Schönborn: Mitwirkung von Laien und Frauen tut der Synode gut
Kardinal Christoph Schönborn hat die Mitwirkung von Frauen und Laienkatholiken generell an der aktuellen Welt-Bischofssynode im Vatikan gelobt. Dass erstmals rund ein Viertel der Stimmberechtigten bei der noch bis Samstag dauernden Synodenversammlung aus dieser Gruppe kommen, "tut der Synode gut", sagte der Wiener Erzbischof im Interview dem Kölner Sender "domradio.de". Die Beteiligung von Frauen gelte es weder zu fürchten noch solle man übertreiben, dass es sich dabei um etwas absolut Neues handle, denn die Kirche praktiziere diese längst auf anderer Ebene wie in den Pfarren, Räten und Diözesen. Dass es nun auch in der Weltkirche geschehe, sei äußerst positiv.
Konkret bei der Synode bemerkbar mache sich die Anwesenheit der 54 Frauen sowie der anderen Nicht-Bischöfe darin, dass man miteinander rede, erklärte Schönborn. "Jeder bringt das Seine ein. An jedem Tisch sitzen auch Frauen" - auch wenn die Bischöfe in der Versammlung mit rund 360 Mitgliedern weiterhin eindeutig die Mehrheit bildeten, wie der Kardinal hinzufügte.
Schönborn nimmt derzeit zum achten Mal in seiner mehr als drei Jahrzehnte langen Bischofszeit an einer Welt-Bischofssynode teil. Insgesamt sei die aktuelle Versammlung "überhaupt die beste Synode, die ich erlebt habe, weil sie so kommunikativ ist und eine offenere Methode hat", befand der Kardinal. Dazu beigetragen habe vor allem, dass die Versammlung nicht wie bisher sonst im vatikanischen Synodenaula, sondern in der großen Audienzhalle an mehr als 30 runden Tischen stattfindet. Bisher habe man einander nie in die Augen gesehen, sondern immer nur dem Papst. Die Positionierung der Synodenmitglieder an runden Tischen fördere den Dialog, so Schönborn.
Freilich sei diese Arbeitsweise langsamer, und der ganze mehrjährige synodale Prozess verlaufe etappenweise - "zuerst in den Diözesen, dann in den Ländern, Kontinenten und schließlich auf Weltebene". Gerade das langsame Voranschreiten sorge jedoch für eine "viel bessere, tiefere Art des Arbeitens".
Kein Solokonzert
Gerade die Methode sei auch das Besondere dieser Versammlung, befand der Wiener Erzbischof einmal mehr. Das praktizierte gegenseitige Zuhören müsse auch auf die kirchliche Arbeit auf anderen Ebenen und vor allem in den Ortskirchen ausstrahlen. Entscheidend sei der Umgang miteinander. "Wenn die synodale Methode vertieft und praktiziert wird, dann ändert sich etwas in unseren Gemeinden. Dann sind wir eben eine Gemeinde und nicht ein Solokonzert", so Schönborn. Synodalität sei dabei jedoch keine neue Erfindung, sondern gehe "bis in die Zeit der Apostel zurück".
Synodale Versammlungen hätten zudem in vielen Erdteilen schon Tradition, und auch in Wien gebe es gute Erfahrungen damit, so der Erzbischof weiter. Bei fünf bisherigen Diözesanversammlungen im Wiener Stephansdom hätten 1.400 Delegierte aus allen Pfarren, Einrichtungen und Gruppierungen der Erzdiözese drei Tage "miteinander gefeiert, zugehört und ausgesprochen", auch wenn man damals dafür noch nicht die Bezeichnung "Synode" verwendet habe. Dabei seien keine Papiere produziert worden, wohl aber habe sich die Gemeinschaft vertieft - "durch das offene Wort und das Aufeinander-Hören".
Als eine entscheidende Erfahrung der noch laufenden Synode bezeichnete Schönborn, dass Europa "nicht mehr der Mittelpunkt" der katholischen Kirche sei. Die Europäer bildeten in der Versammlung zwar weiterhin eine große Gruppe, seien jedoch nicht mehr die Mehrheit. Dies zu erkennen, "tut uns Europäern ganz gut - auch wenn es etwas schmerzlich ist", so der Kardinal.
"Vom Ich zum Wir"
Auch in seiner aktuellen Wochenkolumne in der Zeitung "Heute" (Freitag) blickte Kardinal Schönborn auf die zu Ende gehende Synodenversammlung und betonte die Bedeutung des Gemeinschaftssinns. "Die Synode in Rom hatte ein großes Thema: Wie kommen wir vom Ich zum Wir? Wie den Gemeinschaftssinn stärken in der Kirche, in der Gesellschaft? Davon hängt die Zukunft ab!", unterstrich der Wiener Erzbischof.
Quelle: kathpress