Gaza: Caritas fordert humanitären Korridor
Der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner fordert die Errichtung eines humanitären Korridors, um die Bevölkerung im Gazastreifen mit dringend benötigten Hilfslieferungen zu versorgen. Man müsse das weitere Sterben der Zivilbevölkerung im fortschreitenden Konflikt auf beiden Seiten verhindern und Hilfslieferungen bereitstellen, so Schwertner in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress". Das Recht Israels, sich gegen den Terror zu verteidigen und schließe den Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen nicht aus. Die Caritas schlug u.a. die Öffnung der Grenzübergänge zu Ägypten und Resettlement-Programme der internationalen Gemeinschaft vor, um die Lage zu verbessern.
"Die Situation im Gazastreifen ist dramatisch und spitzt sich zu einer humanitären Katastrophe zu", mahnte Schwertner. Aktuell würden keine Hilfslieferungen ins Krisengebiet gelangen, gleichzeitig sei die Zivilbevölkerung nicht in der Lage, aus dem Gazastreifen zu fliehen. "Die humanitäre Lage ist prekär."
Trinkwasser und Lebensmittel seien knapp, auch die Versorgung mit medizinischen Gütern sei nicht gewährleistet. "Die palästinensische Bevölkerung befindet sich in Geiselhaft der Terroristen. Die Zahl der Todesopfer und der Vertriebenen steigt rasant an."
Öffnung der Grenzübergänge
Israels Nachbar Ägypten müsse jetzt darin bestärkt werden, den bislang geschlossenen Grenzübergang zum Gazastreifen zu öffnen, so der Caritas Direktor. Dadurch würden einerseits Hilfslieferungen möglich und andererseits Geflüchteten die Möglichkeit gegeben, das Krisengebiet zu verlassen.
"Ägypten darf mit dieser Aufgabe nicht alleingelassen werden und muss bei einem solchen Vorgehen von der internationalen Staatengemeinschaft unterstützt werden - auch vonseiten Österreichs", betonte Schwertner.
Resettlement-Programme
Er appellierte an die österreichische Bundesregierung, Geflüchteten aus dem Gazastreifen im Verbund mit anderen Staaten aufzunehmen. Konkret sollte sich die internationale Staatengemeinschaft, die Europäische Union und mit ihr auch Österreich bereit erklären, besonders verletzliche Menschen direkt aufzunehmen und Schutz zu bieten.
"Resettlement-Programme, also humanitäre Aufnahmeprogramme, wären aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt, der Ägypten darin bestärken könnte, seine Grenzen sofort wieder zu Gaza zu öffnen und etwa Frauen, Kinder, kranke und verletzte Menschen, Menschen mit Behinderung und pflegebedürftige Menschen jetzt in Sicherheit zu bringen und damit Menschenleben zu retten", erläuterte Schwertner.
Österreich habe bis 2018 bereits mehrere Resettlement-Programme durchgeführt und könne nun an diese humanitäre Tradition anschließen. "Wir müssen unterscheiden zwischen jenen, die diesen Terror zu verantworten haben und jenen, die nun unter den Folgen dieses Terrors leiden."
Historische Verantwortung Österreichs
Die Caritas begrüßte vor diesem Hintergrund die Aussagen von Außenminister Alexander Schallenberg, der am Samstag die "historische Verantwortung Österreichs" betonend diplomatische Vermittlungen im Konflikt in Aussicht gestellt hatte. Auch die Vereinten Nationen haben am Samstag die Errichtung eines humanitären Korridors gefordert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Sonntag angesichts des israelischen Evakuierungsaufrufs für Zivilisten in Gaza vor der Verschärfung einer "humanitären Katastrophe" gewarnt.
Die Hilfsorganisation der Erzdiözese Wien verurteile einmal mehr den unbeschreiblichen Terror durch die Hamas in Israel von vergangener Woche. Der Zivilisationsbruch sei durch nichts zu rechtfertigen, betonte Schwertner. "Die bestialischen und durch und durch niederträchtigen Angriffe der Hamas auf israelische Zivilisten - auf Frauen, Männer und Kinder - hinterlassen noch immer sprachlos. Dieser Terror ist durch nichts zu rechtfertigen und uneingeschränkt zu verurteilen."
Kritik übte Schwertner dabei an den weltweiten Protesten, "bei denen diese Gräuel nun von Protestierenden auch in Österreich nun immer wieder relativiert würden". Solche Demonstrationen und Relativierungen seien "aufs Schärfste zu verurteilen".
Quelle: kathpress