Wiener Dompfarrer: Religionsdialog ist Beitrag zum Frieden
Angehörige aus Islam, Judentum und Christentum können nach den Worten des Wiener Dompfarrers Toni Faber einen wichtigen Beitrag zum Frieden leisten, wenn sie sich um Dialog miteinander bemühen. Die drei sich auf Abraham berufenden Religionen sollten voneinander lernen und dabei "ein klares Nein zu allen Formen des Hasses und der Intoleranz" formulieren. "Lassen wir uns, egal welchen Alters, nicht beeinflussen vom vielfältigen Hass in den sozialen Medien, sondern suchen wir in persönlichen interreligiösen Begegnungen das Gespräch miteinander", appellierte der bekannte Geistliche in der Tageszeitung "Kurier" (Sonntag).
Faber berichtete von einem kürzlichen Besuch von Imamen und Jugendbeauftragten des Islamischen Zentrums Wien in seinem eigenen Pfarrhaus am Wiener Stephansplatz. Die muslimischen Vertreter hätten "Zeugnis von ihrem stetigen Bemühen in Predigt und Tat um einen wichtigen Beitrag gegen Hass und Intoleranz" gegeben, berichtete der Dompfarrer. Sie hätten zudem betont, dass der islamische Glaube mit jeder Form von Gewalt unvereinbar sei - und erklärt, dass sie gerade die Jugend davon überzeugen wollten.
Abkehr von Antisemitismus
Kritik an der Rolle der katholischen Kirche im Laufe der Geschichte in Bezug auf Antisemitismus übte Faber in der aktuellen Ausgabe des Wochenmagazins "Profil". Im Doppelinterview mit Danielle Spera, der ehemaligen Direktorin des Jüdischen Museums Wien, meinte Faber, dass die Kirche "viel Schuld auf sich geladen". Sie habe dann aber im Zweiten Vatikanischen Konzil das Recht auf Religionsfreiheit verankert.
"Wie ein jüngerer Bruder" sollten sich Christen "immer neu darum bemühen, die jüdischen Wurzeln unserer älteren Schwestern und Brüder im Glauben zu schätzen und uns von allen Formen des fatalen Antisemitismus befreien", so der Dompfarrer. Katholiken müssten "Hand in Hand gehen mit der jüdischen Bevölkerung, aber auch mit den Muslimen", und ihre Position sei aufseiten jener, denen Gewalt angetan wurde. Auch von Papst Franziskus komme die "ganz klare Vorgabe, in den Dialog zu treten mit den Religionen".
Lehrgeld für "Willkommenskultur"
Kritik und auch Selbstkritik äußerte Faber an einem unvorsichtigen Umgang Österreichs im Zuge der Migrationsbewegungen nach 2015. Militante Ideologien, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und auch Hass gegenüber Homosexuellen seien damals mit ins Land gekommen. "Wir wollten alle lieb und offen sein, und haben uns diesen Weltanschauungen nicht gestellt. Dafür mussten und müssen wir Lehrgeld bezahlen", so der Dompfarrer.
Auch die Kulturmanagerin kam auf das Problem unbemerkter Radikalisierung unter Teilen der muslimischen Bevölkerung zu sprechen und äußerte Bedenken, die Politik sei bei der einst zelebrierten "Willkommenskultur" gedankenlos gewesen. Dialog sei auch hier wichtig: "Ich habe damals als Direktorin des jüdischen Museums sofort unsere Türen geöffnet und Flüchtlinge aus dem Irak, Syrien oder Afghanistan eingeladen, die österreichisch-jüdische Geschichte kennenzulernen. Mit großem Zuspruch. Viele von diesen Besuchern wussten nicht, dass auch Tausende Juden und Jüdinnen einst flüchten mussten, um der Vernichtung durch die Nazis zu entgehen", berichtete Spera.
Quelle: kathpress