Die Weltsynode geht in ihre letzte Woche
Die Weltsynode im Vatikan biegt in die Zielgerade ein. Seit 4. Oktober beraten rund 350 Mitglieder der Weltsynode über mehr Mitbestimmung und neue Entscheidungswege in der katholischen Kirche. Im Laufe der Debatte kamen weitere Themen hinzu, darunter der Umgang mit sexuellen Minderheiten und mögliche Weiheämter für Frauen.
Am Montag beginnen die Debatten um eine "Botschaft an das Volk Gottes" sowie um ein synodales Abschlussdokument. Die Organisatoren werden nicht müde zu betonen, dass es sich bei Letzterem um eine Art Zwischenbericht handeln wird - und nicht um verbindliche Beratungsergebnisse. Es wird noch eine zweite Synode im Oktober 2024 folgen, lautet das Mantra. Und deshalb kann der Zwischenbericht auch festhalten, an welchen Punkten kein Konsens erzielt werden konnte.
Das ist nur eine der vielen Neuerungen, die Papst Franziskus der "Synode über Synodalität" mitgegeben hat. Die wichtigste stand erst wenige Monate vor Beginn fest: Erstmals in der katholischen Kirchengeschichte erhielten Nicht-Bischöfe in spürbarer Anzahl ein Synoden-Stimmrecht. Darunter sind zum ersten Mal in der Geschichte auch Frauen - 54 an der Zahl.
Laien machen den Unterschied
Von Parität ist die Kirche damit zwar noch weit entfernt. Dennoch machte die Anwesenheit der Frauen - und der restlichen Nicht-Bischöfe - einen Unterschied. Besonders spürbar wurde sie, als zur Mitte der Synode mehrere Frauen hintereinander das Wort ergriffen und vehement für Gleichberechtigung in der Kirche eintraten. Auch die Reden derer, die dagegenhielten, ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Das sei gegen Tradition und Lehre der Kirche, so ihr Argument.
Konfrontation war dennoch nicht der vorherrschende Ton in den ersten drei Synodenwochen. Man suchte eher die von Kirchenleuten gern beschworene "Begegnung auf Augenhöhe" - wozu das Sitzen an runden Tischen beitrug. Auch die Kleiderordnung gestaltete sich zusehends hierarchiefrei. Selbst Kardinäle (bis auf einen) verzichteten auf Soutane und Scheitelkäppi, meist beriet man in Hemdsärmeln.
An runden Tischen platziert debattierten die Synodenväter und -mütter mal im Plenum, mal in wechselnden Kleingruppen. Nicht alle 365 Mitglieder waren immer im Raum; dazu trugen auch einige Corona-Fälle bei. Die Anwesenden waren gehalten, über eigene und fremde Wortbeiträge Stillschweigen zu bewahren, so legte es die Geschäftsordnung fest. Tägliche Pressebriefings sollten Medienschaffenden dennoch Einblicke gewähren.
Zudem machten am Rande und bei abendlichen Treffen doch einige Infos die Runde. Dazu gehört die Beobachtung, dass die Befassung mit Fällen von klerikalem Missbrauch offenbar eine untergeordnete Rolle spielte. Insgesamt sind alle Synodenmitglieder bemüht, die Erwartungen an Texte zu dämpfen. Immer wieder ist zu hören, es gehe vor allem um eine neue Weise, Herausforderungen in Zukunft anpacken zu können.
Intensive Arbeit am Abschlussdokument
Dennoch nimmt sich die Redaktions-Kommission aus Dutzenden Theologen und anderen Experten viel Zeit mit dem Zwischenbericht. Das Synodensekretariat kündigte vor wenigen Tagen zwei überraschend lange Unterbrechungen der Synodenversammlung in der letzten Woche an: Von Montagnachmittag bis Mittwochmorgen und dann noch einmal über den gesamten Freitag tagt die Versammlung nicht. Das spricht dafür, dass sehr intensiv an den Texten gefeilt werden soll.
Für die Diskussion der Änderungsanträge ist nur am Mittwochnachmittag und am Donnerstagvormittag Zeit eingeplant. Der Nachmittag wurde frei gehalten für die Debatte darüber, wie die kommenden elf Monate bis zur zweiten Weltsynode gestaltet werden sollen.
Nach dem Bet- und Fasttag für den Weltfrieden am Freitag kommt es dann erst am letzten Beratungstag, 28. Oktober, zum Schwur. Bis zuletzt war unklar, nach welchem Verfahren die Verabschiedung des Schlusspapiers erfolgen sollte. Eine Abstimmung mit knappem Ergebnis galt jedoch als unwahrscheinlich. Denn wenn es eine Auflistung der Punkte gibt, von denen man einvernehmlich feststellt, dass man in diesen Fragen unterschiedlicher Meinung ist, sind knappe Mehrheitsentscheidungen nicht zu erwarten.
Quelle: kathpress