"Pioneers of Change": "Laudate Deum" stärkt Klimabewegung
Das neue Papstschreiben "Laudate Deum" stärkt der Klimabewegung den Rücken und beendet "die Zeit der Verleugnung, Verharmlosung und Abwertung der 'Öko-Romantiker:innen'": Mit dem jüngsten Apostolische Schreiben habe die Katholische Kirche das Potenzial, "ein ganz wichtiger, stärkender Player an der Seite der Klimabewegung zu werden", so die Einschätzung der "Pioneers of Change"-Vorständin Hemma Rüggen in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress. Als weltweite Institution mit ihren nahestehenden Organisationen - wie Caritas oder Orden - habe die Kirche einen großen Hebel, "jetzt sehr rasch konsequent und mutig zu handeln". Notwendig sei aber auch eine Selbstreflexion, inwieweit die christlich-jüdische Weltanschauung nicht auch die Trennung von Mensch und Natur befördert habe.
Es gebe zwar bereits engagierte Katholiken und Ansätze wie "Religions For Future", "doch wie in vielen Organisationen ist dieses Engagement noch nicht durchgehend in der Gesamtorganisation Kirche umgesetzt", meinte die Projektleiterin des gemeinnützigen Vereins mit Fokus auf Bildung und Nachhaltigkeit. So könnte die Kirche etwa verstärkt auf thermische Sanierung von Gebäuden, auf ökologisches Beschaffungswesen, Mobilität oder nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern setzen.
Das Schreiben enthalte neben der Aufforderung, sich mit den wissenschaftlichen Fakten der herannahenden Klimakatastrophe zu konfrontieren, auch den Appell, Verantwortung zu übernehmen, erinnerte Rüggen. Sie verwies dabei auf die jungen Klima-Engagierten, die laut Papst Franziskus aktuell "eine Lücke in der Gesellschaft" auffüllten müssten.
Krise des Welt- und Menschenbildes
Papst Franziskus spreche in seinem Schreiben auch die tieferen Schichten der Klimakrise an, die auch "eine Krise unseres Welt- und Menschenbildes" sei. Was fehle, sei etwa die Perspektive der Erde als Geschenk und nicht nur als Ressource. Neben dem aktiven Tun brauche es eine neue Perspektive auf die Welt und Natur, betonte Rüggen.
Für die "Pioneers of change"-Vorständin ist die aktuelle Krise auch Ergebnis einer "Geschichte der Trennung", in der der Mensch sich über die Natur erhöht und die Ausbeutung der Erde legitimiert hatte. Als Grund nannte Rüggen u.a. ein falsch verstandenes Zitat aus der Genesis, nämlich "macht euch die Erde untertan". Diese Perspektive herrsche selbst in vielen technologischen Innovationen zur Eindämmung der Klimakrise vor, bei denen die Natur "als Objekt, das zu reparieren ist - und nicht als lebendiges Wesen, dessen Teil wir sind", verstanden werde.
Als wesentliche Ursache für den Zustand des Planeten führte Franziskus, zudem die Dominanz des technokratisch-wirtschaftlichen Paradigmas an. Dem gegenüber bekräftige der Papst die Haltung der Verbundenheit sowie der Einbettung des Menschen in die Natur.
Nötig sei aber auch eine Selbstkritik vonseiten der Kirche, "inwieweit die christlich-jüdische Weltanschauung selbst zu dieser Geschichte der Trennung beigetragen hat". So sei das Christentum Teil einer jahrtausendealten patriarchalen Geschichte und enthalte Elemente, die die Trennung von Mensch und Natur befördert habe. Als Lösung schlug Rüggen etwa eine integrale Spiritualität vor, die "nicht nur einen Vater im Himmel, sondern auch die Mutter Erde als eigene Schöpfungskraft" anerkennt.
"Laudate Deum"
In seinem neuen Schreiben mahnt Papst Franziskus die Menschheit zum Handeln angesichts der Herausforderungen durch die Klimakrise. In dem "Apostolischen Mahnschreiben" fordert der Papst von Regierungen, Unternehmen und jedem Einzelnen, rasch die notwendigen Schritte zu ergreifen, um eine Ausweitung der Klimakatastrophen zu verhindern. Das Schreiben "über die Klimakrise" mit dem lateinischen Titel "Laudate Deum" ("Lobt Gott") wurde am 4. Oktober vom Vatikan veröffentlicht und ist an "alle Menschen guten Willens" gerichtet.
Quelle: kathpress