Synodenberaterin Csiszar hofft auf "mutige Vorschläge"
Die Theologin und Synodenberaterin Klara Csiszar betont die kommende Synode in Rom als "gemeinsames Unterwegssein" vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Realitäten, Zugänge und Zukunftsvorstellungen in den Ortskirchen der katholischen Weltkirche. Sie erhoffe sich von den Synodenmitgliedern unter anderem "mutige Vorschläge" dafür, "wie wir als missionarische Kirche interessant für die Menschen bleiben können", sagte sie im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress (Dienstag). Grundsätzlich dürfe man auch die wichtige Erfahrung des Zusammenkommens und des Zuhörens keinesfalls gering schätzen, hielt Csiszar zum weltweiten synodalen Prozess fest.
"Das ist mühsam und braucht Geduld", eröffne aber auch Dynamiken, sagte die an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz und einer Universität im rumänischen Cluj-Napoca lehrende Pastoraltheologin. Sie sehe derzeit keine andere Möglichkeit für eine Transformation im Sinne der gemeinsamen Erneuerung der Kirche. Wie getaufte Christen die Welt deuten und auch die Aufgabe der Kirche sehen, sei sehr unterschiedlich. "Wir wissen so wenig voneinander, aber sprechen sehr viel übereinander." Transformation beginne im Zuhören, "wenn wir zuhören wollen", so die Expertin.
Gut wird die Synodenversammlung aus Sicht Csiszars dann verlaufen, wenn die Delegierten "mutige Sprachrohre ohne Besserwisserei und Arroganz" sind und "darüber erzählen, wo sie als Ortskirche stehen, und von ihren Vorstellungen berichten, was für eine gute Zukunft in der Wirklichkeit, aus der sie kommen, von Bedeutung wäre" - "und wenn diese Stimmen auch ernsthaft gehört werden, mit großem Respekt, Vertrauen und Interesse", wie Csiszar hinzufügte. Spannungen gelte es dabei auszuhalten und unterschiedliche Zugänge und Glaubenserfahrungen kennenzulernen, "aber immer im Vertrauen zueinander", so die Theologin. "Ich hoffe, dass es gelingt, auf die Diversität der Kirche zu schauen, sie zu schätzen und diese auch in ihrer Schönheit sichtbar zu machen - und nicht im Kampf."
Zu hohe Erwartungen an die erste Sitzungsperiode der Synode, für die eine zweite Versammlung im Oktober 2024 vorgesehen ist, dämpfte die Theologin. Es werde nach den vierwöchigen Beratungen noch keine großen Reformen geben. "Wir werden im November keine Diakoninnen weihen", gab sie ein Beispiel. Vielmehr werde es am Ende höchstwahrscheinlich wieder ein Papier im Sinne einer Zusammenfassung der Beratungen geben. Csiszar geht davon aus, dass dieses dann auch zur Beratung an die Ortskirchen zurückgeschickt wird.
Als theologische Beraterin dabei
Klara Csiszar nimmt an der Synode von 4. bis 29. Oktober als eine von knapp 60 theologischen Beraterinnen und Beratern teil, die die rund 360 stimmberechtigen Synodenteilnehmer mit ihrer Fachexpertise begleiten sollen. Sie sei weder Beraterin einzelner Bischöfe noch Stimme für Österreich, Rumänien oder Ungarn, erklärte die 42-jährige Theologin im Kathpress-Gespräch. Ihre Aufgabe sei vielmehr - im Team mit den anderen vom Papst ernannten Beratern - mit den Texten und Wortmeldungen der Synodenmitglieder aus dem Plenum um den Kleingruppen der Versammlung zu arbeiten. "Das gab es in dieser Art und Weise bei früheren Bischofssynoden nicht."
Wie genau diese Tätigkeit dann vor Ort organisiert werde, könne sie nicht sagen, so Csiszar. Das werde der Auftakt in Rom zeigen. Sie wolle aber ihre Expertise zu synodalen Prozessen, zum Missionsverständnis der Kirche heute oder auch hinsichtlich der Ökumene einbringen: "Ich komme ja aus einer Minderheitensituation", erklärte die in Rumänien geborene Theologin mit Blick auf den Dialog zur orthodoxen Schwesterkirche.
In Europa "mehr Skepsis als Hoffnung"
Generell beobachte sie in Europa "mehr Skepsis als Hoffnung" gegenüber der Synode, sagte die Theologin; hingegen sei "in Asien, Lateinamerika und Afrika die Euphorie und Freude sehr groß, dass die Weltkirche unterwegs ist". Gerade in Südamerika sei die Synode und die im Arbeitspapier (Instrumentum laboris) vorkommenden Fragestellungen Thema zahlreicher Versammlungen und Vorträge. "Man freut sich, im Oktober zusammenzukommen und als Weltkirche die verschiedenen Glaubenserfahrungen kennenzulernen, die jetzt nicht mehr nur von Bischöfen in die Versammlung eingebracht werden, sondern auch von zahlreichen Nicht-Bischöfen. Und das ist eine Vielfalt, die wir bis jetzt bei der Bischofssynode nicht gesehen haben."
Der Papst habe die Kirche mit der Weltsynode überrascht; in dem mehrstufigen Prozess sei man schon auf Diözesanebene in etlichen Regionen mit Themen konfrontiert worden, über die man sonst mit Getauften nicht gesprochen habe: "Entscheidungsprozesse, die Frage der Macht, die Rolle der Frau. Menschen, die wir aus der Kirche ausschließen, die wir verurteilen und auch nicht selten als Kirche verletzen - über solche Themen spricht man kaum bis gar nicht in Rumänien zum Beispiel an der Basis", schilderte die Theologin. Auch etwa zur Rolle der Frau in der Kirche ist der Blick beispielsweise in Osteuropa anders als in Westeuropa, gab Csiszar zu bedenken. "Wenn ich etwas dazu sage, gibt es in Osteuropa großes Empören - und wenn ich zu dieser Frage dasselbe in Westeuropa sage, ist es nicht genug."
"Prozess mit Open End"
Die in dem Prozess entstandenen Synthesen auf nationaler, aber auch kontinentaler Ebene seien so etwa wie eine "Momentaufnahme des Ist-Zustandes der Ortskirche". Das nun vorliegende Arbeitspapier fasse die Inhalte gut zusammen und sei auch "ein mutiges Dokument", so Csiszar. Die vielen aufgeworfenen Fragen würden nicht von vornherein beantwortet, "sondern es ist ein Prozess mit Open End".
Von den stimmberechtigen Synodenmitgliedern erwarte sie sich entsprechend "mutige Vorschläge zum Beispiel, wie wir als missionarische Kirche interessant und wichtig für die Menschheit bleiben können, auch als Anwältin der Menschenwürde", sagte die Theologin. Dazu gehöre, wie die Beteiligung der Frauen in der Kirche künftig erweitert werden könne. "Solche Vorschläge werden kommen", zeigte sich Csiszar überzeugt. Die Mitverantwortung aller Getauften, die sich auch strukturell einbinden können sollen, Teilhabe, Leitung und das Thema Autorität müssten für eine missionarische Kirche unter die Lupe genommen werden und seien daher, ebenso etwa wie die priesterliche Lebensform, als thematische Fragen im Synodenarbeitspapier formuliert. "Da wünsche ich mir, dass die Ortskirchen sich mutig äußern über ihre Erfahrung, über ihre Vorstellungen hinsichtlich der Zukunft, auch über die Schmerzen, die wir in Westeuropa sehr deutlich spüren, auch angesichts des sexualisierten Missbrauchs." Es sei wesentlich, "dass alles Raum, Aufmerksamkeit bekommt und den Stimmen zugehört wird."
Quelle: kathpress