Kardinal Schönborn: "Kirchliche Medien sind keine Parteiblätter"
Die Glaubwürdigkeit kirchlicher Medien steht und fällt für Kardinal Christoph Schönborn damit, dass ehrlich, sachlich und selbstkritisch berichtet wird. Im Interview mit Radio Vatikan forderte der Kardinal: "Es soll gute Arbeit gemacht werden. Gut recherchierte, gut geschriebene, gut gesprochene Beiträge. Die Glaubwürdigkeit kirchlicher Medien liegt halt daran, dass ehrlich berichtet wird. Nicht Hofberichterstattung, sondern guter, ehrlicher Journalismus. Und da soll die Kirche natürlich auch ein Vorbild sein. Kirchliche Medien sind keine Parteiblätter."
Kirchliche Medienleute hätten durchaus auch die Aufgabe, einen kritischen Blick auf die eigene Institution zu werfen, betonte der Kardinal. - Nicht um der Kritik willen, sondern um des journalistischen Ethos willen. "Natürlich muss man Dinge auch benennen, die nicht in Ordnung sind. Aber man muss sie nicht zu Sensationen aufblasen. Man darf sie nicht mit Häme berichten, sondern ehrlich und sachlich."
Schönborn äußerte sich am Rande einer Journalistenreise nach Rom. Der Kardinal besuchte mit österreichischen Medienvertretern am Montag und Dienstag mehrere Behörden der vatikanischen Kurie. Warum er sich für die Journalisten viel Zeit nehme und warum dieser Besuch in Rom für ihn wichtig sei, begründete Schönborn so: "Weil es wichtig ist, dass Medienschaffende Vernünftiges berichten über das, was im Vatikan geschieht, was hier gearbeitet und gedacht wird. Das kann man nur, wenn man es halbwegs kennt. Wir wollen das anbieten und ich freue mich natürlich, dass relativ viele diesem Angebot gefolgt sind und jetzt dabei sind."
Dass es heute schwieriger geworden sei, die Botschaft der Kirche "so zu positionieren, dass sie ankommt", könne er nicht bestätigen, meinte der Kardinal. "Die Zeiten sind anders, aber auch nicht wesentlich anders. Und immer wieder gibt es ganz erstaunliche Beiträge von Medienschaffenden, die zum Beispiel volksreligiöse Aspekte wahrnehmen oder berichten, was in der Kirche geschieht."
Es gebe nicht nur negative Berichterstattung. "Ich kann das wirklich nicht sagen, weder vom ORF noch von den säkularen Medien, noch natürlich von den kirchlichen Medien. Es ist nicht von vornherein ein feindliches, negatives Klima in Österreich. Das kann ich nach so vielen Jahren wirklich sagen", so der Kardinal.
Quelle: kathpress