Militärpfarrer: Keiner verlässt den Friedhof, wie er ihn betreten hat
Die existenziellen Fragen nach Tod und Vergänglichkeit beschäftigen auch die Soldatinnen und Soldaten des Österreichischen Bundesheeres. Für einen niederschwelligen Zugang zur Beschäftigung mit dem Thema "Tod" bietet Militärdekan Alexander Wessely, Pfarrer in der katholischen Militärpfarre Burgenland, seit einigen Jahren Exkursionen für Angehörige des Bundesheeres auf den Wiener Zentralfriedhof an. "Die Nachfrage ist ungebrochen", berichtet der Militärpfarrer im Gespräch mit "Kathpress". Das liegt wohl auch daran, dass Wessely sein umfangreiches Wissen über Europas zweitgrößten Friedhof, das er sogar in einem Buch niedergeschrieben hat, stets mit einer Portion Humor und Augenzwinkern vermittelt.
Niemand, "ob Grundwehrdiener, gestandener Soldat, oder Zivilbediensteter", verlasse den Friedhof mit demselben Glauben, mit dem er ihn betreten hat, weiß Wessely aus Erfahrung. Das Thema "Tod" beschäftige die Menschen, "auch wenn wir es - so wie die gesamte Gesellschaft - immer gerne verdrängen". Neben Neugier und Schaudern würden auch immer wieder Fragen, wie "Was kommt nach dem irdischen Tod?", aufgeworfen, so der Geistliche: "Und da sind wir dann schon ganz tief im Thema Religion und Glauben." Die Frage, die aber am Friedhof auch immer gestellt werde, sei Gretchens Frage aus Goethes Faust: "Wie hältst Du's mit der Religion? Wie hältst Du es mit dem Glauben an die Auferstehung?"
Seine Erfahrungen in den Exkursionen hat der Priester, Schauspieler und Autor auch in einem Buch unter dem Titel "Auf Augenhöhe mit drei Millionen Wienern: Ein Spaziergang auf dem Wiener Zentralfriedhof" zusammengefasst. Man könne das Buch als Wegweiser durch den Friedhof lesen, oder einfach als "schön-schaurige Gute-Nacht-Lektüre".
Feste wie Allerheiligen und Allerseelen hätten für katholische Soldaten zuerst einmal die dieselbe Bedeutung wie für alle anderen Mitbürgerinnen und Mitbürger, so Wessely. Einen Unterschied gebe es aber darin, dass das kollektive Kameradengedenken mit Kranzniederlegungen hinzukommen. Dies habe im Selbstverständnis von Soldatinnen und Soldaten durchaus große Bedeutung.
Militärseelsorger haben Verantwortung
Für den Theologen stehen Militärseelsorger in der besonderen Verantwortung, besonders sensibel an das Thema "Tod" heranzugehen. Das gelte besonders ethischen Problemfeldern, bei Fragen etwa nach dem "Heldentod" oder dem "gerechten Krieg". "Wie viele sind auf den Schlachtfeldern dieser Welt elendiglich krepiert, haben in der Stunde ihres Todes nach ihrer Mutter oder Gott gerufen?", so Wesselys rhetorischer Einwand.
Quelle: kathpress