Weihbischof Turnovszky: "Weltjugendtag zeigt: Friede ist möglich"
Hunderttausende Jugendliche und junge Erwachsene aus mehr als 140 Ländern sind in dieser Woche in Lissabon zum katholischen Weltjugendtag versammelt. "Und sie begegnen sich hier alle in Freude, mit gegenseitigem Respekt und mit Wertschätzung, um gemeinsam ein Glaubensfest zu feiern." - Das hat der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky am Donnerstag im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress betont. Die Jugendlichen kämen auch aus Nationen, die einander nicht unbedingt wohlgesonnen seien, "doch hier ist Friede erlebbar", sagte der Wiener Weihbischof. Das sei auch ein großes Geschenk der Kirche an die Welt, das es freilich auch aufzugreifen gelte.
Positiv hob der Jugendbischof auch die neue Form der Katechesen beim Weltjugendtag hervor. Bei früheren Weltjugendtagen hielten die Bischöfe in der Regel bis zu einstündige Vorträge, an die sich Fragen der jungen Leute anschlossen. Nun gehe es schon von Anfang an viel stärker in Richtung Gespräch, auch unter den Jugendlichen. Freilich nach wie vor mit bischöflichen Impulsen. Turnovszky berichtete von sehr positiven ersten Erfahrungen mit dem neuen Format, das am Mittwoch erstmals angewandt wurde und das sich "Rise up"-Treffen nennt. Für den Donnerstag und Freitag waren ebenfalls solche Treffen geplant.
Aus Österreich sind rund 3.000 junge Pilgerinnen und Pilger in Lissabon mit dabei. Neben Turnovszky sind auch die Diözesanbischöfe Hermann Glettler, Wilhelm Krautwaschl und Josef Marketz in Lissabon. Dass Papst Franziskus bereits vor Ort ist, habe man schon über die unzähligen TV-Schirme im öffentlichen Bereich, aber auch über die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen nur allzu deutlich mitbekommen, berichtete Weihbischof Turnovszky. Ebenso steige bereits die Vorfreude auf die Begegnungen und Feiern mit dem Papst. Von den medialen Debatten in Portugal rund um kirchlichen Missbrauch oder die vermeintlich hohen Kosten, die das Großereignis verursacht, bekomme man als Teilnehmer jedenfalls nichts mit, so der Jugendbischof auf Anfrage.
Am Donnerstagabend trifft Papst Franziskus erstmals auf die Hunderttausenden jungen Menschen, die für das kirchliche Großereignis nach Lissabon gekommen sind. Die Feier findet im Parque Eduardo VII., der größten innerstädtischen Parkanlage der portugiesischen Metropole, statt. Am Freitagabend nimmt der Papst mit den zum Weltjugendtag versammelten jungen Gläubigen an einem Kreuzweg teil.
Die abschließenden Höhepunkte des Weltjugendtags beginnen dann am Samstagabend mit einem großen Abendgebet mit dem Papst auf einem Gelände am Ufer des Flusses Tejo. Die Jugendlichen übernachten dann vor Ort im Park unter freiem Himmel, weil hier am Sonntagvormittag auch die große Papstmesse zum Abschluss des Weltjugendtages stattfinden wird.
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte die Weltjugendtage 1985 ins Leben gerufen. Sie werden seither im Wechsel jährlich in kleinerem Rahmen in den Diözesen vor Ort sowie rund alle drei Jahre als weltweites Großtreffen organisiert. Das bisher letzte Treffen fand 2019 in Panama statt. Der Weltjugendtag in Lissabon wurde wegen der Corona-Pandemie von 2022 auf 2023 verschoben.
Glettler: Keine "Kirche im Burnout"
"Kirche im Burnout? Mit jungen Leuten und deren erneuerter Sehnsucht nach Gott sicher nicht." - So fasste der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler auf seinem Instagram-Account seine bisherigen Eindrücke beim dieswöchigen Weltjugendtag in Lissabon zusammen. Er sprach von einer "starken, ermutigenden Stimmung" und der Zuversicht, dass die jungen Menschen "das Feuer des Glaubens an Christus neu entdecken". Die internationale Verbundenheit, die beim Weltjugendtag erfahrbar ist, solle nachhaltig wirken und heilsam sein für die Welt, so der Wunsch des Bischofs.
(Internet: www.weltjugendtag.at; www.lisboa2023.org)
Quelle: kathpress