Am Rande der Synode im Vatikan Bewegung beim Thema LGBTQ+
Am Rande der Welt-Bischofssynode im Vatikan ist es zu Begegnungen gekommen, die auf eine Öffnung der katholischen Kirche im Umgang mit sexuellen Minderheiten schließen lassen. Papst Franziskus traf, wie später bekannt wurde, bereits am Mittwoch die US-amerikanische Ordensfrau Jeannine Gramick. Die Schwester aus Philadelphia hatte sich in den 1970er Jahren als eine der ersten in der Seelsorge für homosexuelle Menschen engagiert und dafür die Vereinigung "New Ways Ministry" mitbegründet.
In öffentlichen Äußerungen hatte sie dann gemeinsam mit dem Seelsorger Robert Nugent die geltende katholische Lehre über die Sündhaftigkeit homosexueller Akte in Frage gestellt. Deswegen waren sie 1999 von der vatikanischen Glaubensbehörde unter Kardinal Joseph Ratzinger gemaßregelt worden.
In der offiziellen Bekanntmachung über die Bestrafung hieß es damals: "Die Zweideutigkeiten und Irrtümer der Haltung von P. Nugent und Sr. Gramick haben im katholischen Volk Verwirrung gestiftet und der Gemeinschaft der Kirche Schaden zugefügt. Aus diesen Gründen wird ihnen jedweder seelsorgliche Dienst an homosexuellen Personen auf Dauer untersagt, und sie können in ihren jeweiligen Ordensgemeinschaften auf unbestimmte Zeit nicht in irgendwelche Ämter gewählt werden."
Nach der Begegnung mit Franziskus an diesem Mittwoch im Vatikan twitterte die Vereinigung "New Ways Ministry" im Netzwerk X ein Foto, das Gramick und drei männliche Seelsorger neben dem Kirchenoberhaupt zeigt. Im Text dazu heißt es: "Ein früher unvorstellbarer Moment: Schwester Jeannine Gramick hat Papst Franziskus im Vatikan getroffen."
Weiter teilte die Vereinigung mit: "Schwester Jeannine überbrachte Grüße der LGBTQ+-Katholiken in der US-Kirche. Sie dankte ihm für seine Offenheit bezüglich der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und dafür, dass er sich gegen die Kriminalisierung von LGBTQ+-Menschen stellt." Das Treffen stehe für eine neue Offenheit gegenüber dem Ansatz, den die Ordensfrau und ihre Organisation seit langem praktizierten. Laut der Vereinigung stehen Gramick und der Papst seit April 2021 in einer "freundlichen Korrespondenz".
Jesuit Martin traf EU-Botschafter
Am Donnerstag wurde zudem ein Treffen von Jesuitenpater James Martin mit Vatikan-Diplomaten aus rund 20 EU-Ländern bekannt. Martin, der als Vordenker der "New Ways Ministry" derzeit auf Einladung des Papstes an der Weltsynode im Vatikan teilnimmt, postete anschließend ein Foto von der Begegnung im Netzwerk X und schrieb dazu: "Dank an all die Vatikan-Botschafter aus den Ländern der EU, dass sie mich eingeladen haben, über LGBTQ-Katholiken zu sprechen."
Aus Teilnehmerkreisen war zu hören, es habe einen offenen Austausch zwischen den Diplomaten und dem Jesuiten gegeben. Am Vortag hatten Synodenteilnehmer berichtet, dass ein anderer Umgang der katholischen Kirche mit sexuellen Minderheiten bei der im Vatikan tagenden Weltsynode ein Thema sei. Beschlüsse dazu seien aber erst im Oktober 2024 zu erwarten.
Quelle: kathpress