Neue Podcastsfolge "Orden on air"
"Frauen spielen 90 Minuten Fußball, Männer nur 60 Minuten"
Neue Podcastsfolge "Orden on air"
"Frauen spielen 90 Minuten Fußball, Männer nur 60 Minuten"
Die Don Bosco-Schwester Elisabeth Siegl ist Schulseelsorgerin und Religionslehrerin in Vöcklabruck und hat ein für eine Ordensfrau eher ungewöhnlichen Hobby: Sie ist begeisterte Fußballerin bzw. Fußballtrainerin. In der neuen Folge des Podcasts "Orden on air" berichtet sie, wie die zwei Dinge zusammengehen und spart auch nicht mit markanten, vielleicht nicht todernst gemeinten Aussagen. Wie zum Beispiel: "Frauen spielen 90 Minuten Fußball, Männer hingegen nur 60 Minuten. Die restlichen 30 Minuten liegen sie auf dem Boden und spielen Theater."
"Ich bin nicht zum Fußball gekommen. Der Fußball ist zu mir gekommen", erinnert sich Sr. Siegl im Podcast. Schon der Vater und Großvater seien begeisterte Fußballfans gewesen; vorwiegend der SK Rapid hatte es ihnen angetan - was auch die Frage nach dem Lieblingsclub von Sr. Elisabeth erübrigt.
Zur Frage, wie viele Rote Karten sie bisher auf dem Fußballplatz kassiert habe, meinte Siegl: "Zum Glück noch keine einzige. Ich habe in meinem Leben zweimal eine gelbe bekommen. Ob man als Ordensfrau fairer spielt? - "Wahrscheinlich. Vielleicht denkt man prinzipiell etwas fairer über Menschen. Aber ich möchte auch nicht sagen, dass die anderen weniger Fair Play haben." Sie finde, dass es keinen Unterschied in der Spielweise von Männern und Frauen gibt. "Frauenfußball ist viel schneller geworden als früher, und leider auch härter", sagte Siegl.
"Ordensfrau war kein Ziel von mir"
Der Weg in den Orden war für Siegl nicht von Anfang an vorgegeben. Obwohl ihr Elternhaus der Kirche nahe stand, war es nicht streng religiös. Siegl: "Kirche und Glaube waren mir immer wichtig, deswegen bin ich auch nach der Matura Religionslehrerin geworden. Aber Ordensfrau werden, das war kein Ziel von mir." Vier Jahre lang unterrichtet sie in Wien. "Ich fragte mich, wie kann der Umgang mit Jugendlichen gut gelingen? In dieser Zeit habe ich Don Bosco kennengelernt, seine Lebensgeschichte und seine Verbindung zwischen Spiritualität und Pädagogik, und ich habe mir gedacht, er hat die perfekte Antwort. Ich finde seinen Umgang mit jungen Menschen heute noch genial."
Schließlich habe sie sich für die Don Bosco Schwestern entschieden. "Ich habe gemerkt, Gott zwingt mich nicht, aber er lädt mich ein, diesen Schritt zu tun." Ihre Berufung lebt sie auch als Religionslehrerin und in der Schulpastoral der Don Bosco Schulen in Vöcklabruck.
Die Mitschwestern hätten immer gewusst, dass sie ein sportlicher Mensch sei, erzählte Sr. Elisabeth weiter. "Trotzdem habe ich, wie ich in den Orden eingetreten bin, eine Zeit lang das Fußballspielen aufgegeben." Aber auch hier hätte der Liebe Gott andere Pläne mit ihr gehabt. Der Leiter des Vereins SC Schwanenstadt-Ladys hatte von der Fußballbegeisterung der Ordensschwester gehört und sie um Unterstützung gebeten. Daraus wurde der VBSC Vöcklabruck, den Sr. Elisabeth mittlerweile als Trainerin betreut; zweimal in der Woche wird trainiert. "Natürlich haben Ordenstermine Vorrang. Aber Don Bosco hat mit seinen Schützlingen auch Fußball gespielt", sagt sie. "Das ist also durchaus salesianisch."
Spiel auf Augenhöhe
2020 erhielten sie und der Club den Solidaritätspreis der Diözese Linz. "Wir wollten von Anfang an zeigen, was ein Fußballverein gesellschaftlich bewirken kann, nämlich Menschen mit hineinzunehmen, um ihnen Integration zu ermöglichen", so Siegl: "Die Herkunft, der Beruf, die soziale Schicht oder die sexuelle Ausrichtung der Spielerinnen sind nicht von Bedeutung, jede ist gleich viel wert. "Man wird nicht gefragt, was man tut oder welche Lebenseinstellungen man hat, sondern es geht ums Fußballspielen. Das ist das Geniale für mich am Fußballspielen, dass es eigentlich immer integrativ wirken kann, weil man sich auf der Ebene Fußball trifft. Es ist ein Spiel auf gleicher Augenhöhe."
Als Team gewinnen
Gleiche Augenhöhe - das ist auch das Stichwort, das die Ordensfrau mit Kirche und Glauben verbindet. "Wir sind alle Menschen, die gleichwertig und gleich würdig sind, in Bezug auf unseren Schöpfer, der uns liebt, so wie wir sind. Und diese Idee nehmen wir auch in das Fußballspielen hinein, wo man das auch ganz praktisch leben kann", sagt die Don Bosco Schwester. "Man kann nur gewinnen, wenn man als Team gemeinsam auftritt, wenn jeder seinen oder jede ihren Platz hat. Egal, ob sie oder er am Spielfeld ist oder auf der Ersatzbank, es ist einfach jede und jeder auf seine Weise wichtig. Wenn man Kirche nicht hierarchisch sieht, sondern als Glaubensgemeinschaft um Jesus herum, dann ist das das Prinzip. Und dann wäre Jesus der Trainer."
"Ich wäre gern Priesterin geworden"
Zur Frage, was sie gern in der katholischen Kirche ändern würde, meinte die Ordensfrau: "Auf jeden Fall die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern, das würde ich als allererster Stelle nennen. Priesterin wäre ich gern geworden. Die Idee, Priester zu werden, hat mich schon immer angesprochen. Das ist als Frau ein leidvolles Thema, bis heute in der Kirche gewisse Dinge nicht machen zu können."
Wichtig wäre es für sie auch, dass der "Gnadenhahn" nicht immer nur über die Sakramente geöffnet werde. "Gerade weil wir sehen, dass es so viele Brüche in der Kirche gibt, müssen wir uns fragen, wie kann ich Gottes Erfahrung ermöglichen? Wir müssen alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die wir als Menschen haben, eine Gotteserfahrung zu machen. Da dürfen wir nicht engstirnig sein."
Quelle: Kathpress