Brandanschlag auf jüdischem Teil des Wiener Zentralfriedhofs
Auf dem jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs ist es auf der Nacht auf Mittwoch offenbar zu einem Brandanschlag gekommen. Das berichtet der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, auf der Plattform X (vormals Twitter). "Der Vorraum der Zeremonienhalle ist ausgebrannt. An Außenmauern wurden Hakenkreuze gesprayt. Personen kamen nicht zu Schaden. Feuerwehr und Polizei ermitteln", schrieb der IKG-Präsident am Mittwochmorgen.
Die Einsatzkräfte wurden am Mittwoch kurz nach 8.00 Uhr alarmiert, sagte Feuerwehrsprecher Gerald Schimpf gegenüber der APA. Betroffen war ein Nebengebäude des Kuppelbaus, der sogenannten Zeremonienhalle. Dort "dürfte es schon in den Nachtstunden gebrannt haben", erläuterte der Sprecher. Das Feuer sei aber weitgehend von selbst erloschen. Die Feuerwehr bekämpfte noch Glutnester und belüftete die verrauchten Räumlichkeiten.v Das Gebäude wurde vorübergehend behördlich gesperrt, hieß es in einer Aussendung der IKG. Es gebe erheblichen Sachschaden. Gräber könnten jedoch besucht werden.
"Ich verurteile den Anschlag auf den jüdischen Friedhof in Wien auf das Schärfste", twitterte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Feiertag. "Antisemitismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft und wird mit allen politischen und rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft. Ich hoffe, die Täter werden rasch ausgeforscht."
Die IKG lädt zu einer Kundgebung am Donnerstag (2.11.) um 18 Uhr am Wiener Heldenplatz ein: "Setzen Sie ein Zeichen gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit. Für ein Ende der Angriffe auf Israel, das Judentum und die Demokratie, für die Befreiung aller Geiseln".
Van der Bellen: "Das muss aufhören"
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich entsetzt angesichts des Brandanschlags auf den jüdischen Friedhof in Wien. "Die Nachricht von einem Brandanschlag auf den jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs schockiert mich zutiefst", schrieb das Staatsoberhaupt auf X. "Die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Österreich ist in den letzten Wochen signifikant gestiegen. Das muss aufhören!", so Van der Bellen.
Auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) zeigte sich erschüttert: "Der antisemitische Brandanschlag am Zentralfriedhof ist ein weiterer Akt vollkommen inakzeptabler Aggression auf die Sicherheit jüdischen Lebens in Österreich", er verurteile die Tat "auf das Schärfste". Jetzt seien die Ermittlungsbehörden gefordert, die Täter rasch auszuforschen und zur Rechenschaft zu ziehen. "Wir werden gemeinsam diese widerwärtigen Drohungen gegen die jüdische Kultur abwehren und jüdisches Leben in Österreich schützen", versicherte Kogler.
"Die Nachricht über den Brand im jüdischen Teil des Zentralfriedhofs erschüttert mich zutiefst", schrieb auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf der Plattform X. "Ein friedliches und respektvolles Zusammenleben hat in unserer Stadt oberste Priorität. Es ist unsere historische Verpflichtung, jüdisches Leben und jüdische Institutionen zu schützen."
Thoraschrein und Bücher zerstört
Laut Deutsch sind durch den Brand im Vorraum der Zeremonienhalle im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs "sehr wertvolle, alte Bücher und ein Thoraschrein ohne Thorarollen" zerstört worden. Das schrieb Deutsch am Mittwochnachmittag auf X. "Es ist einer von 165 bestätigten antisemitischen Vorfällen seit dem Massaker vom 7. Oktober", so Deutsch.
Quelle: Kathpress