbild darin, "all unser Tun aus dem Glauben heraus zu gestalten". Das brauche die Welt heute mehr denn je, so der Bischof.
Das Allerheiligen- und Allerseelenfest bezeichnete Zsifkovics als Anstoß, um über die großen Fragen des Lebens nachzudenken. Er erinnerte an den Kirchenvater Gregor von Nyssa, der in vergleichbar schwierigen Zeiten die Christen zu Dreierlei aufgefordert habe: "Das Ziel nicht vergessen, den Weg nicht verlassen, den Mut nicht verlieren."
Quelle: Kathpress