Erzbischof Lackner: Sind noch "mitten drin" in Weltsynode
Die erste Versammlung der Weltsynode im Vatikan, die am Samstag und Sonntag im Vatikan zu Ende geht, ist ein weiterer Zwischenschritt im mehrjährigen synodalen Prozess der katholischen Kirche. Das hat der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, betont. In einem Interview in Rom für das Ö1-Mittagsjournal (Samstag) griff der Salzburger Erzbischof zu einem Vergleich aus dem Sport. Man habe erst die Hälfte eines Marathons absolviert, sagte Lackner zu dem 2021 vom Papst gestarteten weltweiten synodalen Prozess und die für Herbst 2024 geplante zweite Synodenversammlung. "Wir sind mittendrin. Wenn mich beim Marathon jemand nach 15 Kilometern fragt 'Wie war es denn?', dann sage ich: 'Bitte, nach 42 Kilometern.'"
Lackner, der in den vergangenen vier Wochen zum ersten Mal an einer Bischofssynode in Rom teilnahm, beschrieb die Versammlung von Kirchenleuten aus allen Regionen der Welt im ORF-Gespräch als "einzigartiges Erlebnis". An den Tischen in der vatikanischen Synodenhalle hätten sich die Bischöfe und - erstmals bei einer Weltsynode - auch ein Viertel Laien, offen ausgetauscht. "Es hat sich Weltkirche versammelt", so Lackner.
Dass in der Versammlung gestritten worden sei, verneinte der Salzburger Erzbischof auf Nachfrage. "Bei der ersten Synode haben sie ordentlich gestritten", erinnerte Lackner dafür an die in der biblischen Apostelgeschichte beschriebene "Ur-Synode" der frühen Kirche. Dies sei in der aktuellen Versammlung auch etwa bei der verschobenen Veröffentlichung des "Briefs an das Volk Gottes" zu Wochenbeginn anders gewesen. Für diesen habe es in der Versammlung zunächst tosenden Applaus gegeben, weshalb man davon ausgegangen sei, dass dies bereits die Zustimmung der Synodenmitglieder zu dem Text sei, schilderte Lackner. Dann aber hätten einige doch noch Änderungswünsche vorgebracht. Die nüchterne Reaktion der Synoden-Verantwortlichen darauf sei gewesen: "Also gut, dann schreiben wir ihn noch einmal."
"Keine Redeverbote"
Bei der Synode sei "viel angesprochen worden, es hat keine Redeverbote gegeben", berichtete der Erzbischof Lackner in Rom auch gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress (Samstag) zu den Beratungen. Thematisch habe man aus den ersten Phasen der Weltsynode, die auf Ebene der Ortskirchen und Kontinente stattgefunden haben, schon "einiges mitgebracht, das auch auf dem Tisch liegt", erinnerte Lackner - "und das ist nicht hinunter gefegt worden".
Als zentral bezeichnete der Bischofskonferenz-Vorsitzende die synodale Haltung, die man eingeübt habe. "Die Frage ist: Wie fügt sich das Ganze zusammen." Hier müsse man den Blick weiten, auf das Ganze der Weltkirche blicken, Dinge für eine Veränderung einbringen, aber auch darauf achten, dass die Kirche die Verbindung zu ihrem Ursprung nicht verliere und auf den Heiligen Geist hören. "Und das ist unser aller Aufgabe und nicht nur die von Rom", fügte Lackner hinzu.
KAÖ-Präsident: "Neue Körpersprache"
Auf das Bild eines Marathons griff auch der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, am Wochenende in einem ersten kurzen Resümee zu der Synodenversammlung zurück. Erwartungen zu konkreten Beschlüssen seien nicht erfüllt worden. "Aber dafür wird es den Marathon zwei nächstes Jahr geben", verwies Kaineder in einem Video auf der Plattform Instagram auf die für Herbst 2024 geplante zweite Versammlung der Synode im Vatikan.
Seine Freude drückte Kaineder über die "neue Körpersprache der Beratungen" in der Synodenhalle in Rom aus. Auf Bildern und den vereinzelten Live-Übertragungen der Synodengespräche waren in den vergangenen Wochen immer wieder jene 35 runden Tische zu sehen gewesen, an denen sich Bischöfe, Ordensleute, Priester und Laienkatholiken gemischt in Kleingruppen versammelten.
"Ich denke, dass wir einmal froh sein müssen, dass die verschiedenen Pole, Sichtweisen und territorial ausgeprägten Formen von Kirche zumindest einmal an einem runden Tisch sitzen und einander zugehört haben", sagte der Präsident der Katholischen Aktion Österreich. Die auch schon bei der ortskirchlichen Phase der Weltsynode in Österreich angewandte Gesprächsmethode der "spirituellen Konversation" können auch für Pfarren und kirchliche Organisationen wie die KAÖ sehr hilfreich sein.
Quelle: kathpress