Caritas sieht "dringenden Verbesserungsbedarf" bei Pflegelehre
Die Caritas sieht bei den Entwürfen der Ausbildungsverordnungen für die geplante Pflegelehre "dringenden Verbesserungsbedarf". "Soll die Pflegelehre wichtiger Baustein der Ausbildungs- und Personaloffensive werden, sind klare Vorgaben und ausreichend Personal für Praxisanleitung unerlässlich", erklärte Caritas-Präsident Michael Landau in einer Aussendung am Mittwoch. Hintergrund ist die mit 5. Juli endende parlamentarische Begutachtungsfrist für die von Gesundheits- und Bildungsministerium eingebrachten Entwürfe. Auch die Caritas hat in einer Stellungnahme Verbesserungsvorschläge formuliert. Fixiert wurde die Pflegelehre vom Ministerrat Ende April, ab Herbst soll die Ausbildung angeboten werden.
Eine "qualitativ hochwertig umgesetzte Pflegelehre" könne ein weiterer Baustein sein, um Menschen für das Berufsfeld Pflege und Betreuung zu begeistern und dem Personalmangel entgegenzuwirken, hielt die Caritas fest. "Das Für und Wider der Pflegelehre wird auch in Fachkreisen kontrovers diskutiert", so Präsident Landau. Die angekündigte Pilotierungsphase mit entsprechender Evaluierung sei daher ein sinnvoller Weg. "Wichtig ist uns, dass die jungen Menschen in ihrer Lehrausbildung im sensiblen Feld der Pflege und Betreuung optimal begleitet werden." Hier sehe die Caritas noch keine zufriedenstellende Lösung.
Schon jetzt könnten individuell gestaltete Anleitungsprozesse in vielen pflegerischen Bereichen nicht mehr gewährleistet werden, kritisierte Landau. Aufgrund des akut herrschenden Personalmangels müssten Praxisanleiter etwa mithelfen, Personalausfälle zu kompensieren und den laufenden Betrieb sicherzustellen. Sie stehen für Ausbildungsbegleitungen nicht konstant zur Verfügung. "Die Pflegelehre kann daher nur funktionieren, wenn ausreichend geschultes Personal für die Ausbildung und Praxisbegleitung der Jugendlichen vorhanden ist", so die Forderung des Caritas-Präsidenten. Die Bundesregierung müsse hier entsprechende finanziellen Ressourcen zur Verfügung stellen.
Klarheit über Befugnisse unerlässlich
Ebenso gelte es, Klarheit für die Praxis zu gewährleisten. Dafür wurde die Erstellung eines Ausbildungshandbuchs angekündigt. Da für die praktische Unterweisung im Pflege- und Betreuungsbereich ein Schutzalter von 17 Jahren gilt, müsse dieses Handbuch eine klare und auch besonders sorgfältig erstellte Orientierung geben, wie vor allem der Tätigkeitsumfang für Lehrlinge vor dem vollendeten 17. Lebensjahr aussehen soll, forderte Landau. Dass Trägerorganisationen wie die Caritas in die Erstellung eines solchen Handbuchs eingebunden werden sollen, sei sehr erfreulich, so Landau. Mit österreichweit 19 Schulstandorten und über 6000 Schülerinnen und Schülern sei die Caritas schon heute ein wichtiger Eckpfeiler bei der Ausbildung von Pflege- und Betreuungspersonal. Diese Expertise wolle man gerne einbringen.
Aus diesen Erfahrungen könne die Caritas bestätigen, dass die Koordination von Praxisausbildung einen erheblichen Aufwand darstellt. So sind im Rahmen der Pflegelehre insgesamt 16 Wochen Praktikum in unterschiedlichen Einrichtungen zu absolvieren. Schon jetzt seien Praktikumsplätze etwa im Krankenhausbereich kaum zu finden. Die Bundesregierung sollte daher einerseits ein Anreizsystem schaffen, damit Einrichtungen Praktikanten aufnehmen. Andererseits sollte es ein bundesweites Dashboard für Praktikumsplätze geben, so Landau.
Aktuell sind mit rund 127.000 Pflege- und Betreuungspersonen so viele Beschäftigte wie noch nie in der Pflege und Betreuung aktiv, das reiche aber bei Weitem nicht aus, so Landau. "Bis 2030 wird knapp ein Drittel der derzeit aktiven Pflegerinnen und Pfleger in Pension gehen." Mit der Ausbildungs- und Personaloffensive als ersten Teil der Pflegereform habe die Bundesregierung einen wichtigen Fokus gesetzt. Die Fortsetzung dieser Maßnahmen, also die Regelfinanzierung im Rahmen des neuen Finanzausgleichs, sei unerlässlich, so Landau abschließend.
Quelle: kathpress