Benediktinerin: Gottsuche und einfacher Lebensstil gehören zusammen
Gottsuche und ein einfacher, auf das Notwendige reduzierter Lebensstil gehören zusammen. Das hat die Sr. Eva-Maria Saurugg (47), Priorin der Benediktinerinnenabtei Stift Nonnberg, im Interview der Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen (Ausgabe 26. Juli) mit Blick auf ihre Ordensgemeinschaft festgehalten. In dem nach der Regel des heiligen Benedikt ausgerichteten Stift mit 15 Ordensschwestern bilde Gottsuche den Schwerpunkt. Diese erfordere auch Stille, Rückzug und Verzicht, schilderte Saurugg. "Oder wie die alten Wüstenväter sagten: still werden, in der Zelle bleiben, nicht herumstreifen, sondern vor Ort Gott suchen. Das ist eine äußere Reduktion, um im Leben Gott mehr Raum zu geben."
Die seit 2017 als Nonnberger Priorin tätige Saurugg ist eine von drei Ordensleuten, die während der Salzburger Hochschulwochen vom 31. Juli bis 6. August inhaltliche Anstöße zum Tagungsthema "Reduktion! Warum wir mehr Weniger brauchen" geben. In den weiteren Vorträgen, Diskussionen und Workshops kommen u. a. der Paderborner Theologe Aaron Langenfeld, die Medizinethikerin Alena Buyx, die Psychologin Isabella Uhl-Hädicke und der Umwelt-Pionier Dirk C. Gratzel zu Wort (Link: www.salzburger-hochschulwochen.at). Saurugg wird vor dem Hintergrund ihrer benediktinischen Tradition sprechen.
Im Interview wies sie darauf hin, dass freiwilliger Verzicht und Einschränkungen "den Raum für etwas anderes öffnen". Diese Erfahrung sei allen zugänglich, etwa wenn man sich in der Fastenzeit vornimmt, weniger Süßigkeiten zu essen. "Danach wird man sie mit einem viel größeren Genuss, mit intensiverem Geschmack und mit neuer Freude essen", schilderte die Benediktinerin den "Mehrwert" des Verzichts. "Immer wenn ich mich wo bewusst zurücknehme, hilft mir das, Abstand zu gewinnen, Dinge wieder neu zu betrachten, ein Stück weit freier zu werden oder zu merken, ich brauche etwas nicht, obwohl ich das vorher dachte. Ich erkenne, es geht auch mit weniger." Reduktion sei aber immer ein freiwilliger Verzicht, so Saurugg. Jemand, der am Existenzminimum lebe, habe Not. "Das ist etwas ganz anderes."
"Dankbar sein für das, was da ist"
Die Benedikt-Regel sehe auch den nachhaltigen Umgang mit Dingen vor. Anschaffungen im Stift Nonnberg würden mit Sorgfalt gepflegt, damit sie möglichst lange in Schuss bleiben. "Wir hatten 20 Jahre lang eine große Küchenspülmaschine in Verwendung, bis wir sie dann ersetzen mussten. Der Servicemann sagte, in der Gastronomie schauen die Maschinen nach drei Monaten schlimmer aus, als unsere nach 20 Jahren." Diese Achtsamkeit gelte für viele Gegenstände und reduziere auch Müll.
Laut dem heiligen Benedikt habe der Abt, die Äbtissin dafür zu sorgen, dass für das klösterliche Leben der Brüder und Schwestern alles Notwendige vorhanden ist, führte Saurugg weiter aus. "Und er sagt weiter: Wer mehr braucht, der kann darum bitten und soll es auch bekommen. Und wer weniger braucht, danke Gott und sei nicht traurig, d. h. er werde nicht neidisch." Das rege an, sich Rechenschaft zu geben, ob man über den Grundkonsens der Gemeinschaft hinausgehende Dinge wirklich benötigt, und den Blick für den Geschenkcharakter aller Dinge zu öffnen. Die benediktinische Grundhaltung bestehe darin, "zufrieden und dankbar zu sein für das, was da ist".
Die Priorin fasste zusammen: "Reduktion bewirkt, achtsamer, empfindsamer, offener zu werden. So erkennt man den Wert der Dinge und lernt sie wieder zu schätzen." Sich jeden Tag an den gedeckten Tisch setzen zu können und in Zeiten wie diesen nicht Hunger zu leiden, sei nicht selbstverständlich. "Das ist ein Geschenk."
Quelle: kathpress