Ökonom Felbermayr: "In Österreich klagen wir auf einem hohen Niveau"
"Wirtschaftspolitik muss sich vor allem an den Konsequenzen für die Schwächsten orientieren und nicht an den Konsequenzen für die Stärksten": Das hat der Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO, Gabriel Felbermayr hinsichtlich der aktuellen Inflationsrate und langsam wachsenden Wirtschaft betont. Trotz Krisenstimmung könne man in Österreich mit einer Art rationalen Optimismus leben. "In Österreich klagen wir auf einem hohen Niveau", so Felbermayr in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (9. Juli) an die Politik. Das Gespräch ist Teil der gemeinsamen Reihe "Sommergespräch" der Kirchenzeitung mit dem Radiosender "radio klassik Stephansdom" und kann dort am Montag in voller Länge gehört werden (10. Juli, 17.30 Uhr).
In puncto wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung gehöre er sicherlich "zu den Menschen im Land, die den Gürtel nicht enger schnallen müssen", so Felbermayr wörtlich auf die Frage nach den Auswirkungen der Teuerungen auf ihn persönlich. Der Professor an der Wiener Wirtschaftsuniversität verwies aber auf jene 40 Prozent der Haushalte, die auch in normalen Zeiten keine Ersparnisse hätten und nun "echte Härten" erleben würden. Als Grund gab der Ökonom etwa mit Verzögerung angepasste Löhne und Sozialleistungen an.
Die negativen Auswirkungen der hohen Inflationsrate im Vergleich zum restlichen Euroraum werde aktuell im Bekanntenkreis, in Statistiken und Umfragen, aber auch im Stadtbild oder in der Arbeit der Caritas sichtbar, sagte Felbermayr.
Felbermayr, der das Stiftsgymnasium in Schlierbach besuchte, betonte die Rolle des christlichen Glaubens für ihn, auch in puncto Wirtschaftsforschung, "wo ja ganz zentral immer auch verteilungspolitisches Fragen diskutiert werden müssen". Dabei sei die Verantwortungsethik im christlichen Erbe angelegt, etwa die Orientierung am Schwächsten, nicht am Stärksten. Dies sie für den Ökonomen ein "ganz zentraler Punkt, den man mitnehmen kann aus dem Evangelium oder aus der christlichen Lehre".
In der Reihe "Sommergespräch" von Kirchenzeitung und "radio klassik Stephansdom" war am 3. Juli bereits Vatican News-Redakteurin Gudrun Sailer zu hören. Weitere Gespräche folgen mit der Wiener Professorin für Praktische Theologie Regina Polak am 14. August und dem ehemaligen Theatermacher Michael Schottenberg am 24. Juli. (Infos: https://radioklassik.at/)
Quelle kathpress