Wiener Dompfarrer: Klare Kante gegen Hasskundgebungen
Der Wiener Dompfarrer Toni Faber hat sich klar gegen Demonstrationen ausgesprochen, die den "Teufelskreis von Gewalt und Hass" fortführen. Hassparolen seien "nicht zukunftstauglich" und es gelte "klare Kante zu zeigen gegen Hass und Vernichtungspropaganda", sagte Faber am Montag der Nachrichtenagentur "Kathpress". Dass Menschen "überhaupt auch nur einen Gedanken daran verschwenden, dafür in der Öffentlichkeit demonstrieren zu wollen", sei erschreckend, hatte der bekannte Priester zuvor auch in seiner Sonntags-Kolumne der Tageszeitung "Kurier" erklärt.
Faber bezog sich auf die Pro-Palästinenser-Proteste, die am vergangenen Mittwochabend - vier Tage nach dem großen Terrorangriff der Hamas auf Israel - vor dem Stephansdom stattgefunden hatten. Bei der kurzfristig verbotenen Demonstration mit mehreren hundert Beteiligten sei "zu Hass und Vernichtung aufgerufen" worden, berichtete der Dompfarrer. Für ihn sei die an den Tag gelegte Gewaltbereitschaft "bedrückend und emotional schon fast erdrückend" gewesen.
Besonderes Lob äußerte Faber für die Polizei, die viel Umsicht gegenüber den Demonstranten bewiesen habe. Nicht eine schnelle Auflösung sei das Ziel gewesen, sondern die Verhinderung weiterer Gewaltexzesse.
Dabei sei es durchaus schwierig, sich bei Gewaltäußerungen zurückzuhalten, bekannte der Dompfarrer. Spontan wolle man "nach Gegengewalt rufen", damit offensichtlichem Unrecht keinesfalls Raum gegeben werde. Mäßigung und angemessene Mittel nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit seien jedoch "zukunftsfähiger und erfolgreicher". Die Mitarbeiter des Domes würden derzeit darin geschult, "wie man am besten auf gewaltbereite Personen reagiert, ohne dabei überzureagieren", so Faber.
Gegen Hassäußerungen auftreten
Hintergrund ist auch, dass der Wiener Stephansplatz wegen seiner zentralen Lage ein Hotspot für Kundgebungen aller Art ist. "Wir sind Leidtragende der fast täglichen Demos", erklärte der Dompfarrer. Die Kirche ist zwar Anrainer, hat jedoch keinen Einfluss auf die Genehmigungen von Veranstaltungen. Faber: "Es gibt ja Demonstrations- und Versammlungsrecht. Gott sei Dank leben wir in einer Demokratie." Aus demselben Grund würden auch etwaige Einsprüche der Kirche gegen Veranstaltungen vor dem Dom stets wegen Nichtigkeit abgewiesen.
Dennoch sei es geboten, gegen Hassäußerungen und Wertverletzungen aufzutreten und sich gegebenenfalls zu schützen, sagte Faber. Sei Gefahr einer Eskalation im Verzug, ordne er bisweilen an, den Einlass zum Stephansdom zu beschränken oder die Kirche ganz zu sperren. Das war etwa nach dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt vom 2. November 2020 der Fall, jedoch auch bei der Demo in der Vorwoche vor dem Stephansdom. Die "sehr gute Verbindung" mit der Polizei wisse er dabei sehr zu schätzen, so der Dompfarrer.
Quelle: kathpress