Erzdiözese Wien feierte Tauf-Zulassung von 14 Erwachsenen
Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres hat die Erzdiözese Wien Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren zur Taufe zugelassen. Am Dienstagabend erhielten erneut 17 Personen im Rahmen einer feierlichen Vesper in der Wiener Pfarrkirche St. Josef-Weinhaus die Erlaubnis, in den kommenden Wochen das wichtigste christliche Initiationssakrament gespendet zu bekommen. Bereits im Frühjahr waren zu Beginn der Fastenzeit in einer größeren Feier 64 Täuflinge zur Taufe im Diözesangebiet zugelassen worden. Laut Daniel Vychytil, Leiter des Referats für Erwachsenenkatechumenat in der Bischofskonferenz, gibt es damit heuer in Summe rund 270 katholische Erwachsenentaufen österreichweit.
Die Feier wurde von Pastoralamtsleiter Markus Beranek geleitet, der in Vertretung von Kardinal Christoph Schönborn die Zulassungsurkunden an die Taufbewerber überreichte. Neben einem Vokalensemble wurde die Feier von einer persischen Laute musikalisch begleitet - in Erinnerung dessen, dass aus Persien stammende Personen zumindest in den vergangenen Jahren stets eine zahlenmäßig starke Gruppe bei den Erwachsenentaufen gebildet hatten.
Mit den Taufkandidatinnen und -kandidaten der nunmehrigen Zulassungsfeier stellten Österreicher wieder die größte Gruppe, bereits zum zweiten Mal in Folge, gefolgt von Iranern, Afghanen, Deutschen sowie Angehörigen aus 25 weiteren Nationen. "Die bunte Durchmischung bildet die Internationalität der Kirche in Wien gut ab, sind doch auch ein Drittel der Gottesdienstbesucher in der Bundeshauptstadt anderssprachig", so Vychytils Einschätzung. Altersmäßig würden die Katechumenen tendenziell jünger, 14 Personen unter 20 Jahren seien unter den insgesamt 84 erwachsenen Wiener Täuflingen zu finden, wobei die meisten der Altersgruppe 20 bis 40 angehören. Die meisten stammen aus dem Vikariat Wien-Stadt sowie dem Süd-Vikariat "unter dem Wienerwald", und Männer sind mit 57 versus 43 Prozent leicht in der Überzahl gegenüber Frauen.
Vielfältige Wege zur Taufe
Wie unterschiedlich die Wege zur Taufe sind, veranschaulichten bei der Feier in anonymisierter Form vorgetragene Glaubensbiografien. Eine Person gab an, sie sei in einer Lebenskrise auf ein Video über Jesus gestoßen, habe sich dann über das Christentum informiert und "gemerkt, dass Jesus wirklich mein Retter ist" - erst recht, als es parallel zum begonnenen Bibellesen im Leben wieder bergauf gegangen sei. Eine andere war atheistisch erzogen worden und suchte stets in der Naturwissenschaft nach der "Wahrheit". Während der Corona-Pandemie von Selbstzweifeln geplagt, habe ein spontaner Kirchenbesuch "alles geändert", eine "Lichtquelle" ins Leben gebracht und ein neues Zuhause entdecken lassen.
Eine Taufbewerberin berichtete, eine konvertierte Mitstudentin an der Uni habe ihr über den Glauben erzählt, eine Bibel geschenkt und mit anderen christlichen Freundinnen bekannt gemacht. Aus der Freundschaft sei "der Glaube an Jesus und die christliche Religion" erwachsen. Heiligengeschichten und die Kirchengeschichte waren für einen weiteren Täufling ausschlaggebend zur Tauf-Entscheidung; für eine Frau hingegen, dass sie mit einem Priester ins Gespräch kam, der Probleme mit seinem Computer hatte. Ein Taufpriester berichtete über einen weiteren Katechumenen, der bereits vor drei Jahren den Taufwunsch geäußert hatte und seither von ihm vorbereitet worden sei. "Seine wiederholte Bitte um die Taufe wie auch sein Durchhalten in einer dreijährigen Wartezeit sprechen für mich eindeutig für eine Zulassung", so der Geistliche.
Mindestens ein Jahr Vorbereitung
In der katholischen Kirche ist die traditionelle Initiationsform die Kindestaufe. Als Folge der Säkularisierung wie auch von Fluchtbewegungen und Migration nahmen in den jüngsten Jahren aber auch die Erwachsenentaufen zu. Das Sakrament wird nach einem intensiven, mindestens einjährigen Glaubenskurs in der Regel rund um das Osterfest gespendet, wobei die in vielen Diözesen übliche gemeinsame Zulassungsfeier als abschließender Höhepunkt der Vorbereitungszeit gilt. In Wien gibt es dafür seit einigen Jahren neben dem Haupttermin in der Fastenzeit auch einen Termin im Herbst für später in die Vorbereitung eingestiegene erwachsene Taufkandidaten ("Katechumenen"), die das Sakrament dann später ihren Pfarren rund um den Christkönigssonntag sowie in der Advent- und Weihnachtszeit empfangen.
Wie sich die Erwachsenentaufen in Zukunft entwickeln, hängt von mehreren Faktoren ab, erklärte Vychytil gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress. Aktiv beworben wird die Erwachsenentaufe nicht, "die meisten klopfen von sich aus an die Kirchentüren und nehmen Kontakt auf", so der Experte. Mehrere Diözesen böten jedoch auf ihrer Webpräsenz Informationen zum Prozedere und teils auch eigene personelle Verantwortliche für das Erwachsenenkatechumenat.
Quelle: kathpress