Ewigkeit, Jenseits und Licht: Salzburger "Disputationes" eröffnet
Am Montagnachmittag wurden in Salzburg die heurigen "Disputationes" eröffnet, ein dreitägiges wissenschaftliches Symposion, das die Auftaktwoche "Ouverture Spirituelle" der Salzburger Festspiele begleitet. "Ouverture" wie "Disputationes" stehen unter dem Titel "Lux aeterna". Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat bei der Auftaktveranstaltung in der "SalzburgKulisse" mit seinem Grußwort die Reflexionen zum Begriff der "Ewigkeit" eröffnet.
"Eine Ewigkeit, vorgestellt als Verlängerung der Jetztzeit, hat für uns direkt etwas Bedrohliches. Wenn man sich anschickt, über Ewigkeit nachzudenken, dann müssen wir uns bewusst sein, dass eine direkte Übersetzung dieses Gedankens in unser Dasein nicht gelingt", so Lackner wörtlich. Fragen dieser Art blieben dem direkten Zugriff verborgen.
Der Erzbischof verwies auf den hl. Augustinus, der sich in den Confessiones mit Zeit und Ewigkeit auseinandersetzte. Gott als Schöpfer der Zeit gehe aller Zeit selbst voraus, seine Jahre seien "ein ewiges Heute". In Dimensionen gedacht könnte man sagen, so Lackner: "Die Ewigkeit scheint gewissermaßen im rechten Winkel zur Zeit zu stehen."
Lackner ging in seinem Grußwort u.a. auch auf die liturgische Formel "Kyrie eleison" - "Herr, erbarme dich" - ein. Die Form des griechischen Verbs "eleison"sei ein Imperativ in der Zeitform des Aorist. Diese Zeitform des Altgriechischen könne aber im Deutschen nicht angemessen wiedergegeben werden. Mit dem Wort "eleison" - "erbarme dich" - bitte man, "dass Gott sich nicht heute und genau jetzt erbarmen möge, nicht vor 2.000 Jahren, nicht kommenden Oktober - nein, er möge sich sowohl in jedem Moment wie auch in Ewigkeit, durch alle Zeiten hindurch erbarmen".
Freilich, mit der Ewigkeit bzw. der Sehnsucht nach Ewigkeit sei es heutzutage nicht allzu weit her, bedauerte der Erzbischof. Er sehe hier eine Begleiterscheinung zu dem, was er "Auferstehungsmüdigkeit" nenne. Viele wollten sich eine aus Vergangenheit, Gegenwart und offener Zukunft erwachsende Ewigkeit gar nicht vorstellen. "Ewigkeit anzudenken darf aber nicht auf dem Weg der bloßen Verlängerung des Gegenwärtigen geschehen - Ewigkeit ist der tragende Grund verantworteter Endlichkeit", so Lackner.
Gemeinsam mit Erzbischof Lackner eröffnete am Montag auch der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, die "Disputationes". Inhaltlich folgten Vorträge und Diskussionen zum Thema "Ewigkeit" - aus theologischer, medizinischer und literarischer Sicht. Dazu referierten der Theologe Martin Dürnberger, der Arzt und Schriftsteller Günther Loewit sowie der Schriftsteller Robert Schneider.
Am Dienstag soll der Frage nach Jenseitsvorstellungen nachgegangen werden. Dazu werden der Theologe Jan Rohls, die Philosophin Ariadne von Schirach und der buddhistische Mönch Seelawansa Wijayarajapura referieren und diskutieren.
Der abschließende dritte Tag unter dem Titel "Licht" wartet mit Vorträgen des Pianisten und Dirigenten Walter Gutdeutsch, des Astrophysikers Franz Kerschbaum und der Soziologin Ina Schmied-Knittel auf. (Infos: www.disputationes.at)
Quelle: kathpress