Bugnyar: Im Heiligen Land geht es für Christen "um's Eingemachte"
Weil die Christen im Heiligen Land nur eine absolute Minderheit sind, schärft das zugleich auch den Blick auf das Wesentliche des Christentums. Das hat der Rektor des Österreich-Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar betont. Die Situation vor Ort sei deshalb auch "heilsam". Vieles, was etwa die Kirche in Österreich beschäftigt, spiele hier überhaupt keine Rolle. Im Heiligen Land gehe es für die Christen "um's Eingemachte". Bugnyar äußerte sich in einem Vortrag in der Deutschordenskirche im Rahmen des jüngsten Wiener "Bibel-Pfades". Er sprach zum Thema "Mein Jerusalem".
Auf aktuelle Berichte angesprochen, wonach es verstärkt Übergriffe von Extremisten auf Christen bzw. christliche Einrichtungen in Israel gibt, meinte Bugnyar, dass es Übergriffe und Anfeindungen gegen Christen auch früher schon gegeben habe. Bugnyar leitet seit 2004 das traditionsreiche Österreichische Hospiz zur Heiligen Familie in Jerusalem, das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land.
Er wolle die derzeitigen Übergriffe auch nicht unbedingt im Zusammenhang mit der aktuellen israelischen Regierung sehen, so Bugnyar. Es könne schon sein, dass sich bestimmte antichristliche Gruppierungen durch die aktuelle Regierung besonders ermutigt fühlten, doch er fürchte, dass das Thema auch unter einer anderen Regierung virulent bleiben werde. Seit die israelischen Medien einen besonderen Blick auf das Thema legen, haben sich die Situation aber auch beruhigt, berichtete der Hospiz-Rektor.
Bugnyar: "Wenn jemand vor mir ausspuckt, war es dann Zufall oder will mir diese Person signalisieren, was sie von mir hält?" - Meistens finde er für sich jene Erklärung, mit der er besser leben könne. In einer Stadt wie Jerusalem, wo so viele Kulturen und Religionen auf engsten Raum existieren, werde es wohl immer auch zu Konflikten kommen. Zugleich wolle er die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht aufgeben.
Christen in Gaza
Bugnyar berichtete in seinem Vortrag auch über das soziale Engagement des Hospizes und die Unterstützung der katholischen Pfarre im Gaza-Streifen. Die Pfarre "Zur Heiligen Familie" in Gaza ging aus einer Missionsstation hervor, die der Südtiroler Priester und damalige Vize-Rektor des Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem, Georg Gatt, 1879 gegründet hat. Das Österreich-Hospiz gehört heute gemeinsam mit den Grabesrittern zu den wichtigsten Unterstützern der Pfarre.
Der Hospiz-Rektor berichtete weiters auch über die seit den 1970er-Jahren im Gazastreifen tätigen Mutter-Teresa-Schwestern ("Missionarinnen der Nächstenliebe"), die ein Heim für ca. 45 schwerst behinderte Kinder führen. "Noch nie habe ich Kinder mit so schweren Beeinträchtigungen erlebt", berichtete der Rektor von seinem ersten Besuch vor Ort. Unbeschreiblich nahe sei es ihm aber auch gegangen, welche Lebensfreude diese Kinder und auch die Schwestern ausstrahlen würden. Im Heim gebe es auch einen Raum für die verstorbenen Kinder. An der Wand stünden die Worte Jesu geschrieben: "Das ist mein Leib, das ist mein Blut." Bugnyar: "Noch nie sind mir diese Worte so nahe gegangen wie in diesem Raum."
Quelle: kathpress