Sozialaktion: 5.000 Jugendliche bei "72 Stunden ohne Kompromiss"
Noch bis 21. Oktober engagieren sich österreichweit 5.000 Jugendliche 72 Stunden lang in über 400 Sozialprojekten, vom "Wheelchairmapping" in Wien bis zur Verschönerung eines Pflegeheimes in Graz: Seit Mittwoch findet unter dem Motto "Be the Change" die 11. Ausgabe von Österreichs größter Jugendsozialaktion "72 Stunden ohne Kompromiss" statt. Organisiert wird die Aktion alle zwei Jahre von der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ) in Zusammenarbeit mit "youngCaritas" und Hitradio Ö3.
Heuer steht es unter dem Motto "Be the Change" (dt. sei der Wandel). "Jugendliche können etwas für eine positive Entwicklung beitragen und das brauchen wir in diesen Zeiten mehr denn je", betonte Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.
In der Bundeshauptstadt engagieren sich Schülerinnen und Schülern während der "72 Stunden ohne Kompromiss" etwa beim Erheben von rollstuhlgerechten Wegen des täglichen Lebens, von Kaffeehaus, Sportplatz bis zu Kulturveranstaltungen. Die Jugendlichen sind dabei gemeinsam mit Menschen mit Behinderung aus Caritas-Wohngemeinschaften und Werkstätten in die Aktionswoche "Barrierefreies Wien" eingebunden. Die Ergebnisse werden in die "Wheelmap App" eingetragen, um den Zugang zu öffentlichen Plätzen zu erleichtern.
Die Jugendlichen würden damit etwas Konkretes zur Verbesserung der Situation von Mensch mit Behinderung beitragen, betonte Schwertner. Denn "behindert ist, wer behindert wird".
Schwertner nahm auch auf den UN-Bericht über die Lage von Menschen mit Behinderung Bezug, bei dem Österreich schlecht abschnitt. Der UN-Bericht sei ein Auftrag, die Lage für Menschen mit Behinderung zu verbessern, dazu gehöre etwa das Vorantreiben von Inklusion, der Ausbau von Persönlicher Assistenz sowie die "Barrieren in der Gesellschaft und in den Köpfen niederzureißen". Kritik übte Schwertner speziell am niedrigen Bildungsbudget für Kinder mit Behinderung.
Prägende Erlebnisse
"72 Stunden ohne Kompromiss" sei die Möglichkeit für prägende Erlebnisse, die das eigene Leben verändern könnten, erklärte Tobias Kirschner, ehrenamtlicher KJÖ-Vorsitzender. Die Jugendlichen könnten eigene Projekte umsetzen oder sich bei diversen Caritas-Projekten einbringen. Das Spektrum gehe von Generationen-übergreifenden-Aktionen hin zu Pfarr-Projekten, bei denen man etwa den Pfarrgarten erneuere.
Jugendliche würden dabei oft Fähigkeiten an sich entdecken, die sie zuvor nicht kannten, wies Kirschner hin. Für viele Jugendliche ermögliche "72 Stunden ohne Kompromiss" auch erstmals den Kontakt mit kranken, alten oder behinderten Menschen. "Das sind Chancen etwas auszuprobieren, was man im Verlauf eines späteren Lebens auch mal brauchen kann", meinte der KJÖ-Vorsitzende.
72h in ganz Österreich
Der Start der österreichweiten Aktion war am Mittwoch um 13 Uhr. In der Diözese Graz-Seckau erfolgte der Startschuss am Grazer Tummelplatz mit Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler. In Bezug auf das Motto "Be the Change" (dt. sei der Wandel) zeigte sich Krautwaschl überzeugt, dass sich jede und jeder täglich wandeln könne. "Zum Beispiel, um besser mit den anderen Menschen umzugehen oder mit der Umwelt. Um hilfreich zu sein. Um einfach ein guter Mensch zu sein", so der Diözesanbischof beim Projektstart. In der Diözese Graz-Seckau sind 2023 mehrere Projekte am Start, so wird im Stiftsgarten St. Lambrecht die Streuobstwiese fit für die nächsten Jahre gemacht oder ein Kinderspielplatz in Graz renoviert.
In Innsbruck fand die Projektübergabe an die Gruppen vor dem "Goldenen Dachl" statt. Diözesanbischof Hermann Glettler, Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb und Jugendlandesrätin Astrid Mair übergaben den Jugendlichen ihre "Aufträge", da viele erst vor Ort erfuhren, was ihre Aufgabe in den nächsten Tagen sein wird.
In der Diözese Linz engagieren sich rund 350 Jugendliche im Alter von 14 bis 25 Jahren in knapp 40 sozialen Projekten.
Anerkennung für den großen Freiwilligeneinsatz kam in diesem Jahr auch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. In einem über soziale Medien verbreiteten Video dankte er den Jugendlichen für ihr Engagement: "Ihr Wille, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen, sind das Fundament für eine schöne Zukunft und ein Grund für Optimismus."
"72 Stunden ohne Kompromiss" kann zudem auf Facebook und Instagram, unter dem Hashtag #72h und auf der Homepage www.72h.at auch live mitverfolgt werden.
Quelle: kathpress