Schönborn zur Synode: Blick weiten - Warnung vor kirchlicher Nabelschau
Im Blick auf den synodalen Weg und die für Oktober geplante Bischofssynode in Rom hat Kardinal Christoph Schönborn einmal mehr aufgerufen, den Blick auf die Themen möglichst weit zu halten und nicht auf ein spezielles, eher westeuropäisches Set an Reformfragen engzuführen. Der von Papst Franziskus initiierte synodale Weg basiere auf einer Form der "Unabgeschlossenheit" und Offenheit, von der auch das Instrumentum laboris spreche, sagte Schönborn vor österreichischen Journalisten in Rom. Zudem würden in anderen Regionen der Welt teils ganz andere Themen als hierzulande auf der Agenda stehen. Schönborn äußerte sich im Rahmen einer Pressereise mit österreichischen Journalisten, die noch bis Mittwoch Rom und den Vatikan besuchen.
Die Ämterfrage liege gewiss "auf dem Tisch", räumte Schönborn ein. Auch im Blick auf die Rolle der Frauen sprach er sich für eine Stärkung aus: "Die Stimme der Frauen! Ja, dringend: wenn es um soziale Gerechtigkeit geht; wenn es um die Familienfrage geht; wenn es um das Machtgefälle geht. Da ist die Frauenfrage ganz essenziell." Dennoch dürfe dies nicht zu einer Fixierung auf einige wenige konfliktive Fragen führen. Ansonsten drohe "die Gefahr der Nabelschau" und dass man kirchlich "bei einer zu großen Selbstbeschäftigung stehen bleibt".
Synodaler Weg: "Mehr Gelöstheit täte uns allen gut"
Konkret sehe er eine solche Gefahr im deutschen Synodalen Weg gegeben, in dessen Papieren "keine einzige wirtschaftliche Frage", "auch keine einzige wirklich soziale Frage; nichts zum Flüchtlingsthema, nichts zur Ökologie" erkennbar sei. "Was ist da passiert?" - Zugleich jedoch zeigte sich Schönborn durchaus gespannt, wie der deutsche Weg weitergeht: "Es kann durchaus sein, was ja manche Synodalen in Deutschland auch erhoffen, dass es zu einem Pull-Effekt kommt durch den deutschen Synodalen Weg; dass der auch in anderen Ländern sich als attraktiv erweist".
Gewiss habe Rom im Blick auf den Synodalen Weg klare Grenzen benannt - wenngleich durchaus augenzwinkernd, erinnerte Schönborn an Franziskus' Aussage, dass Deutschland bereits eine evangelische Kirche habe und keine zweite brauche. "Das war ein lockeres Wort, das in das Ganze auch ein bisschen Humor hineinbringen sollte, der mir persönlich auch fehlt. Ein bisschen mehr Gelöstheit täte uns allen gut." Entscheidend werde für den deutschen Weg sein, ob man bereit ist, "auch diese anderen Stimmen zu hören und auf sie einzugehen." Wenn man Synodalität ernst nehme, werde dies jedenfalls notwendig sein.
Kardinal Schönborn besucht noch bis Mittwoch in Begleitung einer Journalistengruppe Rom bzw. den Vatikan. Auf dem Programm standen Besuche in mehreren Dikasterien sowie Gespräche über das kommende Heilige Jahr und die Bischofssynode. Den Abschluss der Reise bildet die Teilnahme an der Generalaudienz mit Papst Franziskus und eine Begegnung mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, dem Chef des obersten Leitungsorgans der Kurie, im Apostolischen Palast.
Quelle: kathpress