ksoe: Österreichs Neutralität für Nahost-Diplomatie nutzen
Im aktuell tobenden Nahost-Konflikt kann ein gerechter Friede immer nur auf dem Weg des gewaltfreien Dialogs und der Diplomatie errungen werden. Das hat die Katholische Sozialakademie (ksoe) in einer Stellungnahme zum Nationalfeiertag festgehalten. Österreichs Neutralität sollte dabei "zu aktiver Friedensdiplomatie" genutzt werden, hielt der Direktor der Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, in der auf der Webseite der ksoe veröffentlichten Stellungnahme fest.
Wenn Österreich am Nationalfeiertag des am 26. Oktober 1955 vom Nationalrat beschlossenen Gesetzes zur österreichischen Neutralität gedenke, dann müsse gerade im Kontext des eskalierenden Nahost-Konflikts verstärkt darüber nachgedacht werden, "wie die Republik Österreich ihre Neutralität jenseits von bloßen Lippenbekenntnissen in den Dienst einer aktiven Friedensdiplomatie stellen kann", so Schlagnitweit.
"Selbstverständlich hat Israel ein Recht auf Selbstverteidigung. Und ebenso selbstverständlich ist jede Form von Terror entschieden und unmissverständlich zu verurteilen; es gibt dafür keine Rechtfertigung", hielt die ksoe fest. Sich für einen gerechten Frieden einzusetzen werde gegenwärtig dadurch erschwert und unterlaufen, dass nahezu jede Stellungnahme zum Nahost-Konflikt in der gegenwärtig so aufgeheizten Stimmung sofort daraufhin abgeklopft werde, auf wessen Seite man stehe. Dadurch entstehe "das fatale Freund-Feind-Schema, das alle Bemühungen um eine Konfliktlösung von vornherein untergräbt, die dialogisch auf Gerechtigkeit abzielen und nur so dauerhaften Frieden ermöglichen".
Dabei sei es nachvollziehbar, dass angesichts der komplexen Gemengelage dieses Konflikts, die Sehnsucht nach klaren Linien und einfachen Lösungen groß sei, so Schlagnitweit. "Aber so mutig und profiliert es zunächst erscheinen mag, hier Partei zu ergreifen und mit Solidaritätsbekundungen in welche Richtung auch immer klare Kante zu zeigen - es vertieft nur die Gräben und reproduziert nur den tödlichen Konflikt."
Vernichtung darf nicht Ziel sein
Wer einen Konflikt im Sinne der Katholischen Soziallehre und Friedensethik gerecht und damit mit Aussicht auf dauerhaften Frieden lösen wolle, dürfe sich nicht vor den Karren einer der Kriegsparteien spannen lassen und müsse die den Konflikt nur prolongierende Logik eines exklusiven Entweder-Oder bzw. einer Freund-Feind-Dichotomie durchbrechen. "Aus christlicher Perspektive gebührt Solidarität also neben allen Opfern v.a. jenen Kräften auf beiden Seiten des Konflikts, die nach gewaltlosen Wegen der Konfliktlösung im Sinne vorurteilsfreien Dialogs und diplomatischer Aushandlung fairer Kompromisse suchen", betonte Schlagnitweit.
So dürfe nicht der Sieg einer der beiden Parteien und die Vernichtung des jeweiligen Gegners das anzustrebende Ziel sein, sondern letztlich nur ein Zusammenleben aller von diesem Konflikt betroffenen Menschen und Gesellschaften in einem gerechten Frieden, in gegenseitigem Respekt als gleichrangige Partner, in Anerkennung der Würde, der Rechte und legitimen Interessen des jeweils Anderen und in Minimierung der Opfer und des Unrechts auf beiden Seiten.
Der Weg zu diesem Ziel sei vor dem Hintergrund des über Jahrzehnte hinweg auf beiden Seiten erlittenen Leids und Unrechts schwer zu finden und zu gehen, wandte der ksoe-Direktor ein. "Aber er ist die einzige wirkliche Alternative zu jener verführerischen Entweder-Oder bzw. Freund-Feind-Logik, die zwar klar und einfach erscheint, aber der komplexen Wirklichkeit in den aller seltensten Fällen gerecht wird und ein Leben in Frieden und Gerechtigkeit mit Sicherheit verhindert."
Quelle: kathpress