Bischof Elbs warnt vor "Symbolkraft" von Spitals-Abtreibungen
Vor der "Symbolkraft", welches von der Wahl eines Ortes für Abtreibungen ausgeht, hat Feldkirchs Bischof Benno Elbs gewarnt. Am Mittwoch hatte die Vorarlberger ÖVP/Grünen-Landesregierung nach langem Ringen beschlossen, am Bregenzer Landeskrankenhaus eine private Abtreibungsordination einzurichten. In einem Beitrag auf der Website seiner Diözese wies der Bischof auf die "zutiefst ethische Dimension" von Abtreibung, die in der Debatte kaum beachtet worden sei. "Ein Krankenhaus ist ein Ort, an dem es in erster Linie darum geht, Leben zu retten", so der Bischof in seiner schon in den vergangenen Wochen geäußerte Kritik. Darin unterstrich er zugleich, dass die Entscheidung über die Verortung letztlich bei der Politik liege.
Alle Beteiligten der Abtreibungs-Diskussion rief der Bischof zu "neuen Wegen des Dialoges und Aufeinander-Hörens" auf - die Kirche eingeschlossen. Fest stehe aus seiner Sicht: "Es geht keinesfalls darum, über Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen haben, zu urteilen. Keine Frau, denke ich, trifft diese Entscheidung leichtfertig." Zudem wies Elbs auch darauf, dass Österreichs Bischöfe immer wieder klargestellt hätten, dass die Kirche "keinesfalls an Strafbarkeit interessiert" sei. Vielmehr gehe es darum, "dass ein Umfeld geschaffen wird, in dem Menschen Ja zu ihren Kindern sagen können."
Die Stellungnahme von Bischof Elbs war bereits im Vorfeld des Landtagsbeschlusses verfasst worden, teilte die Diözese Feldkirch am Donnerstag mit. Es handle sich dabei um keine Reaktion auf die nunmehrige politische Entscheidung, sondern um eine Zusammenschau der bereits bekannten Standpunkte des Bischofs. Elbs hatte seine grundsätzlichen Positionen bereits am 17. September in einem Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" dargelegt. "Eine Frau in einem Schwangerschaftskonflikt muss von Kirche und Gesellschaft unterstützt werden", hatte er dabei festgehalten und bereits auf das Problem der großen Symbolkraft der jeweiligen Ortswahl verwiesen.
Ethischer Konflikt
Grundsätzlich bezeichnete der Bischof die Abtreibungsdebatte als "hochsensibles Thema" und als "ethischen Konflikt". Dabei gehe es einerseits um das Grundrecht der Selbstbestimmung einer Frau, die in einer Notsituation mit einer existenziellen Frage ringt. Es greife jedoch ethisch betrachtet zu kurz, allein darüber zu diskutieren, unterstrich der Bischof. "Denn diesem Selbstbestimmungsrecht steht das Recht eines ungeborenen Kindes auf Leben gegenüber." Als "dritte Perspektive" sei darüber hinaus auch die des betroffenen Paares zu berücksichtigen.
Das Christentum sei "getragen vom Glauben an das Leben", betonte Elbs. Aus seiner Arbeit als Seelsorger wisse er zugleich, "dass es auch viele Lebenssituationen gibt, die die Entscheidung einer Frau für oder gegen ein Kind beeinflussen". In keiner Weise gehe es darum, Frauen zu verurteilen, so der Bischof weiter. Fest stehe: "Eine Frau in einem Schwangerschaftskonflikt muss von Kirche und Gesellschaft einfach bestmöglich unterstützt werden."
Wer die Position "Ja zum Leben" vertrete, müsse auch "Ja zum Leben der Frau, die mit der Situation umgehen muss" sagen, so der Bischof. Er halte es daher für entscheidend, "weniger über, sondern viel mehr mit betroffenen Frauen zu reden" und angesichts der "emotionalen Belastung", welche eine ungewollte Schwangerschaft mit sich bringen könne, Beratung durch eine neutrale professionelle Person zu bieten. "Da braucht es einen Raum des Rückzugs, wo man die Gedanken und Gefühle sortieren kann." Frauen sollten zudem die Möglichkeit haben, von Frauen beraten zu werden - "vor, während und nach der Entscheidung", so Elbs.
Umfassender Lebensschutz
Lebensschutz müsse immer eine "umfassende Unterstützung der Schwangeren bzw. des Paares" umfassen, so der Bischof weiter: "Durch Beratung und Begleitung in Drucksituationen, besonders von Alleinerziehenden und Migrantinnen, durch eine gute Einbettung in Familien- und Gemeinschaftsstrukturen, durch finanzielle Unterstützung." Die Kirche leiste hier schon lange einen Beitrag, in unterschiedlichen Einrichtungen. Elbs kündigte eine Evaluierung der bisherigen Beratungspraxis an. Ziel sei, "herauszufinden, wie wir helfen können und was es wirklich braucht: medizinisch und menschlich, sozial und wirtschaftlich".
Zudem wies der Bischof auch darauf, dass der von der Kirche vertretene Lebensschutz nicht nur die erste Phase des Lebens umfasse. "Das Leben ist sehr fragil. Gerade bei schweren Erkrankungen merken wir das - in der Familie und bei uns selbst. Dass die Schwächeren in unserer Gesellschaft geschützt sind: das ist unser Anliegen als Kirche." Ebenso wie das ungeborene Kind und seine Eltern gehörten dazu auch Menschen mit Beeinträchtigungen, geflüchtete Menschen wie auch Menschen, die verzweifelt sind und einen Sterbewunsch äußern. "Überall braucht es die persönliche Zuwendung, das verständnisvolle Gespräch, die konkrete Hilfe. So wächst eine Kultur der Menschlichkeit, die uns allen guttut", so der Bischof.
Kehrtwende der ÖVP
Am Mittwoch hatte die Vorarlberger Landesregierung nach monatelangen Debatten angekündigt, es werde entgegen zuvor anderslautenden Ankündigungen mit Ende November nun doch ein Angebot für Abtreibungen im Bregenzer Spital geben. "Man muss Entwicklungen zur Kenntnis nehmen, dass alle Bemühungen nicht funktioniert haben, eine niedergelassene Praxis zu finden und einzurichten, welche die Fristenregelung vollzieht", räumte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) ein. Es bleibe aber bei einer privaten Leistung. Zudem soll es das Angebot einer kostenlosen psychosozialen Konfliktberatung vor Ort geben.
Anlass zu der Debatte gab der angekündigte Pensionsantritt jenes Arztes, der bisher als einziger in seiner Privatordination Abtreibungen in Vorarlberg durchführte. Ursprünglich sollte im früheren Personalheim neben dem Landeskrankenhaus Bregenz eine Abtreibungspraxis entstehen. Als sich herausstellte, dass der Umbau lange dauern und teuer wird, wurde als alternative Variante eine Praxis direkt im Krankenhaus Bregenz präsentiert. Im September hieß es dann, die Abtreibungen sollten doch in einer Praxis im Personalwohnheim durchgeführt werden, die Ende 2024 fertig sein wird. Bis dahin sollte außerhalb des Krankenhauses ein Raum für eine Abtreibungspraxis gefunden werden, was jedoch nicht gelang.
Noch Ende September hatte Landeshauptmann Wallner betont, dass in Vorarlbergs Krankenhäusern keine Abtreibungen durchgeführt werden. Die Grünen als Regierungspartner sprachen sich hingegen stets dafür aus, dass in Krankenhäusern ein Schwangerschaftsabbruch durchgeführt werden kann.
Quelle: kathpress