Turnovszky: Weltjugendtag liefert "Lernerfolge" für Bischöfe
Als "spirituell nachhaltig" hat Jugendbischof Stephan Turnovszky den Weltjugendtag in Lissabon (WJT) vom 1. bis 6. August bezeichnet. Die katholische Großveranstaltung in Portugal könne Städte und Teilnehmende verwandeln, so der Wiener Weihbischof im Kathpress-Interview. Aktuell sind rund 1.200 Personen zu den offiziellen Gruppenreisen nach Lissabon angemeldet, erwartet werden bis zu 3.000 junge Pilgerinnen und Pilger aus Österreich. Turnovszky fährt mit einer Pilger-Gruppe von Wien aus nach Lissabon. Er versteht sich als Begleiter und Seelsorger der mitreisenden Jugendlichen: "Ich will jungen Erwachsenen ermöglichen, diese Erfahrung zu machen und sie während der Reise unterstützen", so der Bischof, der seit 2009 für Kinder- und Jugendseelsorge in der Bischofskonferenz zuständig ist.
Der WJT ist für Turnovszky folglich nicht nur Sache der Jugendlichen selbst, sondern auch der Bischöfe, die die Veranstaltung dafür nutzen, zu lernen, wie junge Menschen heute beten und feiern, und um den Kontakt mit Jugendlichen zu vertiefen. "Insofern bedeutet der Weltjugendtag auch immer einen gewissen Lernerfolg für mich", so der Jugendbischof, der u.a. beim Österreicher-Treffen am 1. August eine Katechese halten und im Zuge der "Rise up"-Treffen - die, die bisher üblichen Katechesen ablösen - Impulse geben wird.
WJT verwandelt Städte
"Ich habe bei meinen bisherigen Weltjugendtagen erlebt, dass Gruppen gläubiger Menschen einer Stadt guttun, anders als Fußball-Hooligans", sagte der Bischof. Die Menge an jungen Erwachsenen, gelebtem Glauben und Freude könne eine Gesellschaft verwandeln, zumindest für einige Tage: "Dabei steht auch der Verkehr still, jedoch ohne Aggression." Diese Erfahrung verwandle nicht selten auch die Jugendlichen selbst: So gäbe es unzählige Berufungen zum geistlichen Leben, aber auch Ehepaare hätten ihre Berufung rund um den WJT gefunden oder es seien überhaupt neue Gemeinschaften entstanden.
Österreichische Jugendliche und junge Erwachsene reisen entweder mit Weihbischof Turnovszky, mit Orden, diözesanen Gruppen oder Gemeinschaften nach Lissabon. Aktuell sind mehr als 60 Gruppen gemeldet, die Reisen nach Lissabon anbieten. Der WJT sei eine gute Gelegenheit, bekanntes Terrain zu verlassen und "Kontakte abseits der virtuellen Welt zu schließen", sagte Turnovszky.
Ökologie versus WJT?
Als spannungsreich wertete der Jugendbischof den ökologischen Aspekt des WJT und die lange Anreise zur Großveranstaltung. Nötig sei für ihn darum - wie auch vor jeder längeren Reise - sich vorab die Frage der Güterabwägung zu stellen, Alternativen zu suchen, "aber kein Schwarz-Weiß-Denken", so Turnovszky, der für die WJT-Anreise Bus und Flugzeug nutzen wird. Letzteres sei nicht zu verhindern gewesen, auch wenn sich die Verantwortlichen in Österreich darum bemüht hätten, die Reise per Bahn zu organisieren. Aber so etwas sei für eine größere Gruppe in Europa "leider nach wie vor praktisch unmöglich". Er werde daher "Flugzeug-begleitende-Maßnahmen" treffen, um den Umweltschaden zu minimieren, so der in der Klimaschutzbewegung "Religions For Future" engagierte Turnovszky.
Nachhaltig sei beim WJT vor allem die spirituelle Dimension der Veranstaltung, meinte der Bischof. Die Großveranstaltung selbst habe wie jedes profane Festival auch seine Schattenseiten, etwa Müll oder lange Anreisen, sagte Turnovszky.
Ähnlich argumentierte auch Tobias Kirschner, ehrenamtlicher Vorsitzender der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ), der die Ökobilanz als Herausforderung für eine Veranstaltung dieser Größe bezeichnete. "Ich bin aber davon überzeugt, dass der Mehrwert einer so großen Veranstaltung sehr vielfältig ist", so Kirschner auf eine Kathpress-Nachfrage. So würden Erzählungen, Schicksale und Erfahrungen von Menschen aus der ganzen Welt ein konkretes Gesicht erhalten und "aus 'den Anderen' werden Menschen, mit denen mich etwas verbindet". Das fördere gleichzeitig den nötigen Aktivismus, "den es braucht, um an einer besseren Welt für alle Menschen zu bauen", so der KJÖ-Vorsitzende.
Weltjugendtage seit 1985
Der 37. Weltjugendtag findet vom 1. bis 6. August in Lissabon unter dem Motto "Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg" (Lk 1,39) statt. Maria sei ein Vorbild für dynamische junge Menschen, die nicht regungslos vor dem Spiegel ihr eigenes Bild betrachten oder in den Sozialen Netzwerken "gefangen" sind, erklärte Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltjugendtag. Aufgrund der Corona-Pandemie war das katholische Großereignis von 2022 auf 2023 verschoben worden.
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte die Weltjugendtage 1985 ins Leben gerufen. Das jeweilige katholische Kirchenoberhaupt lädt junge Christen aller Erdteile zu einem Treffen unter einem bestimmten Motto ein. Bisher gab es 15 internationale Weltjugendtage, der erste fand 1986 in Rom statt. Im Wechsel werden die Weltjugendtage in kleinerem Rahmen in den Diözesen vor Ort sowie rund alle drei Jahre als weltweites Großtreffen organisiert. Papst Franziskus nahm bereits an drei Großtreffen teil: 2013 im brasilianischen Rio de Janeiro, 2016 in Krakau in Polen und 2019 in Panama. (Link: www.weltjugendtag.at)
Quelle: kathpress