Noch nie waren die Teilnehmer einer Synode in Rom so divers
Papst Franziskus liebt die Lebendigkeit. Das gilt auch für die von 4. bis 29. Oktober in Rom tagende Welt-Bischofssynode. Die Nachrichtenagentur Kathpress stellt einige der interessantesten Persönlichkeiten unter den mehr als 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor:
Schwester Mary Barron. Die gebürtige Irin aus dem Orden "Our Lady of the Apostles" leitet seit kurzem die Internationale Vereinigung der Ordensoberinnen (UISG) mit Sitz in Rom. Damit steht sie für die größte organisierte Frauen-Power in der Kirche, ihre Vereinigung vertritt mehr als eine halbe Million Ordensfrauen weltweit. Internationale Erfahrung hat sie im Netzwerk "Sedos" gesammelt, in dem sich rund 80 männliche und weibliche Ordensgemeinschaften austauschen, die international tätig sind. Mit Schwester Mary haben erstmals die organisierten Ordensfrauen bei einer Bischofssynode eine nicht bloß symbolische Stimme.
Luca Casarini. Der Italiener engagiert sich seit fünf Jahren bei der Organisation "Mediterranea Saving Humans", die in Seenot geratene Migranten rettet. Der einstige Linksradikale, der früher bei Hausbesetzungen und Anti-Globalisierungsprotesten mitmischte, hat durch Papst Franziskus zurück in die Kirche gefunden. Der Papst hat Casarini in die Synode berufen, damit er dort von seinen Erfahrungen berichtet. Stimmrecht hat er nicht, wird aber vermutlich sein Rederecht nutzen.
Helena Jeppesen-Spuhler. Die Schweizerin aus dem Kanton Aargau arbeitet seit langem beim kirchlichen Hilfswerk "Fastenaktion" und ist auch international gut vernetzt. Sie wirkte schon beim europäischen Teil der Weltsynode in Prag mit. Sie vertritt feministische Positionen und tritt für eine konsequente Öffnung der Kirche für Angehörige sexueller Minderheiten ein. In einem Interview sagte sie unlängst: "Gute Freund:innen, die dieselbe Haltung wie ich vertreten, sind ausgetreten. Ich versuche aber, von innen weiterzukämpfen. Ich möchte nicht Traditionalist:innen die Definition überlassen, was wirklich katholisch ist."
Pater James Martin. Der US-amerikanische Jesuitenpater wirbt für eine Seelsorge, die offen ist für Menschen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung und Angehörige anderer sexueller Minderheiten. Der frühere Manager von General Electric wurde als Quereinsteiger Priester. Er lehrt an der Fordham-Universität der Jesuiten in New York, schreibt für die Jesuitenzeitschrift "America" und ist oft im Fernsehen zu sehen, wenn es um Kirchenthemen geht. Die Liste seiner Buchveröffentlichungen ist ähnlich lang wie die seiner Ehrendoktortitel. Konservative Bischöfe in den USA werfen ihm vor, den Boden der kirchlichen Lehre zu verlassen, andere verteidigen ihn. Papst Franziskus hat Martin persönlich zum stimmberechtigten Mitglied der Synode berufen.
Gerhard Ludwig Müller. Auch den deutschen Kardinal, der sich von Martin aus gesehen am entgegengesetzten Ende des katholischen Spektrums bewegt, hat der Papst persönlich zum Synodenmitglied berufen und damit viele überrascht. 2017 hatte er ihn als Präfekten der Glaubenskongregation in den Vorruhestand geschickt. Eine mögliche Verfassungsreform der katholischen Kirche in Richtung mehr synodaler Mitbestimmung sieht Müller skeptisch. Die vom Papst gewünschte Öffnung der Kirche für Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen kommentiert er ebenfalls kritisch. Verbündete wird Müller vor allem unter osteuropäischen, afrikanischen und US-amerikanischen Bischöfen finden.
Momoko Nishimura. Die Japanerin ist eine der beiden weiblichen Vizepräsidenten der Synodenversammlung. Sie gehört der in 15 Ländern vertretenen Laiengemeinschaft "Servants of the Gospel of God's Mercy" an und hat an der katholischen Sophia-Universität in Tokio studiert, wo damals der spätere Kardinal Jean-Claude Hollerich lehrte. Die polyglotte Pädagogin hat einige Jahre in Argentinien gearbeitet, bevor sie nach Japan zurückkehrte. Dort machte sie sich als Übersetzerin der Papst-Enzyklika "Fratelli tutti" einen Namen. Wie Hollerich legt Nishimura großen Wert auf einen Verlauf der Synode, der geduldiges Zuhören und Unterscheiden begünstigt.
Christoph Schönborn. Der Wiener Kardinal und Erzbischof ist der Synoden-Veteran in Rom. Er hat in seiner mehr als drei Jahrzehnte langen Bischofszeit schon rund ein Dutzend Versammlungen der Weltbischofs-Synode erlebt. Zum achten Mal nimmt er nun auch selbst an einer Synodenversammlung in Rom teil. Bei der entscheidenden Runde der Familiensynode 2015 war es Schönborn, der den Kompromiss in der heiklen Frage der wiederverheirateten Geschiedenen gemeinsam mit Kardinal Müller ausformulierte. In Rom wird erzählt, dass Papst Franziskus den 78-jährigen Kardinal vor allem deshalb als Wiener Erzbischof im Amt behält, damit er bei den Versammlungen der Weltsynode 2023 und 2024 noch einmal vermitteln und Orientierung geben kann. Schönborn ist Mitglied des aus 15 Kardinälen und einem Patriarchen bestehenden Synodenrats.
Leonardo Ulrich Steiner. Der deutschstämmige Erzbischof von Manaus kommt aus dem Franziskanerorden. Er war von 2011 bis 2019 Generalsekretär der großen Bischofskonferenz Brasilien. Bei der Amazonien-Synode 2019 setzte er sich für die Lockerung des Zölibats ein. Diese Forderung fand damals eine Mehrheit unter den Bischöfen, wurde aber anschließend von Papst Franziskus nicht übernommen. Dennoch machte er Steiner im August 2022 zum Kardinal. Er könnte zum Brückenbauer zwischen den Reformern aus dem deutschsprachigen Raum und Lateinamerika werden.
Quelle: kathpress