EZA-Dachverband: "Klimagerechtigkeit ist globale Verantwortung"
Wohlhabende Staaten wie Österreich tragen zusammen die Verantwortung für über 80 Prozent der globalen CO2-Emmissionen. Die AG Globale Verantwortung hat deshalb am Freitag, dem Tag des weltweiten Klimastreiks, einmal mehr an die österreichische Bundesregierung appelliert, ihrer globalen Verantwortung nachzukommen und für echte, weltweite Klimagerechtigkeit zu sorgen.
Die Klimakrise wirke sich auf alle Bereiche des Lebens und der Politik aus. Daher sei Österreich längst gefragt, Klima- und Umweltschutz sowie Klimagerechtigkeit in allen politischen Entscheidungen umfassend zu berücksichtigen, so Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, in einer Aussendung. Er zitierte eine dramatische Zahl des Intergovernmental Panel on Climate Change: "Bis zu 3,6 Mrd. Menschen könnten mittlerweile von Erderhitzung und Umweltzerstörung betroffen sein. Und auch die Zahl jener, die deswegen Hunger leiden, könnte laut Welternährungsprogramm bald die Milliardengrenze weit übersteigen, sollte das vereinbarte Ziel einer Erderhitzung von maximal 2 Grad verfehlt werden. In letzter Konsequenz sind diese Menschen dazu gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen und ihr Überleben woanders zu suchen."
Österreich sei gut beraten, Menschen im Globalen Süden dabei zu unterstützen, ihre Lebensgrundlagen zu erhalten oder neue zu schaffen. Dazu zähle auch, das Katastrophenrisiko zu mindern, sich an unumkehrbare Folgen der Klimakrise anzupassen und CO2-Emissionen zu reduzieren. Diese Maßnahmen würden aber in der österreichischen Entwicklungs- und Klimapolitik noch nicht genügend Platz und finanzielle Mittel erhalten, kritisierte Wank. So könne Entwicklungszusammenarbeit Nahrungsmittelsysteme widerstandsfähiger und krisenfit machen, Zugang zu Wasser und Gesundheitsversorgung schaffen, Umweltstandards sowie Menschenrechte fördern und dadurch langfristig Armut bekämpfen. Humanitäre Hilfe leiste wiederum in klimabedingten Katastrophenfällen, wie derzeit nach der Überschwemmung in Libyen, lebensrettende Nothilfe, so der AG-Geschäftsführer.
Wank: "Wir sind erfreut, dass sich die Regierung in ihrem Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2022 bis 2024 dazu bekannt hat, ihre entwicklungspolitischen Mittel insbesondere für Klimafinanzierung sowie klima- und biodiversitätsrelevante Projekte zu erhöhen. Doch angesichts der globalen Krisenspirale ersuchen wir die Koalitionsparteien, dieses Grundlagendokument als Mindestanforderung zu betrachten und sich bei Budgetverhandlungen an der steigenden Not der Menschen zu orientieren."
Klimawandel ist Bedrohung für die Bildung
Das Hilfswerk "Jugend eine Welt" hat am Freitag in einer Aussendung darauf aufmerksam gemacht, dass der Klimawandel und die dadurch bedingte Veränderung der Umwelt eine zunehmende Bedrohung für die Bildung, insbesondere für Mädchen darstellt. "Katastrophen nehmen an ihrer Schwere zu und ereignen sich fast fünfmal so häufig wie vor 40 Jahren. Dadurch wird die wichtige Bildung von fast 40 Millionen Kindern pro Jahr beeinträchtigt", zitierte Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von Jugend Eine Welt, aus einem Positionspapier des britischen Amts für Auswärtige Angelegenheiten, Commonwealth und Entwicklung (FCDO).
Heiserer sah darin gleichzeitig auch eine Bestätigung der Erfahrungen, die "Jugend Eine Welt" bei der Projektarbeit im Globalen Süden macht: "Überschwemmungen zerstören Schulen, Stürme zwingen Menschen zur Flucht, Dürren führen dazu, dass Kinder weite Wege zurücklegen müssen, um Wasser zu holen oder Tiere zu versorgen. Folglich bleibt weniger Zeit für wichtige Schulbildung oder noch schlimmer: Familien können es sich schlicht nicht mehr leisten, ihre Kinder in die Schule zu schicken."
Wenn Kinder aus unterschiedlichen Gründen von der Schule ferngehalten werden, dann habe das erwiesenermaßen schwerwiegende Folgen für ihre Zukunft. Oft seien es Mädchen, die Kinderarbeit verrichten müssen. Oft würden sie in jungen Jahren zwangsverheiratet.
Die Klimakrise betreffe alle, "aber sie betrifft nicht alle gleich", so Heiserer: "Deswegen setzen wir uns dafür ein, die Ärmsten zu stärken und gleichzeitig die Ursachen der Klimakrise zu bekämpfen. Eine grüne Zukunft muss eine Zukunft sein, die ein gutes Leben für alle ermöglicht und Kindern nicht ihrer Chancen auf Bildung beraubt. Denn Bildung überwindet Armut."
Quelle: kathpress