Salzburg: Erzbischof eröffnete Hochschulwochen zum Thema Reduktion
Mit einem Plädoyer, notwendige Reduktionen im gesellschaftlichen, aber auch im kirchlichen Kontext nicht nur als Zeichen von Abbruch und Weniger zu betrachten, sondern als Chance zu einem Mehr an Sinn, Freude und Frieden zu begreifen, hat Erzbischof Franz Lackner die heurigen Salzburger Hochschulwochen eröffnet. "Bei allem, worin wir uns verringern und reduzieren, im mehr Weniger liegt auch ein Mehrwert für die Vielen: Ein Mehr an Sinn, ein Mehr an Freude und gewiss auch ein Mehr an Frieden", so Lackner am Montag in der Universität Salzburg. Die renommierte "smarte Sommerbrise" steht heuer unter dem Titel "Reduktion! Warum wir mehr Weniger brauchen" und dauert noch bis zum 6. August.
Für moderne Gesellschaften sei Reduktion erst einmal eine Zumutung, sagte der Obmann der Salzburger Hochschulwochen, der Theologe Martin Dürnberger: "Für Gesellschaften wie die unseren, die auf Erzählungen von Wachstum und Fortschritt gepolt sind und in denen die Logik des Höher, Schneller, Weiter, Mehr historisch einen unglaublichen Zuwachs an Wohlstand und Freiheitsräumen freigesetzt hat - für diese Gesellschaften muss die Rede von Postwachstum oder gar Reduktion verständlicherweise eine tiefe Irritation sein."
Mit Blick auf die Krisen dieser Zeit sei der Generationenvertrag hinfällig, dass die Kinder es einmal besser haben sollen als die Eltern. "Die Zukunft hat, so scheint es, ihre beste Zeit vielleicht hinter sich." In der kommenden Woche gehe es in Salzburg darum, an möglichen Lösungen zu arbeiten, wie Reduktion auch als Mehrwert gesehen werden könne. "Raus dem Hamsterrad des Höher, Schneller, Weiter, Mehr - Raus aus dem stahlharten Gehäuse dieser Imperative, in denen das eigene Leben wahlweise zerrieben oder verkonsumiert wird."
Grußworte zur Eröffnung sprachen außerdem der Rektor der Universität Salzburg, Hendrik Lehnert, sowie - in Vertretung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer - VP-Landtagsabgeordneter Josef Schöchl. Lehnert unterstrich dabei die Aktualität des gewählten Themas, durch welches die Hochschulwochen auch heuer wieder gemeinsam mit den Festspielen zu "dem Großereignis des Salzburger Sommers" würden. Auch Schöchtl verwies auf die Aktualität des Themas Reduktion, indem er auf die vielfältigen, der "Maßlosigkeit" geschuldeten Krisen in der Welt und Gesellschaft verwies, die es notwendig machten, durch ein Weniger "das rechte Maß wiederzufinden".
Den traditionellen Eröffnungsgottesdienst mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatte zuvor P. Paulus Koci vom Kloster Ettal gefeiert.
Die Salzburger Hochschulwochen finden seit 1931 statt und gelten als älteste Sommeruniversität Europas. Sie verstehen sich als Dialogforum von Theologie und säkularen Wissenschaften zu aktuellen Fragen. In diesem Jahr diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen bis zum 6. August; den Festvortrag zum Abschluss hält der Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger. (Infos: www.salzburger-hochschulwochen.at)
Quelle: kathpress