Schönborn zur Lage der Kirche: "Die Demografie schlägt voll durch"
Die Katholische Kirche in Österreich wird aller Voraussicht nach weiter schrumpfen - in Wien eventuell auf 20 Prozent, österreichweit "sicher auf 40 Prozent oder weniger. Da dürfen wir uns nicht in den Sack lügen." Diese Prognose äußerte der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, in einem Interview mit österreichischen Journalistinnen und Journalisten in Rom. Dennoch beunruhige ihn diese Entwicklung nicht, da dies vor allem mit der Demografie zu tun habe: "Die Demografie schlägt voll durch." Im Blick auf die Kirche habe das "nicht primär damit zu tun, dass die Kirche viele Fehler gemacht hat", sondern es sei ein gesellschaftlicher Gesamttrend, der auch andere Bereiche der Gesellschaft und des Arbeitsmarktes betreffe, so Schönborn.
Zudem zeigte sich der Kardinal nüchtern im Blick auf kirchliche Versuche bzw. Forderungen danach, durch Reformen diesen Trend aufzuhalten: "Wir werden durch keine Maßnahmen den Katholikenschwund aufhalten können - auch nicht durch irgendwelche angeblichen, unbedingt notwendigen Reformen. Das wird's nicht spielen." Es sei eine Tatsache, dass Österreich "weniger konfessionell" geworden sei - dies bedeute jedoch nicht notwendigerweise einen Rückgang an Spiritualität insgesamt. Die Volksreligiosität sei immer noch tief verankert.
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Auch weltweit lasse sich eine "faszinierende Lebendigkeit" im Blick auf Religion bzw. Religiosität ausmachen - auch wenn dies oft konfliktiv und "mit der großen Spannung der Radikalisierung" einhergehe. Angesichts dieser großen Präsenz des Themas irritiere ihn daher das Schrumpfen in Österreich nicht: "Unser Schrumpfen beunruhigt mich da nicht. Denn die Kirche hat ein ganz schönes Paket an Sinn-Orientierung. Man nennt das das Evangelium."
Kardinal Schönborn besucht noch bis Mittwoch in Begleitung einer Journalistengruppe Rom bzw. den Vatikan. Auf dem Programm standen Besuche in mehreren Dikasterien sowie Gespräche über das kommende Heilige Jahr und die Bischofssynode. Den Abschluss der Reise bildet die Teilnahme an der Generalaudienz mit Papst Franziskus und eine Begegnung mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, dem Chef des obersten Leitungsorgans der Kurie, im Apostolischen Palast.
Quelle: kathpress