Schönborn zu Synode: Auch in Kontroversen gemeinsam unterwegs
Nicht in Entscheidungen zu konkreten Themen einer Kirchenreform, sondern im Einüben eines funktionierenden kirchlichen Miteinanders trotz unterschiedlicher Kirchenbilder von Bischöfen und Gläubigen in der Weltkirche: Darin liegt für Kardinal Christoph Schönborn die zentrale Bedeutung der am Sonntag zu Ende gehenden ersten Versammlung der zweiteiligen Welt-Bischofssynode zum Thema Synodalität im Vatikan.
"Das wichtigste Ergebnis ist die Synode selbst. Da werden Sie vielleicht lächeln darüber, aber es ist so", sagte der Kardinal im Interview der "Presse am Sonntag". "Es geht um das Einlernen eines Zugangs zu Themen, die zum Teil kontrovers sind, wenn es darum geht herauszufinden: Was ist eigentlich der Wille Gottes für die Kirche heute?", so Schönborn. Ziel sei das Einüben eines Umgangs miteinander. Von der Versammlung in Rom nehme er daher vor allem mit, "diesen Weg einer synodalen Kirche, einer Kirche, die die Dinge gemeinsam angeht, fortzusetzen".
Der Kardinal berichtete von einem Klima des Miteinanders, offenen Austauschs und Voneinander-Lernens bei den vierwöchigen Beratungen in Rom - sowie "einer Grundgewissheit, dass wir einen gemeinsamen Weg gehen". Auch in der Kirche gebe es Polarisierungen, aber, so Schönborn: "Man kann einen Weg gehen als Glaubensgemeinschaft in der Spannungsbreite von unterschiedlichen Kirchenbildern und unterschiedlichen Kirchenstandpunkten, wenn der gemeinsame Wille da ist, diesen Weg gemeinsam zu gehen."
Blick geht weg von Europa
Ihm selbst sei bei der Synodenversammlung mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laienvertreter aus aller Welt erneut bewusst geworden, dass sich das Zentrum der katholischen Kirche von Europa weg verlagere, erklärte der Wiener Erzbischof. "Man schaut nicht mehr nach Österreich oder Deutschland, wenn man wissen will, wie es mit der Kirche weitergeht." Die Mehrheit der Kirche sei eindeutig im Süden. "Wir haben die Kirchen des Südens als volle, in mancher Hinsicht uns voraus seiende Partner zu betrachten", betonte Schönborn.
So hätten andere kontinentale Bischofskonferenzen die Welt-Synode "unvergleichlich besser" vorbereitet als die Europäer. Im Vergleich sei der kontinentale Rat der Europäischen Bischofskonferenzen eine "lahme Ente", so der Wiener Kardinal wörtlich. Dass es den europäischen Bischöfen in den vergangenen Jahren etwa nicht gelungen sei, auch nur ein einziges Wort zur Flüchtlingsfrage gemeinsam zustande zu bringen, sei "eine wirkliche Schande".
"Für mich ist die Lehre aus der Synode: Setzen wir uns bescheiden auf die Schulbank und schauen wir, was sich inzwischen in den kontinentalen Konferenzen Afrika, Asien und Lateinamerika entwickelt hat. Das wird spannend für uns", zeigte sich der Kardinal überzeugt.
Lob für runde Tische
Zur Synode lobte Schönborn einmal mehr das neue Setting der Beratungen im Vatikan. Die rund 350 Teilnehmer und Teilnehmerinnen versammelten sich an 35 runden Tischen anstatt wie früher in Reihen hintereinander. Dies habe der Synode "ein ganz anderes Klima gegeben", sagte der Kardinal, der zum achten Mal als Bischof an einer Synodenversammlung in Rom teilnahm. Entscheidend sei auch die bei der Versammlung praktizierte neue Methode des Gesprächs, die sogenannte "geistliche Konversation", mit einem starken Akzent auf das Zuhören und Auf-das-Gehörte-Eingehen. "Das schafft ein grundlegend anderes Klima, weil es vom Zuhören ausgeht", hielt Schönborn fest.
Quelle: kathpress