Ritter-Grepl: Kirche braucht Gleichstellung der Geschlechter
Im Rahmen des von Papst Franziskus ausgerufenen Synodalen Prozesses der Weltkirche hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) mehr als 600 österreichische Frauen dazu befragt, was sie sich für eine zukünftige Kirche wünschen. "Und sie sagten: Veränderung", wie die kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl am Donnerstag gegenüber Kolleginnen aus aller Welt mitteilte. Für die große Mehrheit sei dies "eine Kirche, die die Gleichstellung der Geschlechter in ihrer eigenen Realität sichtbar macht". Der bisherige Synodalprozess habe gezeigt, dass es insbesondere im Hinblick auf die Rolle der Frau mehrere drängende Probleme gibt, die verhindern, dass die Kirche als ein für Gott transparentes Zeichen der Liebe gesehen werde, so Ritter-Grepl.
Die kfbö-Vorsitzende äußerte sich am Freitagnachmittag in Rahmen eines dreiteiligen Webinars der Weltunion katholischer Frauenorganisationen (WUCWO) im Hinblick auf den im Oktober im Vatikan durchgeführten ersten Teil der Weltbischofssynode zur Synodalität. Weitere Rednerinnen bei den Webinaren waren u.a. Helena Jeppesen-Spuhler vom Schweizer Hilfswerk Fastenaktion, die als stimmberechtigtes Mitglied an der Synode teilnehmen wird, die in Spanien lebende "iMision"-Mitgründerin und für ihren TikTok-Account bekannte Ordensfrau Xiskya Valladares und die frühere Generalsekretärin des Nahost-Kirchenrats MECC, Souraya Bechealany. Die Webinare wurden nach Angaben von WUCWO im Beisein von Sr. Nathalie Becquart aus dem Leitungsteam des römischen Synodensekretariats abgehalten.
Geschlechter-Stereotype überwinden
Das Engagement der kfbö orientiere sich am Evangelium, wonach für das Reich Gottes "...nicht männlich und weiblich" maßgeblich sei (Gal 3,28), Ziel sei ein gutes Leben für alle, legte Ritter-Grepl dar. Traditionelle Geschlechter-Stereotype, die sich oftmals auch in Form von Gewalt gegen Frauen äußerten, seien "zu verändern und zu verlernen". Vor diesem Hintergrund gelte es selbstkritisch zu fragen, ob die Theologie, das kanonische Recht und die konkrete soziokulturelle Praxis in der katholischen Kirche es jedem Leben ermöglicht, sich in Richtung Erfüllung zu entfalten, sagte die kfbö-Vorsitzende. Und daran knüpften sich konkrete Veränderungsanliegen.
So wäre es aus Sicht der Katholischen Frauenbewegung hilfreich, die "Vermischung von Ordination und Leitung" im kanonischen Recht zu überwinden. Wünschenswert sei angesichts von vielen theologisch qualifizierten Frauen deren Einbeziehung in das ordinierte Amt, insbesondere in das Diakonat. Darin sei man sich in der kfbö einig, erklärte deren Vorsitzende: "Die Kirche braucht einen anderen Umgang mit dem Priestertum und ein anderes Verständnis davon, in dieser Kirche eine Führungsrolle zu übernehmen."
Auf das Einander-Zuhören im Vorfeld der Weltsynode müssen nach den Worten Ritter-Grepls nun Gespräche auf synodaler Ebene folgen und schließlich Entscheidungen zur Veränderung getroffen werden. Es werde sich zeigen, ob die Synode in Rom willens ist, Änderung des kirchlichen Rechts anzustoßen.
Während der Versammlung in Rom plant die kfbö eine Gebetspostkartenaktion für das Gelingen der Synode, auch begleitende Liturgievorschläge würden erarbeitet.
Union von 100 katholischen Frauenorganisationen
Die Weltunion katholischer Frauenorganisationen hatte für 13. und 14. September zu Webinaren unter dem Titel "Let Us Prepare for the Assembly in Dialogue with the Women of the Synod" (deutsch: "Bereiten wir uns im Dialog mit den Frauen der Synode auf die Versammlung vor") eingeladen. Die 1910 gegründete WUCWO vertritt heute fast 100 katholische Frauenorganisationen weltweit in rund 50 Ländern, mehr als acht Millionen katholische Frauen aller Gesellschaftsschichten seien vertreten. Deklariertes Ziel der WUCWO ist es, die Präsenz, Teilhabe und Mitverantwortung von Katholikinnen in Gesellschaft und Kirche zu fördern.
Quelle: kathpress