Hoff: Papst-Antwort auf "Dubia" hat "programmatisches Gewicht"
Der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff hat die am Dienstag publizierte Papst-Antwort auf Anfragen konservativer Kardinäle ("Dubia") als einen wichtigen päpstlichen Fingerzeig für die kommende Synodalversammlung und die Beratungen im Vatikan bezeichnet. Mit der Veröffentlichung habe sich Franziskus nicht nur "unmissverständlich von einseitig konservativen Strömungen in der katholischen Kirche abgesetzt", sondern dies in einem dogmatischen Gestus getan. Dies sei richtungsweisend und verleihe dem Text "programmatisches Gewicht". Hoff zeigte sich in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress überzeugt, Franziskus stärke damit "die synodale Transformation der katholischen Kirche auch auf diese Weise - nämlich mit dem auktorialen Lehranspruch des Papstes".
Für die Synodalen werde die Antwort eine "wichtige Referenz ihrer Beratungen darstellen - und für Reformagenden eine lehramtliche Unterstützung liefern". Als "markant" bezeichnete der Theologe zudem den gewählten Zeitpunkt der Veröffentlichung unmittelbar vor Beginn der Synodalversammlung: "Eine markante Positionierung, die die Reformagenden des Papstes politisch stärkt und theologisch profiliert." Stilistisch wirke die Antwort des Papstes wie ein "dogmatischer Nachhilfeunterricht" in Sachen Zweites Vatikanisches Konzil für die "Dubia-Kardinäle".
So demonstriere der Papst in seiner Antwort sein Verständnis von Offenbarung als eine "lebendige Interpretation" von Bibel und Tradition. Das gelte gerade auch im Blick auf die Frauenfrage und die Frage der Segnung homosexueller Partnerschaften, wo Hoff "Spielräume geöffnet" sieht: "Dass der Papst dabei ausdrücklich die Stellung der Frau anspricht, darf man als einen Fingerzeig ansehen. Veränderungen in der Theologie- und Kirchengeschichte sind geschehen und weiterhin möglich - in und als Aufnahme der Bedeutung von Offenbarungstexten."
Im Blick auf den umstrittenen Punkt der Frauenordination setze Franziskus ebenso einen Akzent, "der besondere Resonanzen erzeugen muss. Denn er erklärt, dass zwar die Entscheidung der Päpste nach dem Konzil zur Unmöglichkeit der Zulassung von Frauen zur Ordination verbindliche Lehre sei, dass aber eine klare und verbindliche Doktrin über die genaue Natur einer 'endgültigen Erklärung' noch nicht vollständig entwickelt worden ist." Damit gebe er gleichsam "den Weg frei, neu über die Formen verbindlichen Lehrens nachzudenken - und öffne theologisch weiten Raum für die synodalen Beratungen über Synodalität."
Insgesamt bestärke Franziskus mit seiner Antwort laut Hoff einmal mehr die pastorale Grundausrichtung seines Pontifikats. Wahrheit begreife der Papst etwa nicht "zeitlos", sondern als etwas, das sich "zum Heil aller Menschen darstellen und erfahren lassen" müsse. Das entspreche auch einem weiten, umfassenden Verständnis von Katholizität. "Es gibt Deutungsspielräume in der Entwicklung kirchlicher Lehrpraxis."
Quelle: kathpress