Synode in Rom wendet sich kontroversen Themen zu
Die Welt-Synode im Vatikan geht in eine entscheidende Phase. Am Freitag begann die Behandlung kontroverser Themen, darunter die Rolle der Frauen, die kirchliche Hierarchie und die Mitbestimmung der kirchlichen Basis. Der Inhalte-Koordinator der Synode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, führte am Freitagvormittag in das entsprechende nächste Arbeitsmodul der kommenden Tage zu den im "Instrumentum laboris" genannten Themen über "Gemeinsame Verantwortung in der Sendung" ein. Bei ihrer Behandlung riet der Luxemburger Erzbischof den Synodalen zur Vorsicht.
Die Themen gingen allen sehr nahe, jeder habe dazu einen Standpunkt, gab Hollerich vor den in der vatikanischen Synodenaula Versammelten zu bedenken. Dieser Parteilichkeit sollten sich die Synodalen bei ihren Diskussionen bewusst sein. Unmissverständlich machte der Kardinal den überwiegend männlichen Synodalen klar, dass Frauen als gleichberechtigte Mitglieder der Kirche behandelt werden müssten. Die Taufe der Frauen stehe der Taufe der Männer in nichts nach. Erstmals nehmen an einer Bischofssynode auch Frauen mit Stimmrecht teil, sind aber mit 54 Anwesenden unter den rund 360 Synoden-Mitgliedern deutlich in der Minderheit.
Kardinal Hollerich stellte die Frage in den Raum, wie sie sich als integraler Bestandteil der Kirche fühlen könnten. "Nehmen wir, die Männer, die Vielfalt und den Reichtum der Charismen wahr, die der Heilige Geist den Frauen gegeben hat? Oder hängt unser Handeln oft von unserer bisherigen Ausbildung, unserer familiären Erziehung und Erfahrung oder von den Vorurteilen und Stereotypen unserer Kultur ab?", fragte der Generalrelator der Synode. Und weiter: "Fühlen wir uns bereichert oder bedroht, wenn wir unsere gemeinsame Sendung teilen und wenn Frauen auf der Grundlage der Gnade unserer gemeinsamen Taufe für die Sendung der Kirche mitverantwortlich sind?"
Ähnlich deutlich wurde Hollerich bei den Themen Mitbestimmung von Laien und dem Umgang von Bischöfen mit ihrem Platz in der kirchlichen Hierarchie. Die geweihten Amtsträger sollten darüber nachdenken, ob sie wirklich bereit seien, auch andere, ungeweihte Katholikinnen und Katholiken zu akzeptieren. Ausnahmslos alle Getauften hätten das Recht auf Beteiligung. Den Bischöfen riet Hollerich zu Zurückhaltung und Sensibilität gegenüber anderen Gläubigen.
Die Teilnehmenden sollten diese Punkte in Ruhe behandeln und sich nicht unter Druck setzen. Nicht alle Aspekte dieser Fragen müssten behandelt oder gar voreilige Antworten gegeben werden. Es sei genug Zeit, diese Themen zu vertiefen, um bei der zweiten Runde der Synode im Oktober 2024 zu einem Ergebnis zu kommen. Dann werden dieselben Teilnehmer erneut für etwa vier Wochen zu Beratungen im Vatikan zusammenkommen.
Quelle: kathpress