Franziskus sieht kleine Fortschritte in seiner Friedensmission
Papst Franziskus sieht bei seiner Friedensmission für die Ukraine erste Fortschritte. Immerhin gebe es bei der Bemühung um die Rückführung der nach Russland verschleppten ukrainischen Kinder positive Entwicklungen, sagte Franziskus am Samstag auf dem Rückflug von Marseille nach Rom. Das "Mittelmeer-Treffen" (Rencontres Mediterranéennes) war der Anlass für die zweitägige Papstreise, die kein offizieller Staatsbesuch in Frankreich war.
Auf die Frage, ob er angesichts des aktuellen Stands der gesamten Friedensmission frustriert sei, antwortete er, es sei frustrierend, weil die Beteiligten und insbesondere das vatikanische Staatssekretariat sehr viel Arbeit investierten und bisher nur wenig Konkretes erreicht hätten. Zugleich erinnerte er daran, dass es bei Gesprächen in einem Krieg immer nur um das Machbare gehen könne und dass man sich daher keine Illusionen machen solle.
Erneut beklagte der Papst, dass Waffenhandel ein äußerst lukratives Geschäft sei. Man dürfe nicht mit den betroffenen Völkern spielen. Wenn man in einem laufenden Krieg den Ukrainern keine Waffen mehr gebe, beginne ein Prozess, dem am Ende das ukrainische Volk zum Opfer falle.
Waffenhändler tragen nie die Folgen
Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte nach den Äußerungen des Papstes zu diesem Thema, Franziskus habe damit auf die paradoxen Konsequenzen von Waffenlieferungen hinweisen wollen. Wenn ein Land einem anderen erst Waffen liefere und es damit in seiner Kriegsoption bestärke, dann aber plötzlich die Waffenlieferungen einstelle, sei das eine Katastrophe. Der Papst habe unterstreichen wollen, dass jene, die Waffen verkauften, nie die Konsequenzen dafür tragen müssten, sondern jene, die im Krieg das Opfer seien, wie derzeit das ukrainische Volk.
Franziskus hatte im Mai den Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, mit einer Friedensmission für die Ukraine beauftragt. Zuppi führte mittlerweile Gespräche in Kiew, Moskau, Washington und Peking.
Bewusstsein für Lage von Migranten wächst
Der Papst sieht - wie er weiter sagte - ein größeres Bewusstsein in Europa für die Not von Bootsflüchtlingen; dies sei ein Fortschritt. Verglichen mit seiner ersten Reise nach Lampedusa im Jahr 2013 sei heute das Bewusstsein für das Drama der Bootsflüchtlinge deutlich gewachsen. Zwar werde das Phänomen noch wie ein heißes Eisen betrachtet, von dem man nicht wisse, was man damit machen solle. Aber deutlich mehr Menschen als damals wüssten von dem Problem und redeten darüber.
Vor zehn Jahren hatte Franziskus bei seiner ersten Reise im Amt die italienische Insel Lampedusa besucht und erstmals mit drastischen Worten über das Drama der im Mittelmeer ertrinkenden Migranten gesprochen.
Ablehnung der Euthanasie ist Frage der Humanität
Die Ablehnung der Euthanasie für alte Menschen ist nach Überzeugung des Papstes eine Frage der Menschlichkeit und nicht des Glaubens. Auf dem Rückflug nach Rom berichtete er, er habe mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron bei dessen vergangenem Rombesuch darüber gesprochen und ihm seine Meinung sehr klar gesagt. "Mit dem Leben spielt man nicht, weder am Anfang noch am Ende", so der Papst. Wenn man anfange, die Alten zu töten, führe das eine Gesellschaft in den Abgrund.
Nach Rückkehr Gebet in Marien-Basilika
Nach seiner Rückkehr aus der französischen Hafenstadt Marseille betete Papst Franziskus am späten Samstagabend in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore vor der dortigen Marien-Ikone. Ein vom Vatikan verbreitetes Foto zeigt das Kirchenoberhaupt im Rollstuhl sitzend vor der Ikone "Salus Populi Romani" (Heil des römischen Volkes). Franziskus sucht die Kirche üblicherweise vor und nach jeder Auslandsreise auf.
Quelle: kathpress