"Laudate Deum": Theologe Rosenberger betont Dringlichkeit
Papst Franziskus hat in seinem neuen Apostolischen Schreiben "Laudate Deum" keine originellen neuen Gedanken formuliert, sondern die von ihm bereits bekannten Gedanken dringlicher formuliert und wiederholt. Dieses Fazit hat der Linzer Moraltheologe und Umweltethiker Prof. Michael Rosenberger am Mittwoch in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress gezogen. Angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise habe der Papst seine mahnenden Worte mit neuesten Zahlen und Fakten untermauert. Die Stoßrichtung seines Schreibens: "Ein technokratisches Herangehen an einzelne Teilprobleme wird nicht genügen, es braucht vielmehr eine ganzheitliche Sicht der Probleme und einen ganzheitlichen kulturellen Wertewandel", so Rosenberger. In Letzterem liege freilich auch die größte Herausforderung.
Das Schreiben enthalte eine klare Absage an alle Klimaleugner und jene, die die Krise verharmlosen; ebenso eine Absage an jene, die die Ursache vorrangig in der wachsenden Weltbevölkerung sehen, denn in den Ländern mit wachsender Bevölkerung werden am wenigsten Treibhausgase emittiert, so Rosenberger: "Der Papst positioniert sich auch deutlich gegen Klimaleugner und Verharmloser in der Kirche."
Perspektiven der Geisteswissenschaften
An der Wurzel des Übels stehe für den Papst das noch immer wachsende technokratische Paradigma. Und hier sieht Rosenberger auch einen wesentlichen Auftrag an die Theologie und andere Humanwissenschaften: "Das Klimaproblem lässt sich nicht allein naturwissenschaftlich-technisch lösen, es braucht auch die Perspektiven der Geisteswissenschaften", so Rosenberger.
Was die Perspektiven des Handelns im Dokument betrifft, benennt der Linzer Moraltheologe zum einen die von Franziskus festgestellte Schwäche der internationalen Politik, zweitens die bisherigen ambivalenten Klimakonferenzen und drittens die anstehende UN-Klimakonferenz in Dubai Ende des Jahres. Für Rosenberger bleibt der Papst bei konkreten Vorgaben allerdings recht vage - aber er sei auch kein Politiker, sondern deute die grobe Richtung an.
Spirituelle Vertiefung
Umso wesentlicher sei dafür die spirituelle Vertiefung, die der Papst in seinem Schreiben biete. Alle Religionen sollten im Einsatz für die Schöpfung ihre Beweggründe nennen, das Christentum könne u.a. folgende Elemente anbieten: "Die Erde gehört Gott (LD 62); der Reichtum der Schöpfung zeigt die Vielfalt des Schöpfers (LD 63); Jesus zeigte gegenüber den Geschöpfen 'eine von Liebe und Staunen erfüllte Aufmerksamkeit' (LD 64); alle Geschöpfe sind erfüllt von Gottes Gegenwart in ihnen (LD 65)." - In diesem spirituellen Bereich liegt für Rosenberger wie schon in "Laudato si" eine besondere Stärke des Dokuments. Letztlich sei das freilich auch das Spezifikum, das ein Papst einbringen könne. Hier liege zudem auch der genuine Auftrag an die Theologie, aber auch an die Bischöfe und Seelsorgenden, so Rosenberger.
Quelle: kathpress