Wörthersee-Prozession: Marketz-Aufruf zu Respekt gegenüber Natur
Der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz hat bei der Marienschiffsprozession am Dienstagabend auf dem Wörthersee zu mehr Ehrfurcht und Respekt gegenüber der Schöpfung aufgerufen. Viele Menschen hätten in den vergangenen Tagen die Natur als Bedrohung erlebt und nicht als Geschenk, was sie eigentlich sei, bezog sich Marketz am Festtag Mariä Himmelfahrt auf die jüngsten Unwetter in Kärnten, wie die Diözese am Mittwoch berichtete.
Die Erde sei nicht "nur als Ding, das mir zur Verfügung steht, zu sehen", mahnte der Kärntner Bischof. "Flutwellen, Waldbrände, Hitzewellen haben auch damit zu tun, dass wir auf der Suche nach einem guten Leben vor allem auf unsere Bedürfnisse blicken und dabei auf die Erde vergessen", so Marketz in seinen abendlichen Kurzansprachen bei den Schiffsanlegestellen in Klagenfurt, Krumpendorf, Pörtschach, Velden und Maria Wörth. Bei der bereits 69. nächtlichen Schiffsprozession am Marienfeiertag wurde eine aus dem bekannten Wallfahrtsort Fatima in Portugal stammende Marienstatue in nächtlicher Prozession über den See geführt.
Der Bischof appellierte dazu, dem "gemeinsamen Haus" mit Ehrfurcht, Achtung und Respekt zu begegnen und "die Erde als Mit-Welt, als Schöpfung Gottes bzw. als Gegenwart Gottes in seinen Geschöpfen" wahrzunehmen. Das Hochfest Mariä Himmelfahrt erinnere zudem an die "lebensspendende Kraft Gottes, die tröstende und ermutigende Begleitung Mariens sowie an das Vertrauen, dass letztlich die Liebe, das Schöne, das Gute sich durchsetzen werden", so Marketz.
Nach den jüngsten Wetterkapriolen und einer vorübergehenden Einstellung der Wörtherseeschifffahrt war die diesjährige Schiffsprozession kurzfristig gefährdet. Er sei sehr dankbar, so Bischof Marketz, "dass die Marienschiffsprozession nach den starken Unwettern, die bei vielen Menschen in unserem Land und den Nachbarregionen großen Schaden verursacht haben, doch noch stattfinden konnte".
Glettler: Aufnahme als "himmlisches Tun"
Der Marienfeiertag sei auch ein Aufruf dazu, "Menschen aufzurichten, aufzunehmen, nicht auszuschließen oder links liegen zu lassen", betonte zum gleichen Anlass der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler als Gastprediger in der Basilika Mariatrost in Graz. "Es kann sich der Himmel öffnen, wenn wir aus unseren abgeschlossenen Cliquen, Meinungsburgen und ideologischen Festungen heraus uns gegenseitig Aufnahme schenken", betonte der aus der Steiermark stammende Glettler.
Maria selbst sei "ansprechbar und besuchbar", spende Trost und könne auch in einer "höchst prekären Situation" ermutigend und inspirierend wirken. Das zeige sich auch an ihrem Lebensbeispiel: "In trostloser Situation ist sie nicht davongelaufen", sagte der Bischof.
Maria wirke auch "als Geburtshelferin für das Neue"; so sei sie als Hebamme bei der Geburt des Johannes dabei gewesen sowie "heute in der kritischen, vorgeburtlichen Phasen für eine neue Kirchengestalt". Sie habe Entfremdung, Flucht, Leid und die Auferstehung Jesu erlebt. Damit sei Maria Vorbild darin, "schwierige Situationen wahrzunehmen und zu helfen".
Das Fest der Aufnahme Marias in den Himmel könne heute eine Anregung sein, die Aufnahme als "himmlisches Tun" nachzuahmen, indem man anderen Menschen ganz praktisch aufhelfe. "Es gibt viele, die unter die Räder kommen - selbstverschuldet und oft System-verschuldet, bedingt durch schwierige Entwicklungen und soziale Schieflagen, Krankheiten, Süchte, Lebenserschwernisse", mahnte Glettler. Das Aufhelfen beginne aber bereits mit einem Blickkontakt oder einer Berührung, meinte der Bischof.
Quelle: kathpress