Abtreibungsdebatte & #AusPrinzip
"aktion leben" kritisiert einseitige Kampagne
Abtreibungsdebatte & #AusPrinzip
"aktion leben" kritisiert einseitige Kampagne
Kritik an einer "einseitigen Kampagne" für die komplette Aufhebung der Fristenregelung hat die "aktion leben Österreich" geäußert. Die Aktion unter dem Schlagwort "#AusPrinzip" polarisiere und gebe keine Antworten auf ungelöste Fragen, so der Einwand von "aktion leben"-Geschäftsführerin Martina Kronthaler in einer Aussendung. Dringend nötig wäre vielmehr, die im Zuge der Fristenregelung vor 50 Jahren einstimmig beschlossenen "positiven Maßnahmen zum Schutz des werdenden Lebens" endlich umzusetzen.
Am Mittwoch war in Wien die Kampagne #AusPrinzip präsentiert worden, die auf eine Streichung des Schwangerschaftsabbruchs aus dem Strafgesetz abzielt. Auch die Übernahme der Kosten von Abtreibungen durch Krankenkassen und die Durchführung in öffentlichen Krankenhäusern wird von den Befürwortern - unter ihnen Aktivistinnen, Gynäkologinnen, PR-Fachleute sowie mehrere Politikerinnen und Politiker aus den Reihen der SPÖ und Grünen - gefordert.
Die sogenannte Fristenregelung war am 29. November 1973 beschlossen worden, um Frauen medizinisch sichere Schwangerschaftsabbrüche und Entscheidungsfreiheit zu gewährleisten. Die "aktion leben" erinnerte in ihrer Aussendung an ein Zitat des damaligen Justizministers Christian Broda (SPÖ), der es als "Ziel unserer Anstrengungen" bezeichnet hatte, "die alarmierend hohe Zahl der Abtreibungen in diesem Land zu senken". Dieses Ziel lasse die aktuelle Kampagne völlig unberücksichtigt, kritisierte Kronthaler, deren Verein seit 1992 eine auf Schwangerschaft spezialisierte Familienberatungsstelle betreibt.
"Mutig und weitsichtig" sei Frauenpolitik erst dann, wenn sie nicht ausblende, "dass das Thema Abtreibung auch eine ethische Dimension hat", so die "aktion leben"-Generalsekretärin weiter. Frauen sollten volle Entscheidungsfreiheit haben und bei einem Abbruch medizinisch und menschlich bestmöglich behandelt werden. Zugleich gelte es jedoch wahrzunehmen und anzuerkennen, "dass es um das Leben eines Kindes geht".
Aus Sicht der "aktion leben" bildet die derzeitige gesetzliche Regelung zum Schwangerschaftsabbruch - mit Verankerung im Strafrecht inklusive Straffreistellung - dieses Spannungsfeld ab. So sei ein Abbruch aus Respekt vor dem ungeborenen Kind grundsätzlich verboten, aus Respekt vor der Entscheidungsfreiheit der Frau jedoch straffrei. Mit anderen medizinischen Eingriffen sei Abtreibung "eben nicht" vergleichbar, widersprach Kronthaler gegenteiligen Aussagen von #AusPrinzip-Proponenten.
Ausgeblendet werde von der aktuellen Kampagne auch die "tiefe Konfliktlage, die eine ungewollte Schwangerschaft für Frauen oft mit sich bringt", unterstrich Kronthaler. Die Entscheidung für oder gegen ein Kind sei von "lebensgeschichtliche Bedeutung". Frauen wollten zudem, "dass die Gesellschaft um die Probleme Bescheid weiß, die eine Entscheidung fürs Kind oft so schwer machen", so Kronthaler. Valide Daten und gesicherte Informationen dazu fehlten in Österreich jedoch - ein Umstand, auf den die "aktion leben" unlängst mit einer parlamentarischen Bürgerinitiative ("Fakten helfen!") hingewiesen hatte.
Quelle: Kathpress